Liga-Check 16/17 Leipzig: Im Sauseschritt in die Bundesliga

So schnell wie RB ist noch kein Team ins Fußballoberhaus gestürmt. Der Osten hat wieder einen Erstligaverein.

Trainer Ralph Hasenhüttl (l) und Co-Trainer Zsolt Löw im Trainingslager in Grassau.

Trainer Ralph Hasenhüttl (l) und Co-Trainer Zsolt Löw im Trainingslager in Grassau.

Foto: Sven Hoppe

Leipzig. Vier Aufstiege in sieben Jahren. So schnell wie RB Leipzig ist noch kein Klub in die Bundesliga gebraust — und Ostdeutschland hat ab kommender Saison erstmals seit 2009 (Energie Cottbus) wieder einen Erstligaverein. Mit dem neuen Trainer Ralph Hasenhüttl, der in der Vorsaison mit dem FC Ingolstadt eine viel beachtete Premierensaison in der Bundesliga hingelegt hat, geht der Neuling seine erste Spielzeit im Oberhaus an.

Wer setzt sich durch: Der allmächtige Sportdirektor und Ex-Coach Ralf Rangnick oder kann Neu-Trainer Ralph Hasenhüttl?

Glaubt man den ersten Verlautbarungen, dann wird die Mannschaft die Umstellung von Ralf auf Ralph schnell hinbekommen. „Es ist ja schon erschreckend, wie ähnlich wir uns sind. Die Mannschaft muss sich gar nicht groß umgewöhnen. Vielleicht spiele ich das Pressing noch intensiver“, erklärte Hasenhüttl bei seiner Vorstellung. Rangnick hatte ja gerade wegen der sehr ähnlichen Spielauffassung den gebürtigen Grazer nach Leipzig gelotst. Dabei bemüht Hasenhüttl erneut den aus der Vorsaison bekannten Ansatz: „Wir werden unangenehm für die anderen Mannschaften zu bespielen sein. Niemand soll sich gegen uns ausruhen können.“ Auf die Art war er schon mit Ingolstadt erfolgreich.

Wird Hasenhüttl nach zweieinhalb Jahren in Bayern lange für die Eingewöhnung bei den Sachsen brauchen?

Der 48-Jährige ist als offen und kommunikativ bekannt. Und er hat bereits Erfahrung mit den Sachsen: „Ich habe vor 13 Jahren in Leipzig meine Trainer-B-Lizenz gemacht und mich damals schon sehr wohl gefühlt.“ Mit Mäzen Dietrich Mateschitz dürfte es ebenfalls keine Verständigungsprobleme geben, schließlich kommen beide aus der Steiermark: Mateschitz aus Sankt Marein, der neue RB-Coach aus dem nur rund 60 Kilometer entfernten Graz.

Wie selbstbewusst tritt der Neuling vor seinem Debüt auf?

Hasenhüttl hat es bei seiner Vorstellung wenigstes versucht: „Wir wollen jungen Spielern Zeit geben, sich zu entwickeln. Es geht um Nachhaltigkeit und um eine gewisse Bescheidenheit.“ Die jungen Spieler, mit denen der 48-Jährige arbeiten kann, gehören freilich zu den größten Talenten ihrer Zunft. Und die konnten nicht selten gerade dank einer gut gefüllten Kasse nach Leipzig gelockt werden. Zur aktuellen Saison fällt einem bei den Transfers von Naby Keita (15 Millionen Ablöse) und Timo Werner (10) auch nicht als Erstes das Wort Bescheidenheit ein. Immerhin: Beim Poker um Supertalent Breel Embolo stieg RB aus. Laut „Bild“ kann Sportdirektor Rangnick aber noch weitere 23 Millionen investieren.

Was RB Leipzig macht, will keiner sehen?

Stimmt so nicht. So kritisch bestimmte Fankreise den Aufsteiger auch sehen, im direkten Umfeld wird der Klub immer beliebter. Im Aufstiegsjahr kamen pro Spiel im Schnitt rund 4000 Zuschauer mehr zu den Heimspielen als in der Vorsaison: und zwar genau 29441. Damit ist der Aufsteiger in Sachsen vor Traditionsklub und Zweitligaaufsteiger Dynamo Dresden (27 544) inzwischen Zuschauerkrösus. Anfeindungen bleiben allerdings ein ständiger Begleiter. Unrühmlicher Höhepunkt der Vorbereitung: Die Schrauben auf dem Spielfeld vor dem Test beim 1. FC Frankfurt/Oder.

Wird die junge Leipziger Mannschaft in der Bundesliga bestehen?

Vermutlich ja, auch wenn die Leipziger Spieler hinsichtlich der Bundesligaerfahrung hinter den meisten Konkurrenten zurückbleiben. Dafür ist das Potenzial des jungen Kaders mit fünf aktuellen deutschen Junioren-Nationalspielern, vielen internationalen Auswahlkräften und drei (!) Olympia-Fahrern enorm. Gerade im Mittelfeld und Angriff sind die Sachsen mit Davie Selke, Yussuf Poulsen, Naby Keita, Emil Forsberg, Massimo Bruno und Timo Werner vielversprechend besetzt. Aktuell ist der Konkurrenzkampf bereits hoch. Wird die letzte Lücke mit der Verpflichtung eines Innenverteidigers geschlossen, braucht dem Aufsteiger vor dem Bundesliga-Debüt nicht bange sein.

Verzichten RasenBallsport Leipzig muss bis zum Ende des Trainingslagers in Grassau am Chiemsee am nächsten Mittwoch auf Torhüter Péter Gulácsi. Der ungarische Nationalkeeper fällt nach Clubangaben wegen eines Knochenmarködems am rechten Knie sieben bis zehn Tage aus. Damit kann Gulácsi vorerst nicht in den Kampf um die Nummer eins im Tor gegen Fabio Coltorti und Neuzugang Marius Müller antreten. RB holte den U19-Schlussmann Toni Stahl ins Trainingslager, er absolvierte gestern bereits die erste Einheit. Ob er am Mittwoch im Testspiel gegen den FC Turin im österreichischen Kufstein auch dabei sein wird, ist jedoch fraglich. Trainer Ralph Hasenhüttl hatte angekündigt, allen drei Torhütern in den Tests gleich viel Einsatzzeit zu geben und sich erst unmittelbar vor Saisonbeginn auf einen Stammtorwart festlegen zu wollen.

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