Borussia M’Gladbach Gladbach im Siegesrausch: Fohlen schubsen Schalke in die Auftakt-Krise

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach freut sich über den besten Saisonstart seit sieben Jahren. Das Spiel gegen Schalke in der Analyse.

 Ein Freistoß fliegt über die Schalker Abwehr.

Ein Freistoß fliegt über die Schalker Abwehr.

Foto: dpa/Bernd Thissen

In der Fußball-Bundesliga darf sich Borussia Mönchengladbach über den besten Saisonstart seit sieben Jahren freuen. Die Elf von Cheftrainer Dieter Hecking setzte sich am dritten Spieltag im Westklassiker gegen Vizemeister Schalke 04 im heimischen Borussia Park mit 2:1 (1:0) durch und befindet sich ungeschlagen mit sieben Punkten im oberen Drittel der Tabelle. Schalke hingegen kassiert erstmals unter Trainer Tedesco die dritte Niederlage in Folge. Ginter und Herrmann hatten Gladbach zunächst mit ihren Treffern in Führung, ehe Embolo in der Nachspielzeit noch den Ehrentreffer für Königsblau markieren konnte.

Der Moment des Spiels: Was für eine Jubel-Explosion von Gladbachs Eigengewächs Patrick Herrmann. Der Flügelflitzer versetzt Schalke wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung mit seinem Treffer zum vorentscheidenden 2:0 den Todesstoß. Im Anschluss brüllt „Flaco“ seine ganze Freude heraus, ist kaum zu bändigen, er zeigt die Fäuste, derweil toben auch die Fans in der Nordkurve vor Begeisterung. Herrmann erlöst den Borussia-Park. Was für eine Geschichte. Vor dem Spiel hatte er rechtzeitig einen Knöchel-Blessur auskuriert, rutschte noch in den Kader. Vor dem Saisonstart hatten ihm die Borussia-Macher nahegelegt, sich einen neuen Klub zu suchen, doch Herrmann blieb, zeigte gute Leistungen in der Vorbereitung. Gegen Schalke bringt ihn Coach Hecking als Tor-Joker von der Bank. Herrmann sagt später: „Als Gladbacher Junge will man nie weg von Borussia. Tut das gut, ich bin überglücklich. Überragend, wenn du mal wieder auf der Bank sitzt und dir dann so ein Tor gelingt. Ich gebe immer alles für die Mannschaft und den Verein. Wir haben uns für ein tolles Spiel belohnt.“

Die Zahlen des Spiels: Sieben Punkte nach drei Spieltagen, das ist der beste Gladbacher Saisonstart seit sieben Jahren. Saisonübergreifend ist das 2:1 gegen Schalke der fünfte Heimsieg in Folge gewesen. Dieter Hecking fährt seinen 150. Sieg als Bundesliga-Trainer ein, unter seiner Regie ist es der 18. Sieg in einem Liga-Topspiel gewesen. Hecking stellt damit einen neuen Topspielrekord auf.

Der Spieler des Spiels:Schalkes Trainer Domenico Tedesco sagt: „Yann Sommer ist der Spieler des Spiels.“ Dem schließen wir uns an dieser Stelle an. Der Schweizer Schlussmann liefert gegen Schalke eine überragende Leistung ab, ist mit seinen Paraden Garant dafür, dass Borussia einen Heimerfolg gegen Königsblau feiern kann.

Der Aufreger des Spiels:

Schiedsrichter Manuel Gräfe liefert eine insgesamt gute Partie im Borussia-Park ab, dennoch erhitzen sich an einer Entscheidung des Unparteiischen die Gemüter. Als der kurz zuvor bereits mit der Gelben Karte verwarnte Schalker Defensivspieler Hamza Mendyl Gegenspieler Nico Elvedi mit einem groben Foul abräumt, sind sich zahlreiche Beobachter der Partie nach 23 Minuten sicher: Gräfe zeigt dem ungestümen Schalker die Gelb-Rote Karte. Tut Gräfe aber nicht, er „begnadigt“ Mendyl. Böses Pfeifkonzert von den Rängen, Tobsuchts-Anfälle auf der Gladbacher Bank. Nutzt nichts, Mendyl mischt weiter mit. Sofort reagiert Schalkes Trainer Tedesco und wechselt den Übeltäter aus, die Knappen kommen an einer Unterzahl-Situation gerade noch mal so vorbei. Später gibt Tedesco zu: „Über Gelb-Rot hätten wir uns nicht beschweren können.“ Fohlen-Trainer Dieter Hecking: „Ich habe mit Herrn Gräfe sprechen können. Er hat mir seine Sicht erläutert, das respektiere ich, dennoch bleibe ich dabei, dass der Spieler vom Platz hätte gestellt werden müssen. Die Art und Weise, wie Herr Gräfe mir seine Entscheidung erläutert hat – davor ziehe ich den Hut.“

