Bayer Leverkusen "Werkself" tritt auf der Stelle

Nur 2:2 gegen Wolfsburg. Erneut stehen bei Bayer Leverkusen Aufwand und Ertrag nicht im Einklang.

Kevin Volland (l) und Torschütze Lars Bender (2. v.l.) nach dem Treffer zur 1:0 Führung.

Kevin Volland (l) und Torschütze Lars Bender (2. v.l.) nach dem Treffer zur 1:0 Führung.

Foto: Marius Becker

Leverkusen. Am Ende hätte es für Bayer Leverkusen sogar noch ganz übel enden können. Victor Osimhen hatte den Siegtreffer für den VfL Wolfsburg auf dem Fuß, verfehlte das Tor in der 88. Minute jedoch knapp. Es wäre allerdings auch nicht verdient gewesen, denn über weite Strecken dominierte die "Werkself" vor den 29 104 Zuschauern in der BayArena. Einmal mehr aber scheiterte das Team von Trainer Heiko Herrlich beim 2:2 (1:1) an seiner Ineffizienz, verteidigte zudem fahrlässig und tritt so nach dem zweiten Remis in Folge auf der Stelle. "Vorne nutzen wir unsere Chancen nicht und hinten stellen wir uns naiv an", haderte Torhüter Bernd Leno.

Die Sonne strahlte ungewöhnlich warm für einen Oktober-Tag vom wolkenlosen Himmel über der BayArena. Dass Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler im Vorfeld der Begegnung mit dem VfL Wolfsburg von einem heißen Herbst sprach, war allerdings auf die sportliche Perspektive gemünzt. Fünf Partien sind es bis zur nächsten Länderspiel-Pause, darunter dass wichtige Pokal-Duell mit Zweitligist Union Berlin sowie die pikanten Derbys bei Borussia Mönchengladbach und gegen den 1. FC Köln. "Wir wollen unseren eingeschlagenen Weg jetzt konsequent beibehalten", sagte Völler. Dieser Weg aber erscheint nach nun weiterhin nur zwei Siegen aus acht Spielen steiniger als erhofft.

Sieben Punkte hatte die "Werkself" in den vorangegangenen vier Spielen aufs Konto buchen und ihren Fehlstart damit einigermaßen korrigieren können. "Der Trend zeigt jetzt in die richtige Richtung", meinte Trainer Heiko Herrlich. Der 45-Jährige war von daher natürlich wenig glücklich, dass er auf den verletzten Charles Aranguiz verzichten musste. Der defensive Mittelfeldspieler hatte sich beim 1:1 auf Schalke einen Faserriss in der Wade zugezogen, wurde jedoch zum Leverkusener Unmut am vergangenen Dienstag in Chiles WM-Qualifikationsspiel gegen Brasilien für die ersten 45 Minuten eingesetzt. "Als Verein bist du durch die Abstellungspflicht gegen so eine Entscheidung machtlos", sagte Völler.

Wie gut, dass im Zentrum vor der Abwehr der junge Dominik Kohr mit seiner robusten Zweikampfführung unerwartet schnell zur vollwertigen Alternative geworden ist. Und auch im Angriff ist die "Werkself" mit dem aufstrebenden Leon Bailey sowie Zugang Lucas Alario inzwischen breiter aufgestellt. Besonders Bailey wirbelte dann auch mit viel Dynamik sowie flinken Bewegungen die Wolfsburger vor der Pause ein ums andere Mal durcheinander. In der 14. Minute wurde der 20-Jährige in letzter Sekunde am Torschuss gehindert. Zwölf Minuten später konnte Torhüter Casteels einen Heber des Jamaikaners so gerade eben noch über die Latte lenken.

Die Führung lag in der Luft und sie fiel in der 29. Minute fast folgerichtig, als Lars Bender nach der da schon vierten Ecke die abermalige Konfusion in der Wolfsburger Abwehrzentrale nutzen konnte. Statt nachzusetzen zog sich die "Werkself" jedoch unerklärlicherweise zurück, bot Räume an und kassierte prompt den Ausgleich durch den Belgier Divock Origi (44.). Eine präzise Hereingabe von Wendell drückte Alario in der 61. Minute zum 2:1 ins untere linke Eck. Der Argentinier bewies erneut, warum ihn die Leverkusener unbedingt haben wollten. "Er hat unglaublich gute Laufwege. Lucas kommt zu Chancen, weil er sich sensationell freiläuft. Es tut gut, so einen Vollblutstürmer zu haben", sagte Lars Bender.

Doch was nützt es, wenn schon acht Minuten später ein erneuter Aussetzer der zentralen Defensive den Gästen durch Blaszczykowski das 2:2 ermöglicht. "Wir haben zweimal eine Führung hergeschenkt", sagte Heiko Herrlich und fügte leicht ernüchtert hinzu: "Fußball wird nun einmal nicht nach Haltungsnoten entschieden."

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