Trotziges Selbstbewusstsein beim BVB

Dortmund lässt sich nicht einreden, dass das 1:1 gegen Stuttgart der Beginn einer Krise sein könnte.

Dortmund. Mats Hummels war leicht genervt, aber für einen kleinen Scherz war er sich dann doch nicht zu schade. „Ist ja nichts passiert“, sagte der Innenverteidiger von erneut erwiesener Qualität nach dem 1:1 (1:0) von Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart, „wir haben unseren Vorsprung ja noch ausgebaut.“ Gelächelt hat er danach nur kurz ob der Ergebnisse der Konkurrenz aus Hannover und Mainz, und so wurde offenbar, dass sich Dortmunder Selbstbewusstsein nach diesem nicht erwarteten Remis gegen den Abstiegskandidaten mit einer Prise Trotz verband.

„Wir analysieren das, und dann hauen wir Wolfsburg weg“, befand Offensivspieler Kevin Großkreutz, „warum sollten wir nervös sein?“ Das letzte Wort gehörte dem Vorreiter der Dortmunder Bundesliga-Offensive, dem Trainer Jürgen Klopp: „Mal 1:0 gewinnen wäre auch nicht verboten gewesen, aber wen das aus der Bahn wirft, der war nie in der Bahn.“ Punkt. Und dann war es auch gut mit den Versuchen, aus einem Remis im Heimspiel eine erste Krise des BVB-Ensembles zu kreieren, an der sich die Liga erfreuen und dann auch motivieren könnte.

Warum auch? Die Borussia wirbelte vor ausverkauften Rängen lange Zeit im offensiven Bereich, wie es inzwischen zur Gewohnheit geworden ist. Mit dem Filigranspieler Mario Götze, der in beiden Spielen der Rückrunde überragte und am Samstag nicht nur Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia begeisterte. „Wahnsinn, wie leicht das bei dem aussieht. Wie der das 1:0 macht, das hat Klasse“, sagte Labbadia, als er die beeindruckende Arena Richtung Mannschaftsbus verließ. „Genau diese Leichtigkeit fehlt uns, weil meine Mannschaft in einer Situation ist, mit der sie nie gerechnet hätte.“ Diese Situation heißt Abstiegskampf, und immerhin scheint Labbadias Team diese Herausforderung inzwischen ohne Wenn und Aber angenommen zu haben.

Wenn auch ein Dortmunder Sieg aufgrund der Vielzahl von herausragenden Chancen verdient gewesen wäre, so hatten sich die Schwaben auch diesen errungenen Punkt verdient. Weil sie nie aufgaben, die Ordnung hielten und tapfer angriffen. Mit dem laufstarken Russen Pavel Pogrebnyak, mit dem erstmalig eingesetzten jungen Sven Schipplock, mit dem unermüdlichen Antreibern Christian Träsch und Christian Gentner.

„Dass sich diese Dortmunder Chancen erspielen, wirst du nie verhindern können“, sagte VfB-Spieler Gentner. Aber da zu sein, wenn die Chance kommt, das war die Stuttgarter Qualität an diesem Tag. „Dann haut er uns das Ding in den Winkel, nachdem wir bei Führung ausgekontert werden“, moserte Hummels und meinte Pogrebnyaks trockenen Schuss zum 1:1 (84.), nachdem Dortmund munter weiter gestürmt war, aber alle Chancen in erster Linie durch den polnischen Stürmer Robert Lewandowski zu freigiebig hergeschenkt hatte.

Klopp wollte sich darüber nicht aufregen: „Wir sind etwas unruhig gewesen und wollten unbedingt das 2:0. Diese Art Fußball zu spielen, hat uns auch schon viele Siege gebracht.“ Und die Situation, bei aller Überlegenheit auch mal nicht zu siegen, erlebe das Team auch nicht zum ersten Mal, befand der Trainer. „In der Bundesliga hatten wir das noch nicht so oft, aber die Mannschaft kennt das aus der Europa League in diesem Jahr zu Genüge.“ Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass Dortmund schon bald eine Antwort folgen lässt.

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