Interview Schalke-Trainer Breitenreiter: „Ich hatte nie vor, Trainer zu werden“

André Breitenreiter ist entspannt vor seinem Plichtspieldebüt als Schalke-Trainer. Sein Ziel: mehr Angriffsfußball.

Andre Breitenreiter beim letzten Testspiel der Schalker gegen Twente Enschede.

Andre Breitenreiter beim letzten Testspiel der Schalker gegen Twente Enschede.

Foto: Guido Kirchner

Gelsenkirchen. Schnell noch ein paar Telefonate führen, bevor das Interview beginnt. André Breitenreiter braucht noch etwas, ehe das Gespräch im Blauen Salon der Schalker Arena beginnen kann. Der 41-Jährige ist gefragt, Schalke will ihn kennenlernen. Das will Breitenreiter, der erst seit rund viereinhalb Jahren Trainer ist und diesen Job begonnen hat, als er seinen Sohn in der F-Jugend des TSV Altwarmbüchen trainierte, unterstützen. Auch während des Gesprächs vibriert sein Handy. Breitenreiter ignoriert es. Gut so.

Herr Breitenreiter, wie lebt es sich mit dem Gefühl, gewinnen zu müssen? In Schalke ist der Erwartungsdruck höher, als er in Paderborn war.

André Breitenreiter: Das ist ja auch Definitionssache. Vielleicht müssen wir die alten Mechanismen auch mal aufbrechen. Wenn wir sagen, wir müssen gewinnen, müssen wir in erster Linie erstmal die Fans zurückgewinnen. Durch die Art und Weise wie wir auftreten, als Einheit, die alles auf dem Platz gibt, wollen wir die Zuschauer wieder begeistern. Und dabei natürlich möglichst hoch in der Tabelle platziert sein. Aber nur so werden uns auch Fehler verziehen.

Sie wollen die Mannschaft wieder agieren lassen. In den letzten Jahren hat sie zumeist auf den Gegner reagiert. Wie weit sind sie vorangeschritten?

Breitenreiter: Das ist eine Sache, die hier seit vielen Jahren in den Köpfen der Spieler steckt. Jetzt geht es darum, zu verinnerlichen, dass wir attackieren und wieder zu vielen Chancen kommen wollen. Glücklicherweise haben wir Spieler, die das umsetzen können. Aber wir dürfen auch nicht vogelwild nach vorne spielen und dann zu viele Gegentore kassieren. Wir sind auf einem guten Weg, aber wir benötigen Zeit, um das optimal umzusetzen.

Sie galten einst selbst als großes Sturmtalent, wurden durch viele Verletzungen aber zurückgeworfen. Sind Sie Trainer geworden, um nochmal auf die große Bühne zu kommen?

Breitenreiter: Überhaupt nicht. Ich bin sehr einverstanden mit meiner aktiven Karriere. Mit knapp 150 Bundesliga- und 100 Zweitligaspielen bin ich zufrieden. Ich hatte auch nie vor, Trainer zu werden. Ich habe Sportmanagement studiert, habe die ersten Trainerscheine gemacht, habe als Scout gearbeitet und in einer Sportagentur Erfahrung gesammelt. Und dann wurde ich überredet, beim TSV Havelse, wo ich kurz vorher noch in der Regionalliga gespielt habe, Trainer zu werden.

Wieso haben Sie zugesagt?

Breitenreiter: Das war eine Möglichkeit zu sehen, ob ich am Trainerjob überhaupt Spaß habe. Dann lief es so gut, dass wir den nach der Hinrunde eigentlich sicheren Abstieg doch noch verhindert haben. Das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Aber da hatte ich auch noch keine Ambitionen nach oben. Dann habe ich von zwei Bundesligamanagern so gutes Feedback bekommen, dass ich die Fußballlehrerprüfung gemacht habe. Danach ging es dann positiv in Paderborn für mich weiter.

Haben Sie nie Druck gespürt?

Breitenreiter: Ich war in Paderborn total entspannt und bin es auch hier. Ich empfinde keinen Druck, irgendjemandem etwas beweisen zu müssen. Ich bin einfach total überzeugt von dem, was ich tue. Entweder es funktioniert, oder nicht. Aber ich lerne natürlich stetig dazu und wir im Trainerteam optimieren unsere Arbeit weiter.

Sie haben vor ein paar Wochen gesagt, die Spieler sind in allen Ligen gleich. Hat sich Ihr Eindruck bestätigt?

Breitenreiter: Ich mache hier nichts anderes, als ich in Havelse oder in Paderborn gemacht habe. In Havelse musste ich lediglich darauf Rücksicht nehmen, dass die Spieler zuvor acht Stunden gearbeitet haben. Es gibt bei mir eine ganz klare konsequente Linie. Diejenigen, die Gas geben, sind dabei. Die anderen nicht. Ich kritisiere jeden Spieler hart im Detail, da mache ich keine Unterschiede, aber es geht dabei immer um die Sache. Aber auch nur so erzielt man Glaubwürdigkeit.

Im Vergleich zu Paderborn wird Ihnen in Schalke viel Arbeit von Spezialisten abgenommen. Empfinden Sie das als Erleichterung?

Breitenreiter: Es ist so, dass ich alles wissen möchte, was um die Mannschaft passiert. Mir wird hier im Vergleich zu Paderborn zwar einiges abgenommen. Ich passe aber auch auf, dass es nicht zu viel wird. Als Trainer muss man immer in alles involviert sein, was die Spieler betrifft.

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