DFL und DFB alarmiert - Daum will Deeskalierung

Frankfurt/Main (dpa) - Rauchende Köpfe bei DFL und DFB, dicke Luft zwischen den Vereinen: Nach den Krawallen von Frankfurt arbeiten die Dachverbände des deutschen Fußballs fieberhaft an einem Sicherheitskonzept für das brisante Saisonfinale.

Die akut abstiegsgefährdete Eintracht muss am letzten Spieltag beim deutschen Meister Borussia Dortmund ran. „Wichtig ist, dass wir Möglichkeiten finden, um deeskalierend zu wirken“, sagte Eintracht-Trainer Christoph Daum.

Am Montag trafen sich die Sicherheitsbeauftragten der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit Vertretern beider Clubs sowie der Polizei, um über Maßnahmen zu beraten. Schon vor den Ausschreitungen im Anschluss an das Bundesligaspiel der Eintracht gegen den 1. FC Köln (0:2) am vergangenen Samstag hatte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erhöhte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt: „Wir sehen ein gewisses Sicherheitsrisiko. Wir werden da einiges machen müssen.“

Für zusätzlichen Zündstoff hatte ein verbales Scharmützel zwischen den Vereins-Granden gesorgt, das aber am Montag ausgeräumt worden ist. Watzke hatte heftige Kritik an Eintracht-Präsident Peter Fischer geübt und eine Entschuldigung gefordert, nachdem dieser den aufgebrachten Fans bei der Randale in Frankfurt zugerufen hatte: „Dann schlagen wir eben den Scheiß-BVB.“ Fischer entschuldigte sich am Montagnachmittag per Telefon bei Watzke, der nach Eintracht-Angaben „sofort angenommen“ hat.

Der DFB-Kontrollausschuss wurde am Montag ebenfalls tätig: Er leitete wie angekündigt ein Ermittlungsverfahren gegen die Frankfurter ein. Der hessische Bundesligist muss sich zeitnah zu den Ausschreitungen seiner Fans im Anschluss an das Köln-Spiel äußern. Mit einem Urteil sei frühestens in der zweiten Wochenhälfte zu rechnen, teilte ein DFB-Sprecher mit. Die Polizei wertete die Jagdszenen in der Frankfurter WM-Arena als „absolute Ausnahmesituation“ und ermittelt ebenfalls - gegen die Randalierer wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung.

Das mögliche DFB-Strafmaß reicht von einer Geldbuße bis zu einer Platzsperre. Die Frankfurter gelten als Wiederholungstäter, nachdem sie in dieser Saison wegen verschiedener Vergehen ihrer Anhänger bereits zu Geldstrafen in Höhe von insgesamt 16 000 Euro verurteilt worden sind. Zudem hatten Frankfurter Fans schon vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern und nach der Partie beim FSV Mainz 05 randaliert.

Die DFL will die Krawalle, die den vorläufigen Negativ-Höhepunkt einer ganzen Reihe von Vorfällen in dieser Saison bildeten und ein weiterer Beleg für die zunehmende Gewaltbereitschaft einzelner Fan-Gruppen waren, intensiv aufarbeiten.

„Die zum Ende der Saison zunehmenden Vorkommnisse bei einzelnen Fan-Gruppierungen muss man diskutieren. Man darf nicht verharmlosen, was da passiert ist. Denn da wurden zum Teil Grenzen überschritten, die man nicht überschreiten darf“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert der Nachrichtenagentur dpa.

„Die Entwicklung macht mir Sorgen. Wir müssen den Dialog mit den Fans intensivieren, gleichzeitig aber auch unverrückbare Grenzen festlegen. Ich appelliere an die Vernunft und Verantwortung auf allen Seiten“, sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball in einem Interview des „Kicker“ zur Gesamtsituation in der Bundesliga.

Eintracht-Coach Daum sieht ebenfalls einen alarmierenden Trend. „Es entwickelt sich im Fußball etwas, was wir alle nicht so gerne sehen und dem wir entgegenwirken wollen“, sagte der 57-Jährige. Zuletzt hatte es beim 1. FC Köln sogar anonyme Morddrohungen gegen die Mannschaft gegeben. „Da hat sich dem einen oder anderen auch außerhalb von Köln der Magen umgedreht“, meinte Daum.

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