BVB Wie befreit in Schwarz-Gelb

André Schürrle kehrt zu Ziehvater Thomas Tuchel zurück und überzeugt beim 2:1-Sieg gegen Mainz. Wegen Rückenproblemen muss er jedoch die Länderspiele absagen.

BVB: Wie befreit in Schwarz-Gelb
Foto: Witters

Dortmund. Man sah ihm sein Glück an. Befreit wirkte André Schürrle. Wie jemand, der die Fesseln abgelegt hat. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der teuerste BVB-Neuzugang dieser Saison (30 Millionen) kann noch mehr, als er beim 2:1 (1:0)-Sieg Borussia Dortmunds gegen den FSV Mainz 05 gezeigt hat. Aber es war ein Neuanfang für den Nationalspieler, der erhebliche Lust auf mehr macht.

Leider wird er jedoch erst einmal ausgebremst: Bundestrainer Joachim Löw muss für die ersten Länderspiele nach der Europameisterschaft ohne Schürrle planen. Der Angreifer hat Löw für das Testspiel am Mittwoch gegen Finnland sowie für das erste WM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Norwegen aus Verletzungsgründen absagen müssen. Schürrle leide nach seinem Einsatz zum Bundesliga-Auftakt gegen Mainz an Rückenproblemen, teilte der DFB am Sonntag mit. Ob ein Spieler für den 25-Jährigen nachnominiert wird, ließ Löw zunächst offen.

Am Samstag war Schürrle noch an allen gefährlichen Situationen beteiligt. Er zog mehr als 30 Sprints an, schoss siebenmal auf das Tor der Gäste. Und war nicht zufällig der Vorbereiter der beiden Tore von Pierre-Emerick Aubameyang. Einmal mit einer Maßflanke auf den Kopf des Gabuners (1:0, 17.). Ein weiteres Mal, als er von Karim Onisiwo nur regelwidrig im Strafraum gestoppt werden konnte. Es gab Foulelfmeter (2:0, 89.). Das Tor von Yoshimuro Muto in der Nachspielzeit (90+2) kam zu spät, um Dortmunds Auftaktsieg noch zu gefährden.

Vier Neuzugängen hatte BVB-Trainer Thomas Tuchel von Beginn an das Vertrauen geschenkt. Marc Bartras Einstand als Abwehrchef gelang, Sebastian Rodes Tempodefizite waren bei allem Engagement im Mittelfeld unübersehbar, und Ousmane Dembelé bewegte sich über die komplette Distanz zwischen Genie und Wahnsinn.

Der 19-Jährige ist mit wunderbaren fußballerischen Eigenschaften ausgestattet. Er ist megaschnell, dribbelstark und ein bisschen (positiv) verrückt in seinen Aktionen. Aber er ist halt auch manchmal (noch) zu eigensinnig, übersieht den besser postierten Nebenmann. „Wir wollen ihm seine Freiheiten lassen“, sagte Trainer Thomas Tuchel. „Dabei müssen wir schauen, wie wir ihn mit seinen Fähigkeiten in unsere Struktur einbeziehen.“

Thomas Tuchel, BVB-Trainer, über seinen fußballerischen Ziehsohn André Schürrle

Ein Anpassungsprozess, der bei André Schürrle nachvollziehbarerweise schneller funktionieren wird. Am heißesten Tag des Jahres hatte der 25-Jährige nach 90 intensiven Minuten nur einen einzigen Wunsch: „Ich würde mich jetzt schon gerne komplett in die Eistonne legen.“ Zeitgleich beantwortete Tuchel Fragen zu seinem fußballerischen Ziehsohn: „Das war ein sehr gelungener Start für André. Man konnte erahnen, wie sehr er sich das gewünscht hat. Aber er hat auch noch ganz viel Luft nach oben.“

Wie überhaupt der Vize-Meister des Vorjahrs nach seinem Totalumbau noch weit von den selbstverständlichen Abläufen der zurückliegenden Saison entfernt ist. Da fehlte oft noch die Passgeschwindigkeit, das Tempo in den Aktionen. Was gewiss auch mit der Hitze zu tun hatte.

Der neue Kapitän Marcel Schmelzer sagte dann auch: „Wir wissen, dass noch nicht alles so war, wie wir uns das vorgestellt haben. Trotzdem war es bei der Luft hier im Stadion teilweise ein sehr gutes Spiel.“ Mainz entpuppte sich als der erwartet unangenehme Gegner. Sehr laufstark, früh pressend, keine Räume herschenkend. „Wir haben wegen zwei Standards verloren, uns da ein bisschen doof angestellt“, fasste Trainer Martin Schmidt das Spiel „in einem Tollhaus und in einem geilen Stadion“ zusammen. „Wir werden noch einmal einen Anlauf nehmen, in Dortmund zu gewinnen. Irgendwann wird es klappen.“

Irgendwann sind beim BVB aber auch Spieler wie Reus, Götze, Ginter und Bender wieder dabei. Da schlummert noch ganz viel Potenzial. Erst recht wenn Ousmane Dembelé bei seinen Dribbling erst mal den Kopf hoch nimmt . . .

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