Bundesliga Gereizter Tuchel im Clinch mit Schmidt

Wer spielte dominanter? Die Trainer liefern sich einen verbalen Schlagabtausch.

Leverkusen. Pressekonferenzen nach Spielen der Fußball-Bundesliga sind gemeinhin subjektive Analysen der Trainer, verbunden mit dem artigen Austauschen gegenseitiger Komplimente. Am Samstag in Leverkusen hingegen lieferten sich Leverkusens Trainer Roger Schmidt und sein Dortmunder Kollege Thomas Tuchel einen verbalen Schlagabtausch. Dass Tuchel dabei wie seine Mannschaft zuvor auf dem Rasen den Kürzeren zog, passte zu diesem gebrauchten Samstag des BVB.

Tuchel resümierte, trotz des 0:2 habe sein Team das Spiel dominiert. Dem entgegnete Schmidt: „Ich glaube, dass wir dominiert haben. Wir hatten zwar weniger Ballbesitz, standen aber kompakter.“ Darauf Tuchel: „Sagt der Trainer, dessen Mannschaft 21 Fouls begangen hat.“ Schmidt: „Die Dortmunder ziehen viele Freistöße allerdings clever, einige davon hätte der Schiedsrichter gar nicht pfeifen müssen.“ Tuchel: „Bei nur 35 Prozent Ballbesitz kann ich trotzdem keine Dominanz erkennen.“ Schmidt: „Ballbesitz ist kein Gradmesser für Dominanz.“

Womit der 49-Jährige zumindest für dieses Spiel richtig lag. Dass Borussia Dortmund in Leverkusen leer ausgegangen war, ließ Tuchel reizbar und ein wenig wie einen schlechten Verlierer wirken. Schließlich wurde die große Chance verpasst, den Ausrutscher des FC Bayern zu nutzen. „Ich bedauere nur, dass wir verloren haben. Mit München hat das nichts zu tun“, sagte Tuchel. Der BVB scheint doch nicht der erhoffte Bayern-Jäger zu sein. 22 Treffer gelangen in den vergangenen fünf Partien, und seit dem 2:2 gegen Real Madrid war der Glauben an die eigene Stärke groß. Nun die Landung auf dem harten Boden der Tatsachen. Im sechsten Liga-Spiel gab es die zweite Niederlage. In der vergangenen Saison waren es insgesamt nur vier.

„Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen“, sagte Gonzalo Castro. Der Mittelfeldspieler, der wegen Adduktorenprobleme in der Pause ausgewechselt wurde, ließ auch die englischen Wochen nicht als Ausrede gelten. „Die hatte Leverkusen auch. Nein, wir konnten einfach unser Spiel zu keinem Zeitpunkt durchbringen“, sagte Castro, und selbst Tuchel monierte: „Wir haben heute sehr lange gebraucht, um uns Torchancen zu erspielen.“

Auffällig ist, dass die junge Mannschaft zwar über große individuelle Klasse verfügt, um gegen limitierte Teams wie Legia Warschau oder Darmstadt dominant aufzutreten. Noch aber fehlt ihr die Erfahrung, wie sie Ideen produzieren kann, um tief stehende Gegner auszuhebeln. Schon die Heim-Siege gegen Mainz und Freiburg waren zäh. Bei den Niederlagen in Leipzig und nun in Leverkusen schlug sich dieses Manko im Ergebnis nieder.

„Leipzig und Leverkusen haben ähnlich gespielt, was bei uns zu vielen Fehlern im Aufbau geführt hat“, sagte Castro und ergänzte: „Wir müssen besonders auswärts eine Schippe drauflegen und mehr Konsequenz entwickeln.“ Sonst nützen 65 Prozent Ballbesitz nun einmal herzlich wenig. tsch

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