Schlechteste Hinrunde seit 1974: Werder vor 17 „Endspielen“

Frankfurt/Main (dpa) - Eine Tabelle gibt es noch, in der Werder Bremen ganz weit oben steht. Das ist die ewige Tabelle der Fußball-Bundesliga, in der nach 52 Jahren nur Bayern München mehr Punkte geholt hat als die Bremer.

Schlechteste Hinrunde seit 1974: Werder vor 17 „Endspielen“
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Nach der schlechtesten Hinrunde seit mehr als 40 Jahren steht diese Rangliste aber vor allem für eines: Für die große Fallhöhe, sollte dieser populäre Club am Ende der Saison tatsächlich absteigen. Werder geht als Tabellen-16. in die Winterpause. Magere 15 Punkte in 17 Partien holte der Verein zuletzt in den Spieljahren 1972/73 und 1974/75. Das Abstiegsszenario ist durch das 1:2 (1:1) bei Eintracht Frankfurt wieder greifbar geworden.

„Wir sind in einer sehr schwierigen Situation für die Mannschaft, die Fans und die gesamte Stadt“, sagte Claudio Pizarro. Auch Verteidiger Jannik Vestergaard meinte: „In der Rückrunde wird jedes Spiel ein Endspiel für uns sein.“ Der Däne erinnerte an die vergangene Saison. „Da hatten wir eine ähnliche Situation, alles ist möglich. Ich habe volles Vertrauen in unser Team, wir werden da unten rauskommen.“ Er sagte aber auch: „Dafür müssen wir uns deutlich verbessern.“

Die Niederlage in Frankfurt war für die Bremer schwer zu verdauen. Vier Tage zuvor hatten sie durch ein 4:3 in Mönchengladbach noch das Viertelfinale des DFB-Pokals erreicht. Am Samstag aber, in diesem Krisen- und Kellerduell bei einem noch viel stärker verunsicherten Gegner, reichte auch die 1:0-Führung durch Pizarro (29.) nicht. Die Eintracht glich im Gegenzug durch Alexander Meier aus (31.) und nutzte die erste Chance der zweiten Halbzeit zum verdienten Siegtor durch Stefan Aigner (48.). Danach kam von Werder nichts mehr.

Trainer Viktor Skripnik blieb am Samstag trotzdem völlig ruhig. „Wir haben heute ein wichtiges Spiel verloren“, sagte er. „Aber ich bin fest davon überzeugt: Das war noch kein entscheidendes Spiel.“

Werder hat zwar nur einen Punkt Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz, ist aber auch punktgleich mit dem VfB Stuttgart auf Rang 15. Das enge und intensive Spiel in der Commerzbank Arena war nur ein Vorgeschmack auf das, was alle beteiligten Clubs in der Rückrunde im Abstiegskampf erwarten wird. „Bei uns sind alle erleichtert“, sagte Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen. „Aber da unten spielen jetzt zehn Mannschaften auf Augenhöhe gegen den Abstieg. Die Spiele werden auch in Zukunft noch so eng sein.“

Werders Problem ist: Kommt der aktuell verletzte Zlatko Junuzovic zurück, hat dieser Club eine brauchbare und hungrige erste Elf. Nur dahinter sind die Bremer so dünn besetzt wie kaum ein anderer Verein. Nach dem Tor zum 2:1 für Frankfurt hatten sie niemanden mehr auf der Bank, der noch einen wichtigen Impuls hätte geben können.

Hinzu kommt: Fast alle direkten Konkurrenten haben das Geld und auch die feste Absicht, sich im Januar noch einmal zu verstärken. Eintracht-Manager Bruno Hübner gab am Samstag ein Sky-Interview, in dem er den Kauf des mexikanischen Nationalspielers Marco Fabian für das offensive Mittelfeld ankündigte. „Wir gehen davon aus, dass er in der Rückrunde Spieler von Eintracht Frankfurt ist“, sagte er. Danach sollen „noch ein Innenverteidiger und eine Offensivkraft“ kommen.

Ein paar Meter weiter stand der Bremer Sportchef Thomas Eichin und konnte nichts dergleichen in Aussicht stellen. Werder fehlt das Geld, um noch einmal im vergleichbaren Ausmaß auf dem Transfermarkt aktiv werden zu können. Also sagte Eichin bloß: „Wir haben eindeutig zu wenig Punkte, um beruhigt in die Winterpause zu gehen. Aber wir müssen ruhig bleiben, hart arbeiten, zusammenhalten, die Fehler schonungslos ansprechen und kämpferisch in die Rückrunde gehen.“

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