Hoeneß gut gelaunt zurück auf Bayern-Tribüne

München (dpa) - Uli Hoeneß lächelte, als er zurück auf die Ehrentribüne schritt. 662 Tage nach seinem bis dato letzten Stadionbesuch war der ehemalige Präsident des FC Bayern München mit dem von ihm bekannten rot-weißen Schal um den Hals wieder in seiner Arena zurück.

Hoeneß gut gelaunt zurück auf Bayern-Tribüne
Foto: dpa

Erst kurz vor dem Anpfiff kam der 64-Jährige, in guter Laune begrüßte er Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, seinen Präsidenten-Nachfolger Karl Hopfner und Adidas-Konzernchef Herbert Hainer. „Willkommen zu Hause, Uli Hoeneß“, twitterte der FC Bayern.

Vor dem Mittwoch war Hoeneß letztmals am 10. Mai 2014 beim 1:0 gegen den VfB Stuttgart bei einem Spiel der Bayern-Profis im Stadion. Seine Fans freuten sich über die Rückkehr des am Montag aus der Haft entlassenen Vereinsikone. „Uli, Du bist der Beste“ war vor dem Anpfiff der Bundesligapartie auf einem Transparent in der Fankurve zu lesen.

Als „freier Mann, als Privatmensch“ kehre er ins Stadion zurück, hatte Hoeneß betont. „Ich freue mich sehr, mal wieder ein Spiel live zu sehen“, erklärte Hoeneß in der „Bild“. Bisher sei ihm das verboten gewesen. „Ich durfte nur zum Basketball, da auch nur in eine der hinteren Reihen“, sagte Hoeneß. „Ich freue mich, dass er zurück ist. In welchem Amt, muss er entscheiden“, sagte der verletzte Abwehrchef Jérôme Boateng bei Sky.

Nicht nur Bayern-Fans wünschen sich, dass der langjährige Clubpatron schnell wieder in die Geschicke beim Rekordmeister eingreift. Auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff hofft, dass Hoeneß „im deutschen Fußball weiterhin eine wichtige Rolle spielt“. Beim FC Bayern stünde einem Comeback des 64-Jährigen ohnehin nichts im Weg, wie sämtliche Vereinsgranden zuletzt immer wieder andeuteten.

Aber Hoeneß will sich Zeit lassen, selbst am meinungsstarken und streitbaren Manager mit jahrzehntelanger Erfahrung im Fokus der Öffentlichkeit gehen 21 Monate in Haft - 14 davon im offenen Vollzug - nicht spurlos vorbei. „Das alles ist nicht so einfach zu vergessen. Das ist nicht so einfach zu verarbeiten, sagte er der „Bild“-Zeitung.

In dem Interview erzählte Hoeneß von seinem Alltag im Gefängnis, wo er morgens um fünf Uhr aufstand, um zur Arbeit zu fahren. Bei den Bayern hatte er Anfang 2015 als Freigänger einen Job im Jugendbereich bekommen. Abends ging es dann stets wieder zurück in die JVA Rothenfeld bei Andechs am Ammersee. „Die Stunden an der Säbener Straße waren natürlich angenehm. Was anderes als im Gefängnis. Die Alternative wäre gewesen, Zahnpasta einzupacken.“

Die Zeiten sind vorbei. „Ich möchte jetzt meine Ruhe“, sagte er. Bis zum Sommer will sich Hoeneß Zeit lassen, um über seine Zukunft zu entscheiden. „Ich muss jetzt erst einmal den Kopf freikriegen“, sagte er und erinnerte daran, „was die letzten Jahre für eine Belastung für den Kopf waren - nicht nur im Gefängnis, auch die Zeit davor.“ Hoeneß war am Montagmorgen vorzeitig auf freien Fuß gekommen, der Rest seiner dreieinhalbjährigen Haftstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Hoeneß' Wunsch nach Ruhe dürften die Anhänger der Bayern, die er bei seiner bis dato letzten Mitgliederversammlung mit dem Satz „Das war's noch nicht!“ auf ein Comeback eingeschworen hatte, eher nicht nachkommen. Wobei der einstige Macher ohnehin eher die Privatsphäre meint, auf die er sich nun konzentriere. „Ohne Fotografen vorm Haus. Ohne immer in Sorge zu sein, dass hinterm Baum Fotografen lauern, wenn ich mit meiner Frau spazieren gehe. Ich bin in keinem Amt beim FC Bayern mehr. Ich bin nicht Präsident, ich bin gar nichts.“

Das soll sich baldmöglich ändern, hoffen viele. Zu denen gehört auch Bierhoff, der sich Hoeneß in leitender Funktion wünscht. „Bei jedem Zoff, den man mit ihm haben kann, merkt man, dass es ihm um den Fußball geht. Er lebt für den Fußball. Und auch wenn er natürlich in erster Linie die Interessen der Bayern vertritt, denkt er trotzdem auch an das große Ganze“, sagte der DFB-Manager. „Insofern würde ich mir wünschen - weil er einfach eine Stimme hat, weil er eine Meinung hat und Dinge vorantreibt -, dass er im deutschen Fußball weiterhin eine wichtige Rolle spielt.“

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