Duell der Kontraste: Freiburg baut um, FCA bleibt cool

Freiburg (dpa) - Es gibt viele Wege, um sich gegen einen Abstieg zu wehren: Man kann mit einem lauten Knall den Trainer und die halbe Stammelf austauschen, so wie es der SC Freiburg getan hat. Man kann aber auch nach dem Vorbild des FC Augsburg die Ruhe behalten und seinem Personal vertrauen.

Welcher Weg der erfolgversprechendere ist, wird sich schon zeigen, wenn beide Mannschaften im Kellerduell der Fußball-Bundesliga in Freiburg aufeinandertreffen. „Wir haben es hier in Augsburg eigentlich so gemacht, wie es Freiburg in der Vergangenheit getan hat“, sagt der frühere SC- und heutige FCA-Manager Andreas Rettig. „Es ist ein bisschen atypisch für Freiburger Verhältnisse, was da in der Winterpause passiert ist.“

Der Kontrast könnte größer kaum sein. Während der Aufsteiger aus Bayern in der Winterpause lediglich den Schalker Jan Moravek auslieh und danach sogar auf eines der beliebten Trainingslager im Süden verzichtete, brach beim Tabellenletzten der große Aktionismus aus. Christian Streich löste Marcus Sorg als Cheftrainer ab. Gleich sechs Spieler wurden aussortiert, Torjäger Papiss Demba Cissé nach Newcastle verkauft und dafür bislang vier Profis neu verpflichtet. Trotzdem erklärte Streich vor seinem Debüt als Bundesliga-Coach: „Wir fühlen uns gut vorbereitet. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“

Völlig neu ist dieses Vorgehen selbst in Freiburg nicht. Mitten in der Saison 1995/96 holten die Breisgauer für viel Geld die gestandenen Verstärkungen Harry Decheiver, Alain Sutter und Nikola Jurcevic. Kurzfristig ging diese Rechnung auch auf, denn mit einem sportlichen Kraftakt schaffte der SC damals noch den Klassenerhalt. Langfristig gesehen bezahlte man dafür aber einen teuren Preis. Ein Jahr später stieg der Verein sang- und klanglos ab, weil es in der Mannschaft nicht mehr stimmte. Zwischen den neuen Stars und den alten Aufstiegshelden hatten sich zu große Gräben aufgetan.

Streich kennt deshalb auch die Risiken, die mit diesem Umbruch in Freiburg verbunden sind. „Wir müssen auf die Balance der Gruppe achten“, erklärte er. Auffällig sei, „dass die Mannschaft sehr, sehr intensiv gearbeitet hat“ und „sehr aufmerksam“ gewesen sei. „Das muss sie aber jetzt bestätigen, wenn die ersten Spiele kommen. In der Vorbereitung läuft oft alles glatt, aber danach kommen dann die ersten Enttäuschungen, weil einer nicht spielt oder nicht im Kader ist. Da wird sich zeigen, wie stabil wir sind.“

Augsburgs Manager Rettig ist sich deshalb auch in einem Punkt sicher. „Ich glaube, dass der Druck noch etwas mehr auf den Freiburgern liegt“, meinte er. „Sie wissen: Wenn sie gegen uns im ersten Spiel nach dem Trainerwechsel und der daraus resultierenden positiven Stimmung verlieren, wäre das ein herber Rückschlag.“

Es gibt allerdings auch einen Punkt, an dem beide Vereine auf einer Linie liegen. Beide haben ihre ansonsten völlig unterschiedliche Personalpolitik schon jetzt darauf ausgerichtet, ihre Teams im Falle eines Abstiegs weitgehend zusammenhalten zu können. „Das ist ein vernünftiger Ansatz, so sollte man es angehen“, erklärte Streich. „Natürlich ist der Klassenerhalt momentan das Wichtigste, aber es geht für uns um eine Mittelfristigkeit.“

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