Kaum Rückrunden-Rätsel - Niersbach: Keine Langeweile

Berlin (dpa) - Eine Münchner Meisterparty schon vor dem Tanz in den Mai? Zwei fixe Absteiger auch bereits im April? Vor dem Start in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga zeigt der Blick auf die Tabelle: Die wichtigsten Entscheidungen drohen in der 50. Jubiläumssaison sehr früh zu fallen.

Das unliebsame Szenario einer Langeweile-Liga fürchtet DFB-Präsident Wolfgang Niersbach dennoch nicht. „Da ist so viel Action drin in der Bundesliga. Trotz des großen Vorsprungs der Bayern wird es sicher kein Langeweiler werden“, sagte Niersbach der Nachrichtenagentur dpa vor der Eröffnungspartie zwischen Schalke 04 und Hannover 96 am Freitag.

Doch wer will den FC Bayern auf dem Weg zum 23. nationalen Meistertitel überhaupt noch stoppen? Die Konkurrenz hat schon resigniert. „Es ist extrem unwahrscheinlich, dass ein Jäger den Bayern noch etwas anhaben kann“, sagte Bayer Leverkusens Trainer Sascha Lewandwoski - eine Kampfansage des Vize-Herbstmeisters käme bei schon neun Punkten Rückstand auf die Münchner auch überraschend. Auch Titelverteidiger Borussia Dortmund hält sich bei gar 12 Zählern Distanz verbal zurück. „Diese Leistung ist zu respektieren“, betonte BVB-Chef Reinhard Rauball über den Lauf des Rekordchampions in der Hinrunde. Gratulieren will der Ligapräsident aber ausdrücklich noch nicht. Am 18. Mai wird der neue Champion spätestens gekürt.

Und die Münchner selbst? Die sprechen weiter von ihrer Titelsehnsucht. „Ich denke, dass die Mannschaft spürt, dass wir das alle wollen. Die Spieler haben einen unbändigen Hunger, im Endlauf nach 34 Spieltagen Erster zu sein. Ich bin sehr optimistisch“, sagte Trainer Jupp Heynckes im Trainingslager in Doha. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge stimmt in die optimistische bajuwarische Grundhaltung mit ein. „Den Bogen hat die Mannschaft mit Jupp Heynckes gut gespannt. Jetzt hoffen wir, dass der Pfeil in die richtige Richtung fliegt“, sagte er beim DFL-Neujahrsempfang.

Der Titel soll die Heynckes-Zeit bei den Bayern krönen, denn seit Mittwoch steht fest, dass der 67-Jährige am Saisonende als Bayern-Coach aufhören und seinen Platz für Josep Guardiola freimachen wird. Mit der spektakulären Verpflichtung des europaweit umworbenen Spaniers, der mit dem FC Barcelona von Titel zu Titel eilte, feierten die Münchner schon vor dem Rückrundenstart ihren ersten Triumph 2013.

Personelle Hängepartien können in einer Rückrunde gefährlich sein. Das weiß man auch in Stuttgart, wo die Unterschrift von Trainer Bruno Labbadia weiter aussteht. Bei Eintracht Frankfurt könnten Debatten um die Zukunft von Sebastian Jung und Namensvetter Rode den wundersamen Aufschwung beenden - Platz vier zu halten, wäre für den Aufsteiger in jedem Fall ein willkommenes Wunder.

Diese Luxus-Sorgen hätten die anderen Aufsteiger gerne. Fortuna Düsseldorf (21 Punkte) liegt immerhin klar vor den Abstiegsrängen, die SpVgg Greuther Fürth gilt als Schlusslicht mit nur neun Punkten wie der FC Augsburg als designierter Zweitliga-Rückkehrer. „Die Hoffnung stirbt zuletzt, auch wenn uns viele abgeschrieben haben“, sagt Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah. Auf die Fürther wartet am Samstag ausgerechnet zum Rückrundenauftakt gleich ein Duell mit den Bayern.

Niersbach Hoffnung auf einen spannenden Fußball-Frühling nährt sich vor allem aus der Ausgeglichenheit der Liga. Von Platz drei (Dortmund) bis zehn (Hamburger SV) sind es nur sechs Punkte, der gleiche Abstand trennt den Neunten (Stuttgart) von Platz 15 (Wolfsburg). Jeweils rund die Hälfte der Clubs hofft auf einen Europapokalstart oder muss noch um den Klassenverbleib bangen. „Wer glaubt, da schon in Sicherheit zu sein, sollte vorsichtig sein“, warnte Rauball.

33 Tage dauerte die Winterpause. 64 Prozent der Deutschen sind gegen die Abschaffung der Unterbrechung zum Jahreswechsel. Das ist das Ergebnis einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der dpa. Kein Wunder: Zeit genug für viele Personalien war auch in der fußballfreien Zeit. 1899 Hoffenheim holte in seiner Not Marco Kurz als Trainer. Nürnbergs Dieter Hecking soll nun Wolfsburg fit machen. Beim „Club“ rückt Ex-Profi Michael Wiesinger dafür auf die Bank. Jens Keller muss die Schalker Sorgen als Chefcoach vertreiben. Werder Bremen (Thomas Eichin) und der FC Augsburg (Stefan Reuter) haben neue Manager. Und Dortmund setzte mit der Rückkehr von Nuri Sahin den Transfer-Coup.

„Ich glaube, dass wir uns hinter keiner Liga der Welt verstecken müssen“, frohlockte Rauball angesichts der neuen Stärke und erstmals noch sieben Clubs in Champions- und Europa-League. Einziger Wermutstropfen bleibt die Fan-Problematik. Inständig hoffen die Funktionäre, das nach den Debatten um Sicherheit im Allgemeinen und Pyrotechnik im Speziellen das Spektakel in der Rückrunde friedlich bleibt. „Wir sind auf einem guten Weg, auf einem Weg der vernünftigen Argumente“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

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