3:1 gegen Stuttgart Schalke trotz Protesten zurück auf Kurs - „Was ganz Cooles“

Gelsenkirchen (dpa) - Der Blick auf die Tabelle bereitete Leon Goretzka diebische Freude. Dass der FC Schalke nach dem 3:1 (1:1) über den VfB Stuttgart als Fünfter sogar noch einen Platz vor dem Rekordmeister FC Bayern München rangiert, kommentierte der Nationalspieler mit einem breiten Grinsen.

3:1 gegen Stuttgart: Schalke trotz Protesten zurück auf Kurs - „Was ganz Cooles“
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„Es hat was ganz Cooles. Ist ja schließlich schon ein Weilchen her, dass es so etwas gab“, sagte Goretzka. Bestaunt wurde dieses Phänomen beim Revierclub zuletzt vor gut vier Jahren. Zur Freude von Trainer Domenico Tedesco trug es dazu bei, das drohende Stimmungstief zu vertreiben. Die Spruchbänder der Fans, die noch vor dem Spiel ihrem Unmut über den Abgang des langjährigen Kapitäns Benedikt Höwedes Richtung Turin zum Ausdruck gebracht hatten und vor einem Identitätsverlust beim Traditionsverein warnten, gab es nach dem Schlusspfiff nicht mehr zu sehen. Stattdessen herrschte bei allen Beteiligten prächtige Stimmung. „Für den Kopf ist es ganz wichtig, dass der Trend nach oben geht“, befand Goretzka.

Große Lust, auf die Proteste des Anhangs einzugehen, verspürten die Schalker Führungskräfte nicht. Anders als üblich ließ sich Manager Christian Heidel nicht in der Mixed Zone blicken, um sich den Fragen der dort wartenden Journalisten zu stellen. Trainer Domenico Tedesco wollte lieber über den Auftritt seiner Mannschaft als den der Ultras reden. „Wir haben in der Knappenschmiede unheimlich gute und viele Spieler, die die nächsten Steps machen werden. Da haben wir auf Schalke genug Identifikationsfiguren“, sagte er mit Verweis auf die gute Nachwuchsarbeit des Clubs.

Warum über Probleme reden, wenn es aufwärts geht? Doch bei aller Freude über den passablen Saisonstart bewahrten alle Schalker eine realistische Sicht der Dinge. Denn wie eine Mannschaft, die sich berechtigte Hoffnung auf einen der vorderen Plätze machen kann, traten sie nicht auf. Erst ein umstrittenes Kopfballtor von Naldo (47.), der an seinem 35. Geburtstag dabei die Hand zu Hilfe nahm, und das 3:1 des nach der Pause eingewechselten Guido Burgstaller nur eine Minute später ebneten den Weg zum glanzlosen Sieg. „Wir wissen, dass noch einiges fehlt“, bekannte Burgstaller.

Nach gutem Spielbeginn der Gastgeber und dem frühen Führungstreffer durch Nabil Bentaleb (4./Foulelfmeter) übernahmen die Stuttgarter bis zur Pause die Regie und wurden durch den sehenswerten Ausgleich von Chadrac Akolo (40.) belohnt. Vermeidbare Fehler jeweils zu Beginn beider Spielhälften brachten sie jedoch um den Lohn. „Wir haben jetzt zum zweiten Mal, wie in Berlin, Lehrgeld bezahlt“, klagte Mittelfeldspieler Christian Gentner, „da nutzen uns auch die ganzen Schulterklopfer nichts. Wir haben wieder gesehen, dass Fehler in der Bundesliga sofort bestraft werden. Das ist nicht mehr wie im letzten Jahr in der 2. Liga.“

Hannes Wolf sah es ähnlich: „Wir haben viele Sachen ganz gut gemacht, aber auch zu viele Fehler, um hier etwas zu holen.“ Die Entscheidung von Schiedsrichter Frank Willenborg (Osnabrück), der das Handspiel von Naldo beim 2:1 als unabsichtlich wertete, bezeichnete der VfB-Trainer als nachvollziehbar. „Ich hadere nicht mit dieser Entscheidung, sondern darüber, dass wir Naldo sieben Meter vor unserem Tor köpfen lassen. Es war ein reguläres Tor, das ist überhaupt nicht mein Thema.“

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