Noch lange keine Normalität beim VfL nach Malandas Tod

Kapstadt (dpa) - Das erste Spiel nach dem tragischen Unfalltod ihres nur 20 Jahre alt gewordenen Mitspielers Junior Malanda bestritten die Fußball-Profis des VfL Wolfsburg ohne Trauerflor. Auch eine Gedenkminute gab es nicht.

Noch lange keine Normalität beim VfL nach Malandas Tod
Foto: dpa

Die Verantwortlichen des Bundesligisten wollten ihr verunsichertes Team nicht zusätzlich psychologisch unter Druck setzen. „Wir haben noch viele schwere Tage vor uns - von der Beerdigung Juniors über das erste Training in Wolfsburg bis hin zum Rückrunden-Auftakt gegen die Bayern“, sagte VfL-Trainer Dieter Hecking nach dem 4:1-Testspielsieg am Mittwochabend gegen Ajax Cape Town im Trainingslager in Südafrika.

Dass beim Bundesliga-Zweiten vieles nicht mehr so einfach läuft wie in der Hinserie, sah nicht nur Hecking trotz des deutlichen Sieges. „Unter diesen Umständen bin ich zufrieden“, meinte Hecking, dessen Spieler wie auch die Verantwortlichen immer noch geschockt sind. „Ich kann das noch nicht glauben“, sagte Ivica Olic, mit 35 Jahren erfahrenster Wolfsburger Profi, zu Malandas Tod. Der Belgier war am 10. Januar bei der Anreise zum geplanten Abflug nach Südafrika auf der A2 bei Porta Westfalica bei einem Autounfall getötet worden.

Die Rückkehr in den Alltag und die Vorbereitung auf die Rückrunde ist schwer. „So eine Extremsituation habe ich noch nie erlebt“, bekannte Manager Klaus Allofs im „Kicker“. Auch der 58-Jährige nahm die Hilfe des Psychologen Andreas Marlovits, der zur Unterstützung mit nach Kapstadt geflogen war, in Anspruch.

Wie die Spieler die Situation verarbeiten, ist noch ungewiss. Beim VfL reden sie offen über die Gefahr, die hohen Ziele und die sehr gute Ausgangslage in der Rückrunde noch zu verspielen. „Wir haben jetzt eine Situation zu bewältigen, die uns alles abverlangt. Aber ich glaube an unser Team“, meinte Allofs und bekräftigte: „Wenn wir konzentriert weitermachen, dann werden wir uns für die Champions League qualifizieren.“ Wie konzentriert die Arbeit in diesen Tagen und den kommenden Wochen sein wird, weiß Allofs selbst nicht. „Wir werden noch schwere Tage und Ereignisse haben. Das müssen wir bewältigen“, sagte der VfL-Manager der „Bild“-Zeitung: „Normalität ist es nicht. Das wird wohl noch längere Zeit so bleiben.“

Immer wieder wird das Hecking-Team nach der Rückkehr aus Südafrika mit Malandas Tod konfrontiert werden. Bereits am 20. Januar reisen die Wolfsburger zu Beerdigung ihres Teamkameraden nach Brüssel. Die Spieler müssen die Rückkehr in den Alltag meistern, Allofs und Hecking stehen vor der Frage, ob sie Ersatz für Malanda holen. Ein Tabu-Thema ist dies nicht, versicherte Allofs. Auf Malandas Position im defensiven Mittelfeld ist Josuha Guilavogui derzeit verletzt und Luiz Gustavo im Europa-League-Hinspiel gegen Sporting Lissabon gesperrt.

„Es gehört dazu, dass wir uns Gedanken machen, wie man auf die veränderte Situation reagiert“, sagte Allofs der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“. Vorerst soll es jedoch keinen Ersatz geben: „Wir sehen im Moment keine Notwendigkeit - auch nicht auf Juniors Position.“

Auch wenn die Arbeit beim VfL irgendwie weitergehen muss - zunächst ruhte sie zumindest bei den Spielern doch einmal. Nach dem Auslaufen gab es einen freien Nachmittag. Ein Ausflug zum Tafelberg wurde wegen des unbeständigen Wetters gestrichen.

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