Liga-Check 16/17 Bremen: Kruse ist Baumanns Coup und Hoffnung

Bei Werder Bremen muss Trainer Skripnik die Zahl der Gegentore in den Griff bekommen.

Mit dem Transfer des Nationalspielers Max Kruse ist den Bremern eine Überraschung gelungen.

Mit dem Transfer des Nationalspielers Max Kruse ist den Bremern eine Überraschung gelungen.

Foto: dpa

Bremen. An Kummer sind die Fans von Werder Bremen mittlerweile gewöhnt, doch die vergangene Saison stellte für die Anhänger der Grün-Weißen eine besondere Belastung dar. Die Mannschaft von Trainer Viktor Skripnik konnte erst am letzten Spieltag durch einen 1:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt die Relegation vermeiden. Eine solche Zittersaison soll es nicht noch einmal geben.

Mit dem Transfer des Nationalspielers ist den Bremern eine Überraschung gelungen. Spieler des Formats Kruse lagen für Werder zuletzt außerhalb der Reichweite. Der Karriereknick, den der Offensivspieler auch durch private Eskapaden beim VfL Wolfsburg erlitten hat, spielt den Bremern in die Karten. Findet Kruse zu seiner normalen Form zurück, wäre er eine Bereicherung. Dabei kann es von Vorteil sein, dass der eigenwillige Profi das Umfeld rund ums Weserstadion kennt. Von 2006 bis 2009 kickte Kruse für die zweite Mannschaft der Grün-Weißen, den Durchbruch schaffte er seinerzeit nicht und entschwand zum FC St. Pauli, bevor es in Mönchengladbach steil nach oben ging.

Bleibt Werder die Schießbude der Bundesliga?

58, 66, 66, 65 und 65 — das sind Werders Horrorzahlen der vergangenen fünf Jahre. Egal, wer im Weserstadion als Trainer das Kommando hat — die Gegentor-Flut bekommt niemand in den Griff. Auch Skripnik hat bislang kein Rezept gefunden, damit die Bremer stabiler stehen. In der Saisonvorbereitung hat der Ukrainer den Schwerpunkt auf die Defensive gelegt und lässt anstelle des in der Rückrunde etablierten 4:1:4:1-Systems auch schon mal im 4:5:1-Bollwerk mauern.

Kann der Verlust der Leistungsträger Jannik Vestergaard, Papy Djilobodji und Anthony Ujah kompensiert werden?

Mit Vestergaard (Gladbach) und Djilobodji (Sunderland) haben die Grün-Weißen zwei Innenverteidiger verloren, die als Führungsspieler ihren Mann gestanden haben. Die Neuzugänge Niklas Moisander und Fallou Diagné müssen erst noch beweisen, dass sie diese Lücke schließen können. Die Werder-Abwehr ist ohne Vestergaard und Djilobodji deutlich kleiner geworden, was zum Problem werden könnte. Ein weiterer Innenverteidiger soll noch kommen, weil der Spanier Alejandro Galvez in seine Heimat zurückkehrt, zudem steht ein Rechtsverteidiger auf der Wunschliste. Auch Ujahs Wechsel nach China schmerzt. Der Nigerianer verlor zwar wegen der Umstellung auf ein System mit einer Spitze seinen Stammplatz, war mit elf Treffern in der Bundesliga aber mehr als nur Ersatz.

Wie lernfähig ist Viktor Skripnik?

Die Vertragsverlängerung bis 2018 sollte dem Werder-Urgestein Rückenwind geben. Aus dem Machtkampf mit Manager Thomas Eichin nach Ende der Saison ging der 46-Jährige gestärkt hervor. Skripnik weiß aber, dass es keinen Freifahrtschein für ihn gibt. Der Trainer, dem taktische Defizite nachgesagt werden, muss Werder wieder in sicherere Gefilde führen. Auch sein Kleinkrieg mit den Medien, der zum Großteil auf sprachlichen Missverständnissen beruht, soll ein Ende haben.

Passt Frank Baumann in die Schuhe von Thomas Eichin?

Der Kapitän der Double-Mannschaft von 2004 hat einen guten Start als Werder-Manager hingelegt. Mit dem Transfer von Max Kruse ist ihm ein Coup gelungen, zudem konnte er den aufgeblähten Kader deutlich reduzieren. Baumann hat bislang die Durchsetzungsfähigkeit gezeigt, die viele Beobachter dem stillen Franken nicht zugetraut hatten. „Eine Bundesligamannschaft ist kein Kuschelklub. Da ist nicht immer alles lieb und nett“, weiß der ehemalige Nationalspieler. Für Baumann spricht, dass er kein schlechtes Wort über seinen Vorgänger Eichin verliert. Der extrovertierte Sanierer Eichin ist bei 1860 München gelandet.

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