Chaostage beim Hamburger SV

Nach der bitteren 0:2-Schlappe im Nordderby gegen Bremen herrscht auch bei der Trainersuche Wirrwarr. Kommt van Marwijk?

Hamburg. Die Anhänger haben ihren Hamburger SV offenbar schon aufgegeben. Zwei Unentwegte versuchten nach dem 0:2 (0:1) gegen Werder Bremen mit einer Sitzblockade, die Spieler am Heimweg zu hindern.

Alleingelassen, unorganisiert und daher am Ende erfolglos - die Aktion glich in allen Punkten dem Auftritt der Mannschaft in den 94 Spielminuten zuvor.

Chaotisch gestaltet sich auch das Hamburger Bemühen um den Nachfolger von Thorsten Fink. Das Wirrwarr war am Sonntag so groß, dass die Beobachter Mühe hatten, den Überblick zu behalten.

Die Konfusion begann mit einem Vorstoß des Niederländers Bert van Marwijk, der im Fernsehen seines Heimatlandes verkündete, er sei sich mit dem HSV einig und neuer Trainer des Fußball-Bundesligisten.

„Wir sind mit ihm im Gespräch, und mehr gibt es jetzt dazu nicht zu sagen“, erklärte HSV-Mediendirektor Jörn Wolf. „Wir geben keine Wasserstandsmeldungen“, meinte Präsident Carl Jarchow.

Zwischenzeitlich hieß es, Sportchef Oliver Kreuzer sei nach Zürich geflogen, um sich dort mit dem Schweizer Trainer Christian Gross zu treffen. „Das ist falsch“, ließ der Verein wissen. Kreuzer soll zwar in die Schweiz geflogen sein, aber zu einem anderen Zweck. Am Samstagabend hatte sich van Marwijk höchstselbst als Nachfolger des beurlaubten Fink präsentiert.

Zahlreiche niederländische Medien berichteten, der einstige Bondscoach der Oranjes erhalte einen Zweijahresvertrag mit Option auf eine weitere Spielzeit. Der einstige Coach von Borussia Dortmund hatte am vergangenen Mittwoch mit seinem Berater und Kreuzer gesprochen. „Aber es ist noch nichts unterschrieben“, sagte van Marwijk.

Falls der ehemalige Oranje-Coach nach Hamburg wechseln sollte, hat er Schwerstarbeit zu bewältigen. „Man sieht, dass es eine Mannschaft ist, die verunsichert ist“, sagte van Marwijk nach dem 0:2 im Nordderby gegen Werder Bremen.

„Das wichtigste ist jetzt, dass Ruhe reinkommt.“ Beim Thema Ruhe allerdings bekam er gleich mal Nachhilfe von Marcell Jansen. „Ruhe? Hier wird es nie ruhig sein. Der nächste Trainer ist der zehnte in meiner sechsten Saison hier“, sagte Jansen.

Ob der mit Geldscheinen wedelnde Milliardär und Felix-Magath-Fan Klaus-Michael Kühne etwas an van Marwijk zu bemäkeln hat, ist noch nicht überliefert. Bislang hat der 76 Jahre alte Investor bei allen möglichen Trainer-Kandidaten wie dem ehemaligen Werder-Trainer Thomas Schaaf den Daumen gesenkt. HSV-Sportchef Kreuzer platzt beinahe der Kragen, wenn er auf Kühne angesprochen wird.

„Wenn ein älterer Herr aus Mallorca mir etwas über die Bundesliga erzählen will, wird das irgendwann zur Posse und peinlich“, wetterte Kreuzer, den nur die sportliche Leistung noch mehr auf die Palme brachte: „Das hatte mit Bundesliga-Fußball nichts zu tun.“

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