Verletzter Raúl macht Schalke Sorgen

Pilsen (dpa) - Raúl ist ehrgeizig. Der spanische Stürmerstar des FC Schalke 04 will am liebsten immer spielen. Dabei ist der 34 Jahre alte Angreifer seit Wochen völlig aus dem Tritt.

Besonders deutlich wurde Raúls Formschwäche beim glücklichen 1:1 (0:1) im Hinspiel der ersten K.o.-Runde der Europa League bei Viktoria Pilsen. Huub Stevens lieferte anschließend eine schlüssige Erklärung, die jedoch auch zu denken gibt. „Er quält sich mit einer Oberschenkelverletzung. Die macht ihm noch Probleme“, erläuterte der niederländische Trainer.

Warum Stevens den Publikumsliebling erst in der 69. Minute erlöste und nach dessen völlig indiskutabler Leistung vom Platz nahm, deutete er nur an. Raúl kann offenbar selbst über sein Mitwirken entscheiden. „Er hat gesagt, er will sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Aber nach 70 Minuten dachte ich, es ist genug. Am Sonntag haben wir wieder ein Spiel. Und ich hoffe, dass er wieder frisch und fit ist, gegen Wolfsburg zu spielen“, sagte Stevens.

Doch in dieser Verfassung ist der Spanier keine Verstärkung - Fußball-Ikone hin oder her. Vor einigen Wochen setzte ihn eine Wadenblessur außer Gefecht. Beim 0:3 in Mönchengladbach bekam Raúl zudem einen Schlag auf den Oberschenkel. „Einen Pferdekuss, den er verschleppt hat“, verriet Manager Horst Heldt. Drei Tage musste Raúl mit dem Training aussetzen. Kein Wunder, dass er gegen den tschechischen Meister behäbig und gehemmt wirkte. Helfen oder gar entscheidende Impulse setzten konnte er jedenfalls nicht.

Gleichwohl stellen sich die Schalker Verantwortlichen schützend vor ihren Stürmer, der vor Jahresfrist noch mit dem „Tor des Jahres“ verzückte. Raúl habe „keine Formkrise“, meinte Heldt. Er räumte aber auch ein, dass sowohl dem grippegeschwächten Jefferson Farfán, der ebenfalls zwei, drei Tage kürzertreten musste, als auch Raúl der richtige Rhythmus fehle. „Aber es ist ein Zusammenspiel der ganzen Mannschaft. Man darf nicht alles auf einen Spieler projizieren. Alle müssen eine Schippe drauflegen“, stellte Heldt klar.

Die Königsblauen können froh sein, dass sie Klaas-Jan Hunterlaar haben. Nach dem verdienten Rückstand durch einen schönen Volleyschuss von Vladimir Darida (22.) war es mal wieder der Torjäger vom Dienst, der das spielerisch erneut enttäuschende Team vor einer weiteren Pleite bewahrte. Mit seinem 29. Europapokaltor im 51. Einsatz bescherte der Hunter (75.) der Elf gute Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale im Rückspiel am nächsten Donnerstag. „Es war sicher kein Schmankerl, aber ein Schritt nach vorn, weil wir jetzt eine gute Ausgangsposition haben“, meinte Heldt.

28 Pflichtspieltore in drei Wettbewerben erzielte Huntelaar diese Saison, obwohl ihm oft die kreative Unterstützung aus dem Mittelfeld fehlte. „Es war nicht unser bestes Spiel, aber das Auswärtstor war wichtig“, sagte der niederländische Stürmer. Aber auch er war mit dem „gesamten Verlauf des Spiels natürlich nicht zufrieden“.

Schon im Bundesliga-Heimspiel gegen Wolfsburg mit Ex-Trainer Felix Magath ist eine klare Steigerung notwendig, um die Champions-League-Ambitionen zu untermauern und den angestrebten dritten Platz nicht aus den Augen zu verlieren. Ob es Sinn macht, Raúl dann wieder aufzubieten, muss der Trainer entscheiden.

Allerdings muss Stevens sein Team sowieso umbauen, weil Benedikt Höwedes und Chinedu Obasi (beide Gelbsperre) und der in der Liga bis 1. März gesperrte Jermaine Jones ausfallen. Gegen Pilsen unterstrich der Abräumer trotz langer Spielpause seinen Wert im defensiven Mittelfeld, gehörte zu den Besten, dirigierte seine Mitspieler lautstark. „Wir haben schon oft gezeigt, was wir können. Die Mannschaft sollte gegen Wolfsburg selbstbewusst auflaufen“, sagte Jones. Mit oder ohne Raúl?

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