Meisterstück ohne Meisterjubel - „Der wichtigste Titel“

Düsseldorf (dpa) - Keine Weißbierduschen, keine Freudentänze - beim Meisterstück des FC Bayern blieb der Meisterjubel aus. Obwohl der 25. Titel nach dem 1:0 über Hertha BSC so gut wie sicher war, klatschte sich Trainer Pep Guardiola nur kurz mit seinen Assistenten ab und ging schnell in die Kabine.

Meisterstück ohne Meisterjubel - „Der wichtigste Titel“
Foto: dpa

Vielleicht hat aber am Sonntagabend nach dem 1:0-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen den VfL Wolfsburg, mit dem der Titelgewinn am 30. Spieltag endgültig feststand, doch der eine oder andere Bayern-Spieler auf den Erfolg angestoßen.

„Wir werden irgendwann gebührend feiern. Aber nicht heute Abend. Wir wollen uns auf Dienstag konzentrieren“, sagte Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge mit Blick auf das Pokal-Halbfinale gegen Dortmund.

Bei aller Freude über den Siegtreffer von Bastian Schweinsteiger galt das Hauptaugenmerk dem Duell der beiden Branchenriesen. Eine Woche nach dem famosen 6:1 im Viertelfinale der Champions League gegen Porto wollen die Bayern ihre Triple-Chance wahren und zum vierten Mal in Serie ins Pokal-Endspiel einziehen. Zwar verspürte Thomas Müller Lust auf eine Party, hielt sich aber zurück: „Es ist schade, wenn die Meisterschaft, für die man sich das ganze Jahr den Arsch aufgerissen hat, so ein bisschen in den Hintergrund rückt. Aber so ist das halt.“

Nach der Wolfsburger Niederlage im Topspiel am Niederrhein sind die mit 15 Punkten Vorsprung auf Platz eins liegenden Münchner nicht mehr einholbar. Während für die Niedersachsen die Teilnahme an der Champions League trotz des Last-Minute-Gegentreffers von Max Kruse so gut wie sicher ist, verwiesen die Gladbacher den Rivalen Bayer Leverkusen wieder auf Platz vier.

Ähnlich wie in München ging auch in Dortmund der Blick nur wenige Minuten nach dem 2:0 über Frankfurt nach vorn. Rechtzeitig zum Duell mit dem großen Rivalen der vergangenen Jahre ist der Glaube an die eigene Stärke zurück. „Es ist eine sehr nette Geste, aber wir sind am Dienstag auf Krawall gebürstet“, kommentierte der am Saisonende scheidende Trainer Jürgen Klopp die Idee aus München, ihn vor der Partie mit einem Blumenstrauß zu verabschieden.

Wenig erfreulich verlief das Bundesliga-Comeback von Hannovers „Nothelfer“ Michael Frontzeck. Mit dem 1:2 gegen Hoffenheim setzte das neue Team des Fußball-Lehrers die Talfahrt mit 14 Spielen ohne Sieg fort. Über die Fehlentscheidung von Schiedsrichter Günter Perl, der beim frühen 0:1 durch Anthony Modeste (1.) eine Abseitsstellung übersehen hatte, verlor Frontzeck nur wenige Worte. Stattdessen lobte er die Moral seines Teams: „Es spricht für die Mannschaft, dass sie dieses Abseitstor weggesteckt hat. Ich weiß, wie kompliziert das ist, wenn du so eine lange Serie hast.“

Dagegen schöpfte der HSV im Abstiegskampf neuen Mut. Im zweiten Spiel unter der Regie von Bruno Labbadia gelang beim 3:2 über Augsburg der erste Sieg. Mit seinem fünften Bundesliga-Doppelpack ersparte Angreifer Pierre-Michel Lasogga seinen Mitstreitern eine weitere Woche auf dem letzten Tabellenplatz. „Einfach geil, es gibt nichts Schöneres auf der Welt, wenn die Leute deinen Namen rufen“, sagte der zuvor seit dem 8. Spieltag torlose Matchwinner.

Dank Lasogga zog der HSV immerhin an Stuttgart vorbei. Denn das Team von Huub Stevens kam im Derby gegen Freiburg trotz einer 2:0-Führung nicht über ein 2:2 hinaus. Mit grimmiger Miene nahm sich der Coach seine Profis zur Brust: „Ich bin fassungslos, wenn man so ein Spiel aus der Hand gibt. Ich habe sie davor gewarnt. Aber ich habe gegen die Wand geredet.“ Deprimiert war auch Daniel Ginczek. „Wir spielen die beste erste Halbzeit, die wir in der Formation je gespielt haben, und müssen 3:0 oder 4:0 führen“, haderte der Torschütze.

Verstärkt wurde die Enttäuschung über den vergebenen Sieg noch dadurch, dass der SC Paderborn mit einem 2:2 gegen Werder Bremen auch an den Schwaben vorbeizog, die nun wieder Schlusslicht der Liga sind. Allerdings verspielten die Paderborner ebenso nach einer 2:0-Führung einen „Dreier“ und den Sprung von den Abstiegsrängen. Kurz vor dem Seitenwechsel erzielte Davie Selke das Anschlusstor und in der 76. Minute schoss Itzek Hajrovic noch den Ausgleich. Werder kann nun weiter auf den Einzug in die Europa League hoffen.

Auch beim Auftritt von Leverkusen in Köln blieben viele Wünsche offen. Und doch überwog nach dem 1:1 im rheinischen Derby Zufriedenheit, die am Ende des Spieltages aber durch den Gladbacher Erfolg getrübt wurde. „Das war kein Leckerbissen-Auftritt wie die, die wir in den letzten Wochen hatten“, meinte Sportdirektor Rudi Völler zum ersten Punktverlust nach zuvor sieben siegreichen Siegen. „Platz vier und die Qualifikation für die Champions League ist aber sicher.“

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