TSG Hoffenheim Julian Nagelsmann: „Ich stehe für Kontinuität.“

Julian Nagelsmann bekennt sich zu Hoffenheim — Das Spiel um viele Champions-League-Millionen in Berlin gerät darüber fast ins Hintertreffen

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann.

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann.

Foto: Uwe Anspach

Zuzenhausen. Auf zum Schlussspurt. In sieben Wochen ist die Bundesligasaison 2016/17 schon wieder Geschichte. Die Länderspielpause haben die Akteure der TSG Hoffenheim genutzt, um vor den finalen neun Spielen die Beine und den Kopf etwas zu erholen. Der eine Teil in Zuzenhausen, der andere bei seinen Länderauswahlen. Aber irgendwie hat das nicht so gut geklappt, zumindest beim Trainer. „Es war nicht das erholsamste Wochenende aller Zeiten“, sagt Julian Nagelsmann. Der Grund: Der Bayer war am Donnerstag vor einer Woche in seine alte Heimat nach München gefahren und hatte sich ein Spiel der Bayern-Frauen angeschaut. Das gemeinsame Foto mit den Herren Hoeneß und Ancelotti erfreute sowohl den Fotografen der „Bild“-Zeitung, als auch deren Schlagzeilenmacher.


Aus dem Ausflug hat auch Nagelsmann etwas gelernt. „Vielleicht war das ein bisschen blauäugig.“ Zudem hatte Hoeneß ja noch verlauten lassen, dass Hoffenheim seine Lieblingsmannschaft sei. Wegen Nagelsmann und dessen Art, wie er Fußball spielen lasse. Da liegt halt der Verdacht nahe, dass mehr als nur ein flüchtiger Frühlingsflirt in der Luft liegt, angesichts einer solchen bayrisch-präsidialen Charmeoffensive. Wer bei den Spielertalenten immer nach den Besten schaut, der sollte das doch auch bei den Trainern so halten, oder?

So musste der 29-jährige Hoffenheim-Trainer vor dem Spiel bei Hertha BSC (Freitag 20.30 Uhr/Sky) den Hoffenheimer Erklärbär geben. „Da wurden viele lustige Sachen geschrieben. Das war kein Date mit Herrn Hoeneß, keins mit dem FC Bayern“, erklärt Nagelsmann. Basta. Und überhaupt: „Ich habe einen Vertrag hier, ich habe bei keinem anderen Club unterschrieben und ich habe genug anderes zu tun, als das ständig zu betonen.“

Zum Auftakt des 26. Spieltags gastiert der Vierte Hoffenheim (45 Punkte) beim Fünften in Berlin (40 Punkte). Ein Duell um drei Punkte, aber auch um viel Geld. Der Unterschied zwischen Königsklasse (Champions League) und Holzklasse (Europa League) liegt in schlappen 20 Millionen Euro mehr, die es im Wettbewerb der Topclubs garantiert gibt. „Wenn es am Ende ein Champions-League-Platz ist, dann sagen wir nicht Nein“, betont Nagelsmann. Aber eigentlich schaut er ja gar nicht auf die Tabelle. Denn mit dieser Herangehensweise sei man ja auch in der Vorsaison gut gefahren. Auch Nagelsmann kultiviert — wie eigentlich jeder Fußballer — den Aberglauben. Klar ist aber auch vor einer Woche mit drei Spielen in acht Tagen (Hertha, Bayern, Hamburg): „Ich habe nicht das Gefühl, dass der Druck ins Unermessliche steigt, weil wir erfolgreicher sind als es viele vor der Saison gedacht haben.“

Erfolgreicher als gedacht ist ja auch Nagelsmann, der vor wenigen Tagen den Trainerpreis 2016 des Deutschen Fußball-Bundes erhalten hat. Ein schickes Teil. Mit Blattgold ummantelt. „So etwas habe ich noch nie bekommen“, sagt Nagelsmann. Nur leider stilistisch vollkommen unpassend zum Rest der Einrichtung im Hause Nagelsmann. Weshalb der Preis nur in der Abstellkammer steht. Aber die Einrichtung kann man ja zum Trainerpreis passend gestalten, oder? Nagelsmann grinst und sagt einen Satz, den sie in Hoffenheim sehr, sehr gerne vernommen haben: „Ich stehe schon ein bisschen für Kontinuität.“ In Sachen Einrichtung und in Sachen Job.

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