Kölner Krise: Stimmungstief zur Unzeit

Köln (dpa) - Die Situation beim 1. FC Köln wird immer prekärer. Nach dem sportlichen Absturz haben geschmacklose Fan-Schmierereien auf dem Trainingsgelände die ohnehin angespannte Stimmung weiter belastet.

Verärgert über die Spray-Aktion einiger Anhänger, reagierte der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist mit einer Strafanzeige gegen unbekannt. „Hier wurden ganz klar Grenzen überschritten. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns daher dazu entschlossen, die Staatsanwaltschaft einzuschalten“, sagte FC-Geschäftsführer Claus Horstmann.

Nach drei Niederlagen in Serie und nur noch drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz kommt das Stimmungstief zur Unzeit. Statt die atmosphärischen Störungen zu besprechen und das Team auf das so wichtige Derby am 30. April bei Bayer Leverkusen einzuschwören, gab Trainer Frank Schaefer seiner Truppe überraschend frei. Dabei hatte sich die Aufregung über den unerfreulichen Zwischenfall noch längst nicht gelegt.

„Wenn ihr absteigt schlagen wir euch tot come on FC“ hatten Unbekannte über die Osterfeiertage auf eine Werbebande am Trainingszentrum gesprüht. „Das sind keine Fans. Das hat mit Menschenverstand nichts zu tun“, wetterte FC-Kapitän Lukas Podolski, Schaefer kommentierte verständnislos. „Das hat mich geschockt, das hat nichts mit Kritik zu tun.“

Selbst bei den krisenerprobten Kölnern und Teilen ihrer Fans liegen die Nerven blank. Die Zuversicht nach zuvor sieben Heimsiegen in Serie ist verflogen, die Mannschaft verunsichert, der Trainer angeschlagen. „Da gibt es nichts schönzureden. Wir stecken ganz tief drin im Abstiegskampf. Und angesichts dessen, wie wir die letzten drei Spiele verloren haben, wird es jetzt ganz schwer“, hatte Schaefer bereits nach dem bitteren 1:4 beim Drittletzten VfL Wolfsburg gewarnt.

Dabei trägt auch vor allem die Debatte um seine Person dazu bei, dass die noch vor wenigen Wochen gefühlt schon geretteten Kölner derzeit gleich mehrere Baustellen haben. Seit Sportdirektor Volker Finke mitte März, wenige Tage nach dem 1:5 bei Borussia Mönchengladbach, den Glauben Schaefers auf einer Pressekonferenz thematisierte und seine Eignung für das Profi-Geschäft infrage stellte, hat sich in Köln viel verändert. Und das nicht zum Guten.

Nur wenige Tage danach gab Schaefer seinen Abschied als Bundesliga-Trainer nach dieser Saison bekannt. „Aufgrund der letzten Tage hatte ich das Gefühl, dass ich den Verein belaste. Ich sehe das als letzte Möglichkeit. Die Spieler müssen jetzt den Tunnelblick aufnehmen und den Fokus auf die restlichen Spiele setzen“, hatte der 47-Jährige seine Entscheidung begründet. Aus der Tendenz nach oben wurde aber binnen weniger Spiele ein freier Fall Richtung Tabellen-Keller.

Eine Befreiung ist beim FC jedenfalls nicht zu sehen, und Schaefers Autorität in der Mannschaft hat der angekündigte Abschied auch nicht geholfen. Spieler wie der Portugiese Petit oder Ex-Kapitän Youssef Mohamad, ohnehin nicht gut auf Schaefer zu sprechen, sehen jetzt wohl noch weniger Anlass, dem Trainer bedingungslos zu folgen. „Es sieht zumindest so aus, als ob wir auf dem Platz keine Mannschaft sind“, klagte Torwart Michael Rensing nach der Pleite in Wolfsburg.

Schaefer für die letzten drei Spiele gegen Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und Schalke 04 zu beurlauben, ist laut Finke aber keine Option. „Für mich ist es selbstverständlich, dass er da sitzt, weil ich das in unserer Zusammenarbeit voraussetze“, sagte der 63-Jährige.

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