VW droht VfL-Profis mit Rauswurf - Magath quält

Wolfsburg (dpa) - Der Club-Eigner droht, der Trainer quält: Die Stimmung beim stark abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburger könnte zum Frühlingserwachen frostiger nicht sein.

Die Geduld beim VfL-Mutterkonzern Volkswagen ist angesichts der bedrohlichen Lage des Meisters von 2009 nach dem frustrierenden 2:2 gegen den direkten Konkurrenten FC St. Pauli endgültig am Ende. In noch nie dagewesener Schärfe und Deutlichkeit droht VW den Woche für Woche enttäuschenden Profis unverhohlen mit dem Rauswurf.

„Wenn die Mannschaft jetzt nicht konsequent agiert, dann werden wir eben Konsequenzen ziehen“, kündigte Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz vor dem Heimspiel am Ostersonntag gegen den 1. FC Köln an. Die Spieler nahmen die Drohung gelassen. „Er ist der Boss. Es ist sein Job, so etwas zu sagen“, befand Mittelfeldspieler Diego nach dem Training.

Auch von den Fans haben die Spieler einiges zu erwarten. Für Dienstag wurden sie von den frustrierten Anhängern zum Rapport beordert. „Nach dem enttäuschenden Unentschieden gegen St. Pauli gibt es seitens der Fans Redebedarf“, sagte der Fanbeauftragte Michael Schrader laut einer Club-Mitteilung.

Die Profis stehen am Pranger und werden von Trainer Felix Magath ordentlich gequält. Die üblichen freien Regenerationstage entfielen nach dem Lust- und Hilflos-Auftritt gegen St. Pauli. Der vermeintliche Heilsbringer Magath, der auch vier Spiele nach seiner umjubelten Rückkehr noch auf den ersten Sieg wartet, wird wieder zum „Quälix“.

Bei strahlendem Sonnenschein am Rande der VW-Arena herrschte am Montag eisige Stimmung. Magath scheuchte die Profis, denen er am Wochenende Egoismus vorgehalten hatte, in Intervallläufen über den Rasen. Schon am Sonntag hatte es statt Regeneration ein beinhartes Straftraining gegeben, bei denen die Spieler stärker als im Spiel am Samstag an ihre Leistungsgrenzen gehen mussten. „St. Pauli hat Abstiegskampf gezeigt. Wir machen Schönwetter-Spielerei. Das geht so nicht“, wetterte VW-Konzernchef Martin Winterkorn in der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“.

Für den Club-Eigner wird der VfL allmählich zum ernsthaften Image-Problem. Winterkorn, der den Club nach dem Meistertitel 2009 zu einer europäischen Marke und einem Dauergast in der Champions League machen wollte, muss mitansehen, wie der VfL seinem ersten Bundesliga-Abstieg entgegentaumelt. Tatenlosigkeit kann dem VW-Boss dabei niemand vorwerfen. Nachdem der VfL unter vier verschiedenen Trainern und dem neu installierten Manager Dieter Hoeneß nach 2009 nie richtig in die Gänge kam, platzte Winterkorn im März endgültig der Kragen.

In Abstiegs-Panik griff Winterkorn zur Radikallösung, beurlaubte Hoeneß und kehrte zum einst erfolgreichen Modell Magath zurück. „Es ist keine Besserung eingetreten“, stellte VW-Vorstand Garcia Sanz nun konsterniert fest. Demonstrativ stärkten die Bosse Magath aber den Rücken: „Wenn es einer schaffen kann, dann Felix Magath.“

Der erfolgsverwöhnte Trainer und Manager hat freie Hand, die Spieler endlich zum Erfolg zu quälen. „Wir haben jetzt noch vier Spiele Zeit, den Karren aus dem Dreck zu ziehen“, sagte Garcia Sanz. Angesichts von bereits vier Punkten Rückstand zum rettenden Ufer müsste dies womöglich über den Umweg Relegation geschehen.

Spätestens im Sommer könnte es den Profis auch im Falle des Klassenverbleibs an den Kragen gehen. „Persönlich bin ich von der Mannschaft sehr enttäuscht“, bekräftigte Garcia Sanz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort