Leichtes Spiel für gewalttätige Fans?

Zum Start der 1. Bundesliga werden in NRW weniger Polizisten eingesetzt.

Leichtes Spiel für gewalttätige Fans?
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Düsseldorf. Fußballspiele der 1. Fußball-Bundesliga ohne gewaltbereite Fans sollen von Samstag an von deutlich weniger Polizisten begleitet werden. Damit will Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) in einem Pilotprojekt testen, wie er die Einsatzzeiten seiner Beamten effizienter nutzen kann. An diesem Wochenende betrifft das die Spiele 1. FC Köln gegen den Hamburger SV, Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen (Samstag), SC Paderborn gegen Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach gegen den VfB Stuttgart (Sonntag).

In der 2. und 3. Liga läuft der Versuch bereits seit Ende Juli bzw. Anfang August. Hintergrund für das Projekt sind ausufernde Einsatzzeiten bei der Polizei für den Profi-Fußball und ein Zuwachs von Heimspielen in der Spielzeit 2013/2014. „Es gibt 21 Heimspiele mehr, wofür wir zehn Prozent mehr Polizisten bräuchten“, sagt ein Sprecher des Innenministeriums vor Beginn der Pilotphase, die in der 1. Bundesliga vier Spieltage dauern soll.

Mit zwei Aufsteigern aus NRW in die 1. Bundesliga und dem Sprung von Fortuna Köln von der Regionalliga in die 3. Liga muss die Polizei in der neuen Saison mit 231 Heimspielen rechnen. „Bereits jetzt verwendet die Bereitschaftspolizei ein Drittel ihrer Einsatzzeit nur für die Sicherheit bei Fußballspielen. Machten wir weiter wie bisher, würde sich das noch mal deutlich erhöhen. Das kann ich dem Steuerzahler nicht mehr vermitteln“, erklärte Innenminister Jäger bei der Vorstellung der Pläne Anfang August.

Risikospiele wie das Revierderby am 6. Spieltag Ende September zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund will Jäger wie bisher von der Polizei begleiten lassen. Steht allerdings eine Partie mit weniger Brisanz an, will das Land das nutzen und Polizeikräfte einsparen.

Ob eine Partie ein Risikospiel ist, entscheidet die Polizei nach Abwägung der Einsatz-Daten der letzten drei Jahre und in Absprache mit der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS). „Es gibt keinen Katalog, in dem die verschiedenen Spiele klassifiziert sind. Wie ein Spiel einzustufen ist, entscheidet am Ende immer der Einsatzleiter in der jeweiligen Bundesliga-Stadt“, erklärt Ministeriumssprecher Wolfgang Beus.

Ligapräsident Reinhard Rauball hatte die Pläne von Jäger kritisiert und befürchtet, dass Gewalttäter ein mögliches Sicherheitsvakuum ausnutzen könnten. Jäger sieht das Pilotprojekt dagegen auch als Angebot an die Fans. Fanvertreter hatten immer wieder weniger Polizeipräsenz in und rund um die Fußballstadien gefordert. Arne Steding vom Fanmagazin „schwatzgelb.de“ begrüßt deshalb grundsätzlich die Pläne. „Bei Spielen gegen Hoffenheim oder Augsburg haben wir uns schon gefragt, was ein großes Polizeiaufgebot da soll“, sagt der Fan von Borussia Dortmund. Steding kritisiert aber, dass Jäger mit der Bekanntgabe der Pläne „die Versuchsanordnung verfälscht“ habe. „Wer jetzt einfach nur Krawall machen will, könnte das ausnutzen.“

Zuletzt hatte es Randale vor dem Pokalspiel von Fortuna Düsseldorf in Würzburg gegeben. Beteiligt waren in der Nacht zum Sonntag Anhänger aus NRW und des 1. FC Nürnberg. Ein Beamter musste mit Schnittverletzungen im Gesicht im Krankenhaus behandelt werden. Mehrere Personen wurden vorläufig festgenommen, unter anderem wegen Sachbeschädigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und mehreren Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

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