Debatte um Dreifachbestrafung - Regelhüter nun gefordert

Berlin (dpa) - Robin Dutt und Florian Hartherz hätten den Regelhütern des Weltfußballs bei deren Sitzung im Culloden Hotel von Craigavad am kommenden Samstag sicherlich einiges zu sagen.

Debatte um Dreifachbestrafung - Regelhüter nun gefordert
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Der Sportdirektor des VfB Stuttgart und der Verteidiger des SC Paderborn fühlten sich am Bundesliga-Wochenende als jüngste Leidtragende der viel diskutierten Dreifachbestrafung. In Stuttgart wunderte man sich über die Milde für Dortmunds Nuri Sahin nach einer Notbremse gegen Georg Niedermeier. In Paderborn musste man mit dem Platzverweis für Hartherz nach einer Notbremse gegen Münchens Arjen Robben die Härte des Gesetzes spüren.

Zwei vergleichbare Situationen mit unterschiedlicher Auslegung durch die Schiedsrichter Deniz Aytekin und Bastian Dankert an einem Bundesliga-Wochenende haben die Debatte um die Dreifachbestrafung neu entfacht. „Wir lieben diese Dreifachbestrafung alle nicht. Ich hoffe, dass das auch im Sinne der Spieler abgeschafft wird“, sagte Ex-FIFA-Referee und Sky-Experte Markus Merk.

Die Liste der Kritiker ist prominent. Franz Beckenbauer in seiner Funktion als Vorsitzender der FIFA Task Force Fußball 2014, Joachim Löw und Manuel Neuer haben sich schon mokiert. Auch Arsenal-Trainer Arsene Wenger und UEFA-Chef Michel Platini sind bekennende Gegner des Dreiklangs von Elfmeter, Roter Karte und Sperre für den Sünder bei Notbremsen im Strafraum.

Eine Änderung scheint nach langen Debatten nun möglich. Wenn sich das International Football Association Board IFAB am Samstag in einem Vorort nordöstlich von Belfast versammelt, soll auf Antrag des europäischen Dachverbandes UEFA zumindest über eine Modifizierung der Regel 12 „Verbotenes Spiel und unsportliches Betragen“ gesprochen werden, in der die Dreifachbestrafung im Unterpunkt „Feldverweiswürdige Vergehen“ geregelt ist.

Schon im vergangenen Jahr diskutierte das IFAB, dem je ein Vertreter der vier britischen Verbände aus England, Schottland, Wales und Nordirland und vier Vertreter des Weltverbandes FIFA (darunter in der Regel Präsident Joseph Blatter) angehören. Bislang bewegte sich das Gremium nicht. Begründung der Bewahrer: Eine mildere Bestrafung von Notbremsen im Strafraum als außerhalb könnte zu „zynischen Fouls“ innerhalb des Sechzehners führen.

Im Klartext: Spieler könnten darauf spekulieren, dass sie für eine Notbremse glimpflicher davonkommen, wenn sie das Foul im Strafraum begehen. Der vorliegende UEFA-Vorschlag sieht nun vor, dass bei Fouls im Kampf um den Ball künftig eine Gelbe Karte genügt, absichtliche Vergehen wie Trikotziehen oder Schubser allerdings weiterhin mit Rot bestraft werden. Die Schiedsrichter müssten dann bewerten, ob das Vergehen absichtlich oder wie jüngst in Stuttgart oder Paderborn im Zweikampfgeschehen begangen wurde.

Mit einer schnellen Änderung noch in der laufenden Saison ist aber nicht zu rechnen. Abgesegnet werden müssen alle IFAB-Entscheidungen erst noch durch den nächsten FIFA-Kongress am 29. Mai in Zürich. Auch die UEFA ist nur vorsichtig optimistisch, dass die als konservativ bekannten IFAB-Mitglieder Reformeifer zeigen. Sollten sich die Regelhüter nicht zu einer Änderung durchringen können, wird eine Testphase der modifizierten Regelauslegung in allen UEFA-Wettbewerben in der kommenden Saison als Kompromiss vorgeschlagen.

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