Debatten um Ex-Chef bei HSV-Versammlung erwartet

Hamburg (dpa) - Er ist nicht dabei und dennoch im Mittelpunkt. Bei der Mitgliederversammlung des Hamburger SV am Sonntag ist der einstige Vereinschef Bernd Hoffmann das große Thema. Es geht um ungeklärte Ausgaben, den ersten Verlust in einem Geschäftsjahr seit 2003 und um etliche Ungereimtheiten.

Die Aufarbeitung der Ära Hoffmann droht zur Marathonsitzung zu werden. Der Fußball-Bundesligist hat den Saal im Congress Centrum Hamburg mit 3000 Plätzen deshalb vorsichtshalber bis Mitternacht gebucht.

Die Norddeutschen haben im vergangenen Jahr erstmals seit 2003 rote Zahlen geschrieben: Im Geschäftsjahr 2010/2011 betrug das Minus 4,87 Millionen Euro. Für das Defizit wird das frühere Führungsduo Hoffmann und Katja Kraus verantwortlich gemacht.

Im Vorfeld befragte der Aufsichtsrat beide zu ungeklärten Vorgängen und vermissten Unterlagen in ihrer achtjährigen Amtszeit. Daraufhin sind laut Kontrollgremium unzureichende Antworten gekommen. Im Geschäftsbericht kritisieren die Rechnungsprüfer, dass ihnen angeforderte Papiere nicht zur Verfügung gestellt wurden. Beispielsweise fehlten laut „Hamburger Abendblatt“ (Freitag) Erklärungen zur Personalkostensteigerung in der Geschäftsstelle.

Weiterhin geht es um das geplatzte Engagement von DFB-Chefscout Urs Siegenthaler als Sportdirektor beim HSV. Auch Spielerberater Roman Grill soll Honorare für Beratung bekommen haben, seine Verpflichtung als Sportchef scheiterte später. Zudem stieß die Anstellung von Hoffmann-Freunden einigen Mitgliedern übel auf.

Teuer zu stehen bekam der Club die geplatzte Verpflichtung des Brasilianers Vagner Love. Wie die „Sport Bild“ berichtete, soll der 17-Millionen-Euro-Deal bereits eingetütet gewesen sein, als ihn Hoffmann dann doch absagte. Um Klagen vorzubeugen, habe der HSV 70 000 Euro an eine beauftragte Agentur überwiesen. Ernst-Otto Rieckhoff, Vorsitzender des Aufsichtsrates, wandte sich im Vorfeld extra an die Mitglieder und versprach ihnen umfassende Aufklärung.

Nun könnte es passieren, dass aufgebrachte Mitglieder dem Vorstand um Hoffmann die Entlastung für das vergangene Geschäftsjahr verweigern. Ob der 48-Jährige noch einmal zur Versammlung kommt und öffentlich zu den Vorwürfen Stellung bezieht, hat er noch nicht entschieden: „Ich weiß es noch nicht“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Seine Anwälte rieten ihm davon ab.

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