Dritter gegen Erster Hoffenheim will gegen Bayern „nicht in Ehrfurcht erstarren“

Sinsheim (dpa) - Unbeschwert, fröhlich und selbstbewusst geht 1899 Hoffenheim nach dem Sprung auf den dritten Tabellenplatz nun die Herausforderung beim FC Bayern an.

Dritter gegen Erster: Hoffenheim will gegen Bayern „nicht in Ehrfurcht erstarren“
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„Wir haben alle Lust auf dieses Spiel und werden nicht in Ehrfurcht erstarren“, versprach Manager Alexander Rosen vor dem nächsten Bundesliga-Spitzenspiel der Kraichgauer am Samstag in München. Beim 1:0 (1:0)-Sieg gegen Hertha BSC zeigte die TSG erneut eine ganz starke Leistung; die Euphorie wächst beim Überraschungs-Herbstmeister von 2008.

Nach dem fünften Sieg hintereinander hatte auch Julian Nagelsmann mal wieder gut lachen. Seit seinem Amtsantritt im Februar holte er 42 Punkte in 23 Spielen und muss sich nun immer wieder vorrechnen lassen, dass in der so genannten Nagelsmann-Tabelle, also in besagtem Zeitraum, nur der FC Bayern München und Borussia Dortmund erfolgreicher waren. Der mit 29 Jahren jüngste Erstliga-Coach hat aus dem Abstiegskandidaten einen Anwärter fürs internationale Geschäft gemacht.

„Wir fahren da hin, um erfolgreich zu sein“, sagte Nagelsmann zur nächsten Herausforderung beim Meister und erklärte: „Inhaltlich ist das ein sehr komplexes Spiel, psychologisch nicht so. Aus psychologischer Sicht erwartet Fußball-Deutschland nicht so viel von uns.“

Fünf Dreier nacheinander waren den Hoffenheimern bisher nur in der famosen Aufstiegssaison 2008/09 unter Ralf Rangnick gelungen. Jetzt zeigt die TSG wieder tollen Tempofußball und verbuchte gegen die Hertha 24 Torschüsse, ließ allerdings auch viele Chancen liegen. Nur Jung-Nationalspieler Niklas Süle traf per Kopf für seine weiter ungeschlagene Mannschaft (31. Minute). „Wir haben einen überragenden Kader, eine super Mannschaft. Wenn wir so weitermachen, kann es eine gute Saison werden“, sagte Süle.

Eine kleine Szene vor 28 015 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena zeigte, wie die „Nagelsmänner“ ticken. Kurz nach der Halbzeit, als die Hoffenheimer für einige Minute ihre Überlegenheit verloren hatten, holte der Chefcoach Abwehrchef Kevin Vogt an die Außenlinie und erklärte ihm, dass er jetzt vor der Abwehrkette spielen müsse, weil sich da ein Loch aufgetan hatte. Fortan hatten die Gastgeber die Hertha wieder im Griff.

„Wir gewinnen nicht durch Zufall, da steckt auch ein Plan dahinter“, erklärte Vogt. „Wir bekommen viele Sachen vom Trainer an die Hand. Wir wissen, wie der Gegner spielt und wie wir ihn bespielen wollen.“

Die eigene Grundordnung anpassen, nennt Nagelsmann so etwas. Und diese taktische Flexibilität ist einer seiner Stärken. Die anderen Erfolgsgeheimnisse? „Wir verteidigen sehr stabil, viel besser als in den ersten drei Spielen“, sagte der Chefcoach. Und: Seine Mannschaft mache bei eigenem Ballbesitz weniger Fehler. Ganz entscheidend sei auch der Faktor Stimmung. Nagelsmann achtet darauf, dass möglichst viele Spieler - wenn sie denn im Training überzeugen - zu ihren Einsätzen kommen. So schafften es Steven Zuber und Benjamin Hüber zuletzt von der Tribüne in die Startelf. Die Neuzugänge Sandro Wagner, Kerem Demirbay, Lukas Rupp und Vogt haben ohnehin eingeschlagen.

„Wir spielen einen super Fußball und sind alle gewillt, besser zu werden“, sagte Kapitän Sebastian Rudy. Rosen fiebert der Partie in München entgegen - und ist sich sicher, dass es der Mannschaft ebenso ergeht. „Das wird ein tolles Spiel. Ist doch geil: In so einer Situation nach München zu fahren und zu sagen: Hei, jetzt versuchen wir es mal gegen die Allerbesten!“

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