Interview Vincenzo Grifo im Interview: "Ein Kindheitstraum hat sich erfüllt"

Genk · Interview mit Nationalmannschaftsdebütant Vincenzo Grifo über sein erstes Länderspiel für Italien und das Trikot mit der Nummer 10.

Vincenzo Grifo (r) bei einem Spiel für Hoffenheim im Oktober.

Vincenzo Grifo (r) bei einem Spiel für Hoffenheim im Oktober.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Vincenzo Grifo ist am Ziel. Der aus Pforzheim stammende Fußballprofi hat beim 1:0 gegen die USA im belgischen Genk für Italiens Nationalmannschaft debütiert. Davon hatte er schon als Junge auf den Bolzplätzen in seiner Heimatstadt geträumt. Wie es sich anfühlt, das Trikot der Squadra Azzurra zu tragen, und wie es für ihn im Verein bei der TSG 1899 Hoffenheim weitergeht, darüber spricht der 25-Jährige im Interview.

Das erste Länderspiel für Italien, und das gleich mit der Nummer 10. Wie kommt man als Neuling zu diesem begehrten Trikot?

Vincenzo Grifo: Das wird vom Trainer eingeteilt. Nachdem einige Spieler vor der Partie abgereist waren, war die Nummer frei. Und die habe ich dann halt bekommen.

Ein Trikot mit einer ganz besonderen Bedeutung, die vor Ihnen auch Spieler wie Ihr Idol Roberto Baggio, Andrea Pirlo, Alessandro del Piero und Francesco Totti getragen haben.

Für mich war das ein Traum. Die Zehn ist in Italien von unzähligen Legenden getragen worden. Dass ich die auch tragen konnte, war cool.

Ist das auch eine Bürde? Oder eher Motivation?

Ich habe gewusst, dass ich alles geben muss, um diese Nummer gut zu repräsentieren. Es ist aber auch definitiv eine Motivation. Für mich hat sich ein Kindheitstraum erfüllt. Früher bin ich auf dem Bolzplatz im Trikot der italienischen Fußball-Nationalmannschaft rumgerannt. Man hat getan, als wäre man einer der Spieler, deren Nummer man auf dem Rücken hatte. Ich habe meine ganze Karriere dafür gearbeitet, da mal hinzukommen, zu den Besten Italiens. Jetzt habe ich das Ziel erreicht.

Sie sind beim 1:0 gegen die USA zur Pause eingewechselt worden. Wie zufrieden sind Sie denn mit Ihrem Auftritt?

Ich rede eher ungern über mich selbst, ich lasse das lieber die anderen beurteilen. Das machen ja auch die Medien. Aber für das erste Mal war ich sehr zufrieden mit mir. Es ist ja nicht immer einfach, in der Halbzeit reinzukommen. Wir hatten dann nach der Pause relativ viele gute Chancen. Ich hatte auch ein, zwei gute Möglichkeiten. Schade, dass der eine Ball nicht reingegangen ist. Aber das Wichtigste ist, immer abzuliefern, Gas zu geben und zu zeigen, was man kann.

Hat sich Nationaltrainer Roberto Mancini zu Ihrer Leistung geäußert?

Er war zufrieden mit dem Spiel, mit dem Auftritt, den wir abgeliefert haben. Wir hätten höher gewinnen können. Aber viel gesagt hat er nach dem Spiel dann nicht mehr. Wir mussten uns beeilen, um den Flieger zu erreichen.

Italien spielte im 4-3-3-System. Auf welcher Position wurden sie eingesetzt?

Ich war Linksaußen. Die Position ist im 4-3-3 aber vielseitig. Man ist Angreifer und Mittelfeldspieler zugleich.

Sie sehen sich selbst eher als klassichen Zehner. Ist es für Sie ein Problem, auf dem Flügel zu spielen?

Nein, nullkommanull. Man hat viele Eins-gegen-eins-Situation, man kommt viel zum Abschluss.

Hatten Sie von vorneherein die Zusage für einen Einsatz im Spiel gegen die USA?

Nein, ich musste warten, habe nichts gewusst. Gehofft habe ich natürlich. Aber das Training in Italien lief schon sehr gut. Man sagt ja, man spielt so, wie man trainiert. Aber das ist ja ein alter Spruch, dafür müsste ich jetzt wohl was ins Phrasenschwein werfen (lacht).

Was das der größte Tag Ihrer bisherigen sportlichen Karriere.

Ja. Einfach ja.

Sie sind in Deutschland aufgewachsen. War es je eine Überlegung, das deutsche Trikot zu tragen?

Nein. Ich habe mich relativ früh festgelegt, dass mein Herz für Italien schlägt. Daheim wird bei uns italienisch gelebt. Ich habe im Fußball immer mit Italien mitgefiebert. Das heißt aber nicht, dass ich mich in Deutschland nicht wohlfühle. Ich bin mega happy, dass ich hier in Deutschland aufwachsen konnte, eine gute Ausbildung bekommen habe. Ich fühle mich in Deutschland sehr sehr sehr sehr wohl. Aber fußballerisch schlägt mein Herz für Italien.

Sind Sie eigentlich der erste Spieler, der in die Squadra Azzurra berufen wurde, ohne je in der Seria A in Italien gespielt zu haben?

Ich glaube schon. Aber bislang habe ich darüber noch nicht nachgedacht.

Passiert es Ihnen in Italien, dass die Leute „Vincenzo wer?“ fragen, weil sie mit Ihrem Namen nichts anfangen können?

(lacht) Das glaube ich schon. Aber ich weiß auch, dass die Italiener fußballverrückt sind. Die haben sich spätestens nach der Nominierung informiert. Der eine oder andere wusste sicher nicht, wer ich bin – oder weiß es bis jetzt noch nicht.

Haben Sie schon die Zusage für weitere Einladungen zur Nationalmannschaft?

Nein. Ich denke, der Kontakt ist durch die Einladung enger geworden. Aber ich weiß noch nicht, wie es im März aussieht.

Am besten, Sie empfehlen sich durch gute Leistungen in der Bundesliga.

Ich versuche natürlich, hier in Hoffenheim mein Bestes zu geben, da weiterzumachen, wo ich mit den Spielen gegen Leverkusen und Augsburg aufgehört habe. Den Traum immer weiterleben, immer weiter an sich arbeiten.

Welche Rolle spielt für Sie die Familie?

Man sollte einmal ganz groß und dick schreiben: Ein Riesendank an meine Familie. An meine Frau, an meine Eltern, an meine Brüder, an meine Freunde, die mich alle mega unterstützen, die immer für mich da sind, auch wenn es nicht so gut läuft.

War auch jemand von der Familie in Genk?

Ja. Meine Frau Vanessa, meine Eltern, mein Onkel, mein Schwager, gute Freunde – viele haben sich auf den Weg gemacht, um mich zu unterstützen.

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