Chronik des Spiels:

Borussia startet im Volle-Kanne-Modus in die Partie, die Schalker Profis hingegen wirken zunächst noch verschlafen. Ecke Hofmann, Ginter kann ungehindert köpfen, der Ball fliegt präzise ins lange Ecke, drin, 1:0 Gladbach, Fährmann ohne Chance. Die Fohlen drücken weiter. Rekord-Stürmer Plea zieht ab, sein Schuss geht vorbei. Weiter Powerplay Borussia, Schalkes Mendyl foult und foult, Schiedsrichter Manuel Gräfe zeigt aber keine Gelb-Rote Karte. Pfeifkonzert. S04-Coach Tedesco reagiert sofort, bringt Schöpf für Mendyl, ändert jedoch nichts am Geschehen. Wieder Borussia, Hazard zieht, Fährmann pariert. Plötzlich ist dann auch Schalke drin in der Partie. Ecke, Kopfball Sane, Sommer verhindert mit einem tollen Reflex den Ausgleich. Auf der anderen Seite ist es dann Keeper Fährmann, der einen Treffer verhindert, er holt stark einen Plea-Kopfball raus. Wenig Zeit zum Durchschnaufen, Gegenzug, dicker Bock von Jantschke, doch Schalkes Uth verzieht freistehend kläglich. Im Anschluss noch mal Schalke. Drehschuss Uth, aber Sommer fischt den Schuss noch aus dem Eck. Pause, dann geht der Schlagabtausch weiter. Schalke jetzt mit Dampf, Uth schießt den Ausgleich, zählt aber nicht, Abseits. Noch mal S04, Sommer rettet vor Uth. Im Anschluss übernimmt Gladbach wieder das Geschehen. Flotte Kombination, Kopfball Zakaria – das war knapp. Weiter Borussia. Plea legt Hofmann den Ball perfekt auf, Schuss, klatsch, Pfosten. Die Fohlen knabberten weiter am königsblauen Defensiv-Bollwerk: Plea bedient den eigengewechselten Herrmann, trockener Schuss, drin, 2:0, der Borussia-Park bebt. Schalke wütend, aber Bentaleb und Uth scheitern erneut am starken Sommer. Nachspielzeit – plötzlich zittert Borussia noch mal, weil Embolo den Ball in den Winkel knallt. Ein Traumtor, 2:1, doch das reicht nicht mehr. Borussia gewinnt den Westklassiker gegen Schalke.

Die Trainer-Stimmen:

Dieter Hecking (Borussia Mönchengladbach):

„Wir haben ein überragendes Spiel gemacht. Es sind Leichtigkeit und Spielfluss zu sehen gewesen. Wie wir in den ersten 35 Minuten umgeschaltet haben, fand ich richtig gut. Wir hatten Pass- und Ballsicherheit sowie ein gutes Positionsspiel. Damit haben wir Schalke sehr viele Probleme bereitet. Wir wollten sie vor Aufgaben stellen – das hat die Mannschaft hervorragend umgesetzt. Es freut mich für Patrick Herrmann vor dem Hintergrund der vergangenen Monate, dass er heute der Matchwinner ist. Dass wir nun sieben Punkte nach drei Spielen haben, ist gut. Aber die nächsten Aufgaben werden nicht leichter.“

Domenico Tedesco (FC Schalke 04):
„Gladbach hat uns zu Beginn nahezu überrollt. Bei uns haben die Abstände nicht gestimmt. Aber im Laufe der Zeit haben wir es besser gemacht. Abgesehen von den ersten 15 Minuten waren wir mit der ersten Halbzeit zufrieden. Die Fehler, die Gladbach gemacht hat, haben wir erzwungen durch unser Gegenpressing. Und das letzte Mal, dass wir so viele und gute Torchancen hatten, ist schon etwas her. Aus meiner Sicht war Yann Sommer der Spieler des Spiels. Er hat ein paar dicke Dinger rausgeholt. Für mich waren beide Szenen von Hamza Mendyl gelbwürdig.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort