Liga-Check 17/18 : Leverkusens Neubeginn mit alten Zielen
Erstligist Bayer Leverkusen hat eine Frust-Saison erlebt. Jetzt muss auch der Teamgeist gestärkt werden.
Leverkusen. Über fast drei Jahre war Bayer 04 Leverkusen voll auf das Projekt Roger Schmidt ausgerichtet. Jetzt ist der stilbildende Trainer (und auch die Episode Tayfun Korkut) weg und mit ihm nicht nur einige Spieler, sondern und auch eine ganze Spielphilosophie von jagenden Fußballern. Unter dem neuen Trainer Heiko Herrlich beginnt Bayer 04 Leverkusen von vorn — natürlich mit einem alten Anspruch: ab in das internationale Geschäft.
Das ist gar nicht so sicher, mindestens was manche Eigenheit angeht. Herrlich geht wie Schmidt geradlinig seinen Weg. Und einen Wechsel nach China, wie ihn Schmidt überraschend vollzogen hat, hätte man auch Leverkusens neuem Trainer zutrauen können. Immerhin hat Herrlich seinerzeit bei seinem Wechsel von Gladbach nach Dortmund als Spieler und zuletzt als Trainer von Regensburg nach Leverkusen wenig gegeben auf Versprechungen, die er den Ex-Vereinen gemacht hatte: Wo was Großes winkt, ist Herrlich schnell da. Das muss gar kein Nachteil sein, wenn daraus nun für Leverkusen etwas Großes entsteht: Herrlich hat nachgewiesen, ein moderner Trainer zu sein, der eine Mannschaft hinter sich versammeln kann. Das war Schmidt zuletzt nicht mehr gelungen. Ob ihm das auf Leverkusener Niveau gelingt, bleibt abzuwarten. Herrlich war mindestens nach Favre, Tuchel und vielleicht auch Bosz nicht die erste Wahl, aber eine, die im Verein inzwischen ganz gut ankommt.
Der sympathische Ex-Torjäger plant, dass Leverkusen nicht mehr nur von seiner individuellen Qualität her überzeugen kann, sondern auch als echtes Team funktioniert. Das war zuletzt verloren gegangen, weil einige Spieler Schmidt viel zu verdanken und ihm treu ergeben waren, anderen Akteuren aber der aufwendige Spielstil schlicht aufs Gemüt schlug. Fragen Sie mal Stefan Kießling nach Roger Schmidt. Herrlich hat das Egoistische schnell öffentlich gebrandmarkt, vorab informiert natürlich durch die Sportdirektion, die schon zum Ende der Saison klar gemacht hatte, dass einige Spieler gehen werden müssen, die nicht zuerst an die Kollegen dachten: Chicharito und Calhanoglu gehören dazu, Toprak wollte schon vor einem Jahr weg. Herrlich arbeitet seither akribisch am Teamgeist, Leverkusen wird einen guten brauchen, wenn man das Niveau erreichen will, dass lange Normalität war. Das hat vier Jahre zuvor immer für die Champions League gereicht.