Bundesliga Chaos um den Videobeweis im Bundesliga-Fußball

Verwirrung komplett vor dem 11. Spieltag: DFB-Chef Grindel pfeift DFB-Vorstoß zurück, den Schiedsrichter im Studio zu stärken.

Der Schiedsrichter Sascha Stegemann sitzt am 20.07.2017 in Köln in einem Videoassistcenter vor Monitoren, die Fußball-Spielszenen zeigen.

Der Schiedsrichter Sascha Stegemann sitzt am 20.07.2017 in Köln in einem Videoassistcenter vor Monitoren, die Fußball-Spielszenen zeigen.

Foto: Rolf Vennenbernd

Frankfurt. Nach der heimlichen Modifizierung des Videobeweises hat DFB-Boss Reinhard Grindel ein Machtwort gesprochen und klare Regeln für den künftigen Einsatz verlangt. „Der Videoassistent ist kein Oberschiedsrichter. Das Sagen auf dem Rasen hat der Schiedsrichter — und daran wird sich auch nichts ändern“, sagte Grindel am Freitag.

Was war passiert? In einem Brief an die Bundesligavereine hatte der Deutsche Fußball-Bund in Abstimmung mit der Deutschen Fußball Liga am 25. Oktober mitgeteilt, dass der so umstrittene Videoassistent entgegen der vor der Saison festgelegten Richtlinie nun auch dann eingreifen soll, wenn keine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters vorliegt. Die klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters war bis dato noch Richtwert des Eingriffs. Nach dieser klammheimlichen Änderung der Grundauslegung allerdings hatte es zuletzt zum Erstaunen aller Fußball-Fans immer mehr Eingriffe des Videoschiedsrichters gegeben. Die Kurskorrektur hatte der DFB sogar bereits Mitte September nach dem 5. Spieltag vorgenommen. Warum die Vereine erst fünf Wochen später in einem dreiseitigen Brief darüber informiert wurden, blieb vorerst das Geheimnis des DFB.

Diese Änderung hat für dicke Luft in der Frankfurter Verbandszentrale gesorgt, denn der DFB-Chef Grindel war darüber nicht informiert worden. „Dieses Schreiben wurde mit mir nicht abgestimmt. Ich bin darüber nicht glücklich“, sagte er „NDR Info“. Am Freitag glühten die Telefondrähte — bei einer Aussprache mit Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich und dem Projektleiter Hellmut Krug verschaffte sich Grindel ein Bild. „Das Schreiben an die Bundesligaclubs ist unglücklich formuliert“, sagte er danach. „Ich gehe davon aus, dass sich im Wesentlichen an den Abläufen, was den Einsatz des Videoassistenten angeht, nichts ändert. Es bleibt dabei: Die Entscheidungen trifft der Schiedsrichter auf dem grünen Rasen.“ Nur wenn dem Referee in entscheidenden und engen Fällen Wahrnehmungsfehler unterlaufen, die auch auf das Ergebnis eines Spiels Einfluss haben, soll der Videoassistent eingreifen und ihn darauf aufmerksam machen. „Als eine Art menschliches Sicherheitsnetz“, wie Grindel sagte.

Das Fachmagazin „kicker“ zitierte hingegen aus dem Schreiben an die Bundesliga-Vereine so: „Bei schwierigen Situationen, in denen die Einordnung der Schiedsrichterentscheidung in die Kategorie ,klarer Fehler’ nicht zweifelsfrei gewährleistet ist, der Videoassistent aber starke Zweifel an der Berechtigung der Schiedsrichterentscheidung hat, soll er das dem Schiedsrichter unverzüglich mitteilen.“ Dies wurde dann eben ab dem 5. Spieltag auch so umgesetzt, weshalb die Bundesligatrainer zuletzt immer öfter eine klare Linie beim Einsatz des Videoassistenten vermisst hatten. Chaos total.

Bayern-Trainer Jupp Heynckes sprach sich am Freitag klar gegen den vermehrten Eingriff des Videoassistenten aus. „Der Schiedsrichter ist die oberste Autorität auf dem Spielfeld. Man sollte den Schiedsrichter nicht beschneiden“, sagte der 72 Jahre alte Trainer vor dem Spitzenspiel des Tabellenersten beim Zweiten Borussia Dortmund am Samstagabend (18.30 Uhr). kup/dpa

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