Das 9-Sekunden-Tor zum Glück

Bayer siegt 2:1 in Dortmund, feiert die neue Philosophie — und einen alten Bekannten.

Das 9-Sekunden-Tor zum Glück
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Dortmund. Wer von den 80 667 Zuschauern in der Dortmunder Arena seinen Platz leicht verspätet einnahm, der glaubte wohl, dass er es beim Anpfiff von Schiedsrichter Deniz Aytekin um 18.32 Uhr doch pünktlich zum Spiel des BVB gegen Bayer 04 Leverkusen geschafft hatte.

Tatsächlich aber war jenen Besuchern Historisches entgangen: Bereits eine Minute zuvor hatte Aytekin das Spiel schon einmal freigegeben. Dazwischen lag mit dem 1:0 der Gäste durch Karim Bellarabi nach neun Sekunden das nun schnellste Tor der Bundesliga-Geschichte.

„Das ist natürlich etwas ganz Besonderes. Doch so ganz zufällig ist der Treffer nicht gefallen. Wir haben im Training immer wieder geübt, derart schnell nach vorne zu spielen“, sagte Bellarabi.

Dass er sich beim Tor durch einen „Pferdekuss“ leicht an der Hüfte verletzt hatte, hemmte ihn nicht weiter. „Die Euphorie war einfach viel zu groß“, sagte Bellarabi. Überhaupt ist der 24-Jährige die Überraschung des Sommers.

Zwar investierte Bayer mit den Transfers von Josip Drmic und Hakan Calhanoglu 21,3 Millionen Euro in die Offensive, doch nach beendeter Ausleihe an Braunschweig setzte vor allem Bellarabi die Akzente. Im Pokal bereitete er zwei Tore vor, in der Qualifikation zur Champions League gelang ihm in Kopenhagen ein Treffer — und nun in Dortmund gab er neben seinem Rekord-Tor auch den Pass zum 2:0 von Stefan Kießling in der Nachspielzeit. Bellarabi: „Da war ich schon im roten Bereich, aber dafür hat es noch gereicht.“

Lob gab es von Kapitän Simon Rolfes: „Karim läuft eben nicht nur schnell, sondern auch sehr lange“, sagte der 32-Jährige, während Trainer Roger Schmidt erklärte: „Karim ist topmotiviert. Und unsere Spielphilosophie vom ganz frühen Attackieren kommt besonders ihm mit seinem Tempo und Ideenreichtum entgegen.“

Ein Spielstil, den Leverkusen in der ersten Halbzeit fast schon in Perfektion darbot. Permanent wurde der BVB bereits in seiner eigenen Hälfte angegriffen, so dass der Ball kaum vor das Tor von Bernd Leno kam.

„Ich wusste, dass wir dieses Spiel drauf haben. Aber dass ich eine derart ruhige Halbzeit erleben würde, hatte ich nicht erwartet“, sagte der 22-Jährige, der in seinem 100. Ligaspiel erst in der 84. Minute erstmals klären musste. „Wir haben viel besser verteidigt als in Kopenhagen. Das wird uns enormes Selbstvertrauen geben“, sagte Simon Rolfes.

Allerdings bleibt die Frage, ob die Kraft für das intensive Spiel der „Werkself“ auch eine ganze Saison reicht. „Klar brauchen wir Kondition, aber für die haben wir ja in der Vorbereitung hart gearbeitet“, sagte Hakan Calhanoglu. Und Simon Rolfes meinte: „Wichtig ist für unser System, dass alle elf Spieler über 90 Minuten hochkonzentriert zusammenarbeiten. Dann wird es für jeden Gegner schwer.“

Und für so manchen Zuschauer auch zu schnell.

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