Liga-Check 16/17 Augsburg: Finanziell stehen die Schwaben gut da

Auch in der sechsten Erstliga-Saison in Folge ist das Saisonziel des FC Augsburg der Klassenerhalt.

Dirk Schuster ist der neue Trainer des FC Augsburg.

Dirk Schuster ist der neue Trainer des FC Augsburg.

Foto: Sven Hoppe

Augsburg. Auf rauschhafte Europapokal-Nächte muss der FC Augsburg in der kommenden Saison verzichten. Was Fans schwelgen lässt, erleichtert die tägliche Arbeit der Verantwortlichen ungemein. Sie können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren: die Bundesliga. Mittlerweile geht der FCA in seine sechste Saison, und manch einer wundert sich weiter, wie das möglich ist. Knapp gesagt: Die Augsburger haben aus ihren Mitteln das Bestmögliche herausgeholt.

Mit jeder Spielzeit in der Erstklassigkeit verbessern sich die Voraussetzungen für den Verein aus Bayerisch-Schwaben. Im Norden der Stadt steht inzwischen ein beachtliches Nachwuchsleistungszentrum — auch wenn es wohl noch dauern wird, ehe ein Kicker aus der eigenen Talentschmiede den Sprung zu den Profis schafft. Finanziell holt der FCA gegenüber der Konkurrenz stetig auf. Er profitiert von gestiegenem Fernsehgeld, hat etliche Millionen aus Transfers erlöst. Im Stadion liegt jetzt ein Hybridrasen, personell wurde unabhängig vom Spielerkader umstrukturiert. So sitzt unter anderem Marcus Höfl, Mann von Ex-Skistar Maria Höfl-Riesch, im Aufsichtsrat der Profiabteilung, und der Verein trennte sich von drei Physiotherapeuten. Manager Stefan Reuter begründet, man wolle sich in allen Bereichen stetig weiterentwickeln.

Der FC Augsburg hat sich in der Bundesliga etabliert. Weil jedoch vor jeder Spielzeit die Hälfte der Liga zunächst um den Klassenerhalt bangt, sträuben sich die Augsburger mehr einzufordern als das Minimalziel. Die Spiele in der Europa League haben kein Umdenken bewirkt. Mantramäßig betont Reuter daher, man müsse einmal mehr drei Mannschaften finden, die am Saisonende hinter dem FC Augsburg stünden. Reuter deutlich: „Unser Ziel ist der Klassenerhalt.“ Mit derartigen Aussagen schafft es der Entscheider, selbst bei Misserfolg das Umfeld ruhig zu halten.

Ewig zog sich der Trainerwechsel von Markus Weinzierl zu Dirk Schuster im Sommer hin. Manager Reuter erwies sich als hartnäckiger Verhandlungspartner, ließ sich den Abgang seines Erfolgstrainers millionenfach bezahlen. Mit dem ehrlichen Arbeiter Schuster als Nachfolger blieb sich der FCA in seiner Trainer-Personalpolitik treu: Er holte einen aufstrebenden Coach, der den FCA als nächsten Schritt auf der Karriereleiter sieht. An der Vereinsphilosophie soll sich nichts ändern, die Augsburger Kaufmänner werden weiter das Geld zusammenhalten und hoffen, bei ihren Transfers ein glückliches Händchen zu haben.

Schuster wird sich an seinen Erfolgen in Darmstadt orientieren. Und an seinem Vorgänger. „Es wäre töricht von uns, jetzt alles auf links zu drehen“, sagt Schuster. Tiki-Taka wird der FCA unter dem 49-Jährigen nicht praktizieren. Als Profi war Schuster für seine harte Spielweise bekannt, Ähnliches fordert er von seiner Mannschaft ein. Sie soll aggressiv auftreten, Gegenspieler doppeln und in der eigenen Hälfte Pressing betreiben. „Fußball kann auch manchmal wehtun“, sagt er plakativ. Zum Torerfolg will Schuster über schnelles Umschalten von Defensive auf Offensive kommen.

Im Sommer 2015 stellte sich der FCA breiter auf, um sich für die Dreifachbelastung mit Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League zu rüsten. Nun ist Reuter damit beschäftigt, den Kader einerseits zu verkleinern, andererseits zu verstärken. Er muss Platz schaffen und hat dies getan, indem er Verträge auslaufen und Spieler gehen ließ. Bisher haben Ragnar Klavan, Jeong-ho Hong oder Tobias Werner den Klub verlassen, beim Argentinier Raúl Bobadilla blockte Reuter ein Angebot aus China ab. Geholt hat er unter anderem Gojko Kacar, der den FCA als Chance sieht, sich nochmals in der Bundesliga zu beweisen.

Grundlage des Erfolgs ist die Defensive um den Schweizer Nationaltorhüter Marwin Hitz. Davor sollen im defensiven Mittelfeld Daniel Baier und Dominik Kohr für Stabilität sorgen. Hoffnungen verknüpfen Fans und Verein mit dem isländischen EM-Fahrer Alfred Finnbogason, der in der Rückrunde mit sieben Treffern erheblich zum Klassenerhalt beigetragen hat.

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