Frankfurts „Fußball-Gott“: Meiers nächster großer Coup

Frankfurt/Main (dpa) - Ganz beiläufig, mitten in der Euphorie über diesen verrückten Sieg, erzählte Armin Veh auf einmal eine erstaunliche Geschichte. Danach hätte Alexander Meier die Frankfurter Eintracht in der Winterpause auch gut und gern verlassen können.

Frankfurts „Fußball-Gott“: Meiers nächster großer Coup
Foto: dpa

„Da kam ein Angebot rein, da hätte er das x-fache verdienen können“, erzählte der Trainer nach dem spektakulären 3:2 (0:1)-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg. „Aber nach einem Gespräch war das erledigt. Ich habe ihm gesagt, dass das nicht geht.“ Woher das Angebot kam, verriet Veh nicht. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung aber wollte ein chinesischer Club dem amtierenden Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga ein Jahresgehalt von sieben Millionen Euro zahlen.

Warum ein Verein aus Fernost einem schon 33 Jahre alten Spieler so viel Geld bietet, konnte am Sonntag mal wieder jeder sehen. Warum bei Eintracht Frankfurt alles passieren darf, nur nicht ein Weggang dieses Torjägers, ebenfalls. Eigentlich war die Eintracht dem deutschen Pokalsieger und Champions-League-Teilnehmer hoffnungslos unterlegen. Doch sie gewann am Ende, weil Meier mal wieder drei Tore schoss - das entscheidende in der dritten Minute der Nachspielzeit.

„Wir sind alle fassungslos“, sagte Jungstar Marc Stendera später über ihn. „Er macht ja sonst nicht allzu viel. Aber vorne ist er dann da. Das ist Weltklasse!“ Stenderas Würdigung ist nicht mehr weit entfernt von all den Hymnen, die Fans und auch Medien regelmäßig über Meier intonieren. „Alex Meier, Fußball-Gott“ gehört zum Standardrepertoire in der Commerzbank-Arena. Nach dem Wolfsburg-Spiel sangen es die Frankfurter Fans mal wieder besonders laut. In den Schlagzeilen vom Montag tauchten dann die Begriffe das „Phantom“, die „Lebensversicherung“ und der „Dreier-Meier“ auf.

Die Ein-Mann-Show auf dem Platz hat dabei jedesmal wenig mit dem ruhigen, zurückhaltenden Meier abseits des Spielfeldes zu tun. Draußen tobte immer noch das halbe Stadion, aber drinnen in den Katakomben erklärte der Torjäger ganz leise seine Sicht der Dinge. „So einen Erfolg schafft nie einer allein“, sagte er. „Das ist immer ein Verdienst der ganzen Mannschaft. Wir haben vielleicht nicht verdient gewonnen. Aber mehr Selbstvertrauen kriegen wir nur durch Punkte. Das war heute ein guter Anfang.“

Für den Routinier war die Wintervorbereitung in Abu Dhabi besonders wichtig. Dort holte er sich die nötige Fitness, die ihm nach einer langen Verletzungspause in der Hinrunde noch gefehlt hatte. „Alex war auf dem Platz - aber er hat nicht mitgespielt“, sagte Trainer Veh am Anfang des Jahres über ihn. Trotzdem hat Meier in dieser für ihn so schwierigen Saison schon wieder zehn Tore erzielt.

Am Ende des Tages musste er auch noch als Vorbild für einen Stürmerkollegen herhalten, den Veh ungewöhnlich drastisch in den Senkel stellte. Haris Seferovic solle sich mal „ein großes Stück von Alex Meier abschneiden“, schimpfte der Coach. „Ich habe die Schnauze voll. Ich brauche ihn zwar. Aber wenn hier einer sein eigenes Ding macht und sich über die Mannschaft stellt - das geht nicht.“

Der Schweizer Nationalspieler wurde nach schwacher Leistung schon zur Halbzeit ausgewechselt - und setzte sich danach schimpfend auf die Tribüne statt zu seinen Kollegen auf die Bank. Das sei nicht sein erster „Egotrip“ gewesen, meinte Veh. Die Frage ist, wie es jetzt weitergeht. Zeigt Seferovic eine positive Reaktion? Oder will er den Verein im Sommer vorzeitig verlassen? Am Montag trainierte der 23-Jährige erst einmal ganz normal mit dem Team. Und Meier durfte sich nach seinem großen Auftritt in der Kabine ausruhen.

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