Bundesliga Bundesliga: Eine Liga — zwei Welten

Der FC Bayern feiert mal wieder ein Schützenfest gegen den HSV und kann schon am nächsten Spieltag Meister werden.

Bundesliga: Bundesliga: Eine Liga — zwei Welten
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München. Uli Hoeneß ist ein Genussmensch. Und die aktuellen Münchner Fußball-Genusswochen lässt sich der Präsident des FC Bayern auch nicht von der ungeklärten Trainerfrage vermiesen. Das nächste Schützenfest gegen den erstliga-untauglichen HSV verfolgte der 66 Jahre alte Vereinspatron gut gelaunt auf der Tribüne an der Seite von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Sechs Tore von Robert Lewandowski (3), Franck Ribéry (2) und Arjen Robben (1) konnten die Bosse beim 6:0 (3:0) bejubeln. Lewandowski erreichte im 120. Ligaspiel für den FCB die 100-Tore-Marke, verschoss aber auch erstmals in der Liga einen Elfmeter für Bayern. Die Münchner Freude trübte allein die Verletzung von Corentin Tolisso. Der Franzose erlitt eine schwere Prellung oberhalb des Sprunggelenks.

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München

Hoeneß kann sich dennoch am Münchner Ist-Zustand ergötzen: „Wir haben totale Ruhe im Club. Seitdem Jupp Heynckes im Oktober zu uns kam, schwebt der Verein auf einer Wolke.“ Auf dieser Wolke könnte der deutsche Rekordchampion schon am kommenden Sonntag im Auswärtsspiel bei RB Leipzig zum Express-Titel schweben. Am 27. Bundesliga-Spieltag wurden auch die Rekord-Bayern erst einmal Meister, im ersten Jahr unter Pep Guardiola 2014.

„Wir sind jetzt keine Meisterschaftsplaner“, antwortete Thomas Müller auf die Frage, ob er nicht einen Titelgewinn vor heimischer Kulisse an Ostern gegen Borussia Dortmund vorziehen würde. „Dass wir Meister werden, ist klar“, sagte Robben zum längst verbuchten Titel Nummer 28, dem sechsten am Stück — und ersten Triple-Schritt. „Es ist schön, dass es die Möglichkeit noch gibt, aber das ist in weiter Ferne“, sagte Mats Hummels zur Aussicht auf drei Titel. Die Bundesliga ist nur noch ein Trainingszentrum für die großen Aufgaben, die in Europa und im DFB-Pokal-Halbfinale in Leverkusen warten. „Egal, ob der Vorsprung 20, zehn oder fünf Punkte ist: Wir müssen in der Bundesliga weitermachen. Wir können uns nicht nur auf die Champions League konzentrieren. Wir können und dürfen nicht nachlassen“, mahnte Robben.

Gegen den Lieblings-Prügelknaben HSV genügte ein Powerstart mit drei Toren nach 19 Minuten, um für klare Verhältnisse zu sorgen. „Es kann ja nicht sein, dass man hier immer so eine Klatsche kriegt“, schimpfte der erfolglose HSV-Trainer Bernd Hollerbach. 50 Tore kassierte der Liga-Dino bei den letzten acht desolaten Auftritten in München, der erstmalige Abstieg naht. Gotoku Sakai fällte ein vernichtendes Urteil. Der Kapitän nannte das schlaffe Auftreten „unmännlich“.

Nach dem erschütternden Auftritt seiner Mannschaft hatte Hollerbach den sportlichen Schreckensort des HSV in der Bundesliga ohne Illusionen verlassen. Der 48-Jährige befürchtet, dass der neue HSV-Präsident Bernd Hoffmann nach dem Aus von Vorstandsboss Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt auch bei ihm vorzeitig den Daumen senken könnte. „Ich werde auch bis zum Ende alles reinhauen — wenn man das möchte“, sagte Hollerbach.

Öl ins Feuer goss Sven Schipplock. Der Stürmer sagte dem NDR auf die Frage, warum Einsatz und Leidenschaft fehlten: „Das müssen Sie die fragen, die heute keine Lust hatten.“ Er habe „keine Ahnung, was in manchen Köpfchen so vorgeht“, wetterte er.

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