Bundesliga Leverkusener Wendepunkt

Mehmedi und Chicharito schießen Bayer zum Sieg gegen Dortmund. Die Mannschaft hält dem Druck nach schwachem Saisonstart stand.

Bundesliga: Leverkusener Wendepunkt
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Leverkusen. Seit 22 Bundesliga-Spielen hatte Admir Mehmedi nicht mehr getroffen. Auch, weil der Leverkusener Angreifer in der Rückrunde der vergangenen Saison zumeist nur eingewechselt worden war. Öffentlich hatte Mehmedi im Sommer dieses Reservisten-Dasein beklagt und mit einem Wechsel kokettiert. Dieser allerdings kam nicht zustande, und durch die schwere Verletzung von Karim Bellarabi ist der 25-jährige Schweizer plötzlich wieder mittendrin. Am Samstag beendete er seine Tor-Flaute, indem er Leverkusen gegen Borussia Dortmund nach neun Minuten per Kopf mit 1:0 in Führung brachte.

„Ich habe die Minuten nicht gezählt, aber natürlich tut dieser Treffer unheimlich gut. Allerdings werde ich nie ein Chicharito sein“, sagte Mehmedi. Sturm-Partner Chicharito erzielte in der 79. Minute den Treffer zum 2:0-Endstand, sein 33. Treffer im 48. Pflichtspiel für die „Werkself“.

Vor der Saison hatte der Verein klar formuliert, dass er den Rückstand zu Dortmund verringern möchte. Nach dem holprigen Auftakt aber stand das Team von Trainer Roger Schmidt unter Druck. „Wir hatten den Zwang zu siegen und wussten um die Bedeutung dieser Begegnung“, sagte Schmidt.

Dafür ging sein Team körperlich robust zu Werke, überschritt dabei jedoch nur zweimal wirklich die Grenze des Erlaubten. Leverkusen hatte bis auf den müde wirkenden Julian Brandt viele Gewinner und einen ganz großen Sieger auf dem Rasen. „Benni war der Beste“, sagte Abwehrspieler Ömer Toprak.

Benni, das ist Benjamin Henrichs. Der 19-jährige Kölner mit ghanaischen Wurzeln ist bisher die große Entdeckung der Saison. In der Jugend als offensiver Mittelfeldspieler ausgebildet, gab Toprak eher im Scherz den entscheidenden Anstoß zu einer Umschulung. „Ich habe im vergangenen Winter-Trainingslager beobachtet, dass er einfach keine Tore geschossen hat. Da habe ich ihm gesagt: Junge, komm’ doch einfach nach hinten“, erklärte Toprak lachend. Gesagt, getan — angesichts etlicher Verletzter lernte Schmidt das Talent als Außenverteidiger an. „Ich wollte einfach spielen, also bin ich die Aufgabe angegangen, und sie macht mir immer mehr Spaß“, sagte Henrichs.

Dabei ist es ihm völlig gleich, ob er rechts oder links agieren soll. Gegen Dortmund hatte ihn Schmidt nach dem Ausscheiden des angeschlagenen Lars Bender in der Pause von der einen auf die andere Seite gezogen. „Die Außenverteidiger sind ein ganz wichtiger Schlüssel unseres Spiels, und Benni hat bewiesen, dass er dem gewachsen ist“, sagte Schmidt.

Nicht nur er staunte, wie Henrichs zuerst Christian Pulisic und dann Ousmane Dembélé zur Wirkungslosigkeit degradierte. „Das war das i-Tüpfelchen auf seine Entwicklung. Unfassbar, außergewöhnlich“, sagte Sportdirektor Rudi Völler. Bis Weihnachten will nicht nur Benjamin Henrichs so weitermachen. „Wenn wir die heute gezeigte Identität ab jetzt jedes Spiel zeigen, war das der Wendepunkt unserer Saison“, sagte Roger Schmidt.

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