„Hunter“-Comeback und wilde Spekulationen um Effenberg

Gelsenkirchen (dpa) - Erst der grenzenlose Jubel über das grandiose Drei-Tore-Comeback von Klaas-Jan Huntelaar, dann die Irritationen um den angeblichen „Top-Kandidaten“ Stefan Effenberg für den Trainerposten:

Nach dem wichtigen 4:1 (2:1)-Sieg des FC Schalke 04 gegen den Hamburger SV trugen die Protagonisten wenig bis gar nichts zur Klärung der seit Monaten offenen Frage bei: Wer sitzt in der kommenden Saison auf der Bank des Fußball-Bundesligisten?

„Intern haben wir eine klare Tendenz. Es ist aber noch keine Entscheidung gefallen. Und an Spekulationen beteiligen wir uns weiterhin nicht, wir kommentieren sie auch nicht“, betonte Sportvorstand Horst Heldt nach dem „wichtigen Schritt“ Richtung Champions League.

Dank des überragenden Torjägers Huntelaar, der nach der HSV-Führung von Marcell Jansen (5. Minute) das Ausgleichstor von Michel Bastos (10.) auflegte und dann selbst dreimal (21./58./66.) zuschlug. „Das war mein bestes Spiel in diesem Jahr“, frohlockte der lange verletzte „Hunter“ nach seinem ersten Einsatz seit sieben Wochen.

Unaufgeregt, souverän und sogar mit einem Schuss Ironie reagierte der derzeitige Coach Jens Keller auf die kurz nach Schlusspfiff von der „Bild“-Zeitung verbreitete Meldung, Effenberg sei der aktuelle Favorit für die Position des Cheftrainers. Vor einigen Wochen war noch Frankfurts Trainer Armin Veh als aussichtsreichster Anwärter gehandelt worden - bis dieser seinen Vertrag mit der Eintracht verlängerte. „Er verhandelt ja genauso wie Armin Veh, vielleicht sitzen sie ja zusammen“, meinte Keller über Effenberg, der seit gut einem Jahr die Fußball-Lehrer-Lizenz besitzt.

Dass er den ehemaligen Nationalspieler häufiger treffe, bestritt Heldt nicht einmal. „Er arbeitet ja bei Sky als Fußball-Experte. Da sieht man sich natürlich öfter“, meinte der Schalke-Manager. Effenberg sei ein „exzellenter Fußballer“ gewesen. „Natürlich ist er ein Trainer der Zukunft. Mit seiner Qualität und Erfahrung wird er sicher auch als Trainer Karriere machen.“ Während Heldt über Effenbergs Vorzüge philosophierte, saß dieser gleichzeitig im TV-Studio und musste die neuesten Gerüchte kommentieren.

Was für ein Ping-Pong-Spiel! Natürlich sagte auch Effenberg „grundsätzlich nichts zu irgendwelchen Spekulationen“, nur: „Es ist mein Ziel, mal als Trainer zu arbeiten. Um erfolgreich zu arbeiten, braucht man eine gute Grundlage. Und die ist auf Schalke, aber auch bei anderen Vereinen gegeben.“ Der 44-Jährige betonte: „Eine Entscheidung von meiner Seite ist in keinster Weise getroffen.“

Trotz aller Gerüchte, wachsweicher Äußerungen und gezündeter Nebelkerzen: Viel spricht dafür, dass Keller Cheftrainer bleibt, wenn die Königsblauen den vierten Tabellenplatz - bei momentan drei Punkten Vorsprung auf Frankfurt - bis zum Saisonende behalten und das Ticket für die Qualifikationsspiele zur Champions-League-Gruppenphase lösen. Der von Beginn an äußerst kritisch beäugte Stevens-Nachfolger Keller ist bei Mannschaft sowie inzwischen auch bei den Fans beliebt und leistet offenkundig hervorragende Arbeit. Dass Schalke hinter den Kulissen einen Plan B diskutiert, ist so legitim wie nachvollziehbar.

Keller wieder in die Nachwuchsabteilung zu stecken oder als U 23-Trainer zu installieren und dem bisher als Coach unerfahrenen Effenberg die Verantwortung zu übertragen, birgt einige Gefahren. Zumal der „Tiger“ in seiner aktiven Zeit in der Beliebtheitsskala auf Schalke nicht gerade den Spitzenplatz belegte.

So scheint es auch vor dem Hintergrund, dass Heldt nicht den Eindruck erwecken mag, er wolle auf „Deubel komm raus“ seinen Kandidaten Keller durchdrücken, logisch, was der Manager noch erklärte: „Man muss in verschiedene Richtungen denken. Es ist das Wichtigste, dass die Mannschaft die Ziele erreicht. Vielleicht ist Jens ja auch unser erster Kandidat und erster Ansprechpartner.“

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