Bremer Gegenwehr nur vor dem Spiel gegen Bayern

Bremen (dpa) - Der Provokateur gab sich ganz brav. Thomas Eichin hatte die Stimmung vor dem Nord-Süd-Klassiker mit seinen frechen Thesen angeheizt, nach dem 0:4 (0:2) des SV Werder gegen den FC Bayern schlug der Bremer Manager moderate Töne an.

Bremer Gegenwehr nur vor dem Spiel gegen Bayern
Foto: dpa

Bei der einzigen strittigen Szene des Spiels wollte er dem Schiedsrichter „keinen Vorwurf machen“ und den verbalen Schlagabtausch unter der Woche mit Matthias Sammer beendete er per Handschlag.

Die Diskussion über einen möglichen Bayern-Bonus bei den Schiedsrichtern, womit Eichin den Ärger der Bayern-Bosse auf sich gezogen hatte, war nach dem Spiel jedenfalls hinfällig. Dafür war die Partie viel zu einseitig. Souverän und unangefochten spulten die Bayern ihr Programm ab, gewannen durch Treffer von Thomas Müller (24.), David Alaba (45.) und zweimal Robert Lewandowski (76., 90.).

Unbeeindruckt hatten sich die Münchner Stars von der Eichin-Taktik im Vorfeld gezeigt. „Die Aussagen sind uns Spielern eigentlich egal“, sagte Müller zu dem medialen Schlagabtausch zwischen Eichin und Sammer. Dank der Kontroverse „haben die Fernsehanstalten und die Zeitungen von Donnerstag bis Samstag etwas zu tun“, erklärte der Torschütze grinsend seine Sicht der Dinge: „Das war früher bei Bayern gegen Bremen schon so - davon lebt das Fußball-Geschäft ein bisschen, deshalb finde ich das auch nicht schlecht.“

Früher war Bremen gegen Bayern oft ein Duell auf Augenhöhe. Inzwischen sind die Bremer froh, wenn die Niederlage nicht zu hoch ausfällt. „Wir sind stolz auf das 0:4“, sagte der Bremer Trainer Viktor Skripnik: „Nur vier Tore gegen Bayern, das ist besser als sechs wie im Hinspiel.“ Diese Einschätzung passt so gar nicht zu den Sticheleien seines Vorgesetzten.

Hitzig wie bei Eichin und Sammer ging es auf dem Rasen nur wenige Minuten Mitte der zweiten Halbzeit zu, als es dreimal zu kleineren Tumulten kam. „Wir haben uns unterhalten, mit Händen und Füßen“, fasste Müller in seiner unnachahmliche Art zusammen.

Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer hatte aber alles im Griff, nur einmal lag der Mann aus Herne falsch. In der 65. Minute hatte er ein Foul von Jerome Boateng im Strafraum an Sebastian Prödl übersehen und daher auch den fälligen Elfmeter verweigert, was Kinhöfer später einräumte. „Wenn wir die Fernsehbilder gesehen hätten, hätten wir auf Strafstoß entschieden“, sagte Kinhöfer dem Pay-TV-Sender Sky. Es hätte beim Stande von 0:2 der Anschluss für Bremen werden können. So war auch für Sammer, der Eichin während der Woche so merkwürdig unentspannt gekontert hatte, die Angelegenheit erledigt: „Wir sind ja nicht nachtragend. Das Thema ist durch.“

Pep Guardiola sagte sogar: „Dieses Thema interessiert mich nicht.“ Für den Trainer war es vielmehr ein „spezieller Tag“, weil sein Team nach dem rauschenden 7:0-Sieg in der Champions League auch im Ligaalltag konzentriert und ungefährdet aufspielte. Obwohl mehrere Stars - Franck Ribéry und Arjen Robben waren verletzt und Torwart Manuel Neuer wurde geschont - fehlten, hatte Werder nicht den Hauch einer Chance.

Wichtig für Guardiola war zudem das Comeback von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm. „Ich hatte keinerlei Probleme mehr“, berichtete Lahm, der beim Stand von 3:0 eingewechselt wurde. Angesichts der Dominanz seiner Bayern konnte er feststellen: „Für mich war es sehr einfach.“ Was aus Bayern-Sicht ein passendes Fazit der gesamten Partie war.

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