Bayern München: Reform mit alten Tugenden

Bayern siegt 2:0 in Leverkusen und spielt dabei so souverän, dass es die Liga ängstigt.

Leverkusen. Am Ende mühten sie sich um das Trikot von Franck Ribéry. Hans Sarpei fragte an, Manuel Friedrich war es aber schon versprochen, und diese engagierte Jagd auf den heiligen Stoff des beeindruckenden bayrischen Franzosen hatte so viel Aussagekraft, dass Leverkusens Trainer Bruno Labbadia gewünscht haben dürfte, sie sei nicht vor seinen Augen abgelaufen.

Mit dem 2:0 (0:0)-Sieg ist der FC Bayern mit alten Tugenden auf den Erfolgsweg zurückgekehrt. Angeführt von Reformer Jürgen Klinsmann, was ein Widerspruch in sich ist, Klinsmann aber nicht weiter nervös macht.

"Wir haben noch ein bisschen Luft nach oben, wir wollen uns mit den ganz Großen messen, daran arbeiten wir seit vier Monaten hart", sagte Klinsmann nach dem Spiel.

Und er sprach von "Stolprigkeiten" zum Saisonstart, als seien es lästige Begleiterscheinungen gewesen - und nichts, was auch Klinsmann schnell hätte zu Historie machen können in München.

Im Erfolg lässt sich herrlich schmunzeln über Dinge, die noch vor Wochen den Blutdruck haben steigen lassen. Uli Hoeneß lebte das vor: "Wir haben Leverkusen auf den Boden geholt, aber das hat ja schon Tradition", sagte er mit lange nicht gekannter Hochnäsigkeit und förderte damit alte Abneigungen zutage, die vor allem auf den Ex-Bayer-Trainer Trainer Christoph Daum zurückgehen.

Und auf die Statistik: Bayern hat nun die letzten acht Spiele gegen Bayer allesamt gewonnen. Luca Toni per Kopfball mit seiner einzigen Chance (59.) und Miroslav Klose (82.) stellten das diesmal sicher.

Und Ribéry, der wieder ein Ereignis war. Nicht ob seiner rosafarbenen Schuhe, sondern wegen der zahlreichen Finten auf engstem Raum, die nicht brotlos sind, sondern stets gefährliche Angriffe heraufbeschwören.

Es wirkte, als habe die Bayer-Elf das erste Mal in dieser Spielzeit erkennen müssen, dass totale Dominanz keine Selbstverständlichkeit ist. Nach engagierten 25 Minuten hatte Bayern begonnen dagegenzuhalten, und in der Folge gerierten sich die hochgelobten Werkskicker wie beleidigte Kinder, denen der Ball zum spielen genommen wurde.

Sie wirkten mutlos und durften nicht auf einen einzigen Anführer zählen, der die an diesem Tag merkwürdige Bayer-Einheitsmasse zu einem neuen Höhepunkt hätte führen können.

"Nach dem 0:1 haben wir aufgegeben", sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Da war noch eine halbe Stunde zu spielen. Auch Labbadia war die große Enttäuschung anzumerken: "Nach 25 Minuten hatten wir dieses Kräftemessen schon verloren, weil zu viele Spieler von uns den Rückwärtsgang gesucht haben."

Er war ein Trainer, der sein Team nicht wiedererkannt hatte. Aber so erging es schon vielen seiner Kollegen, wenn sie auf die Bayern getroffen waren. Vor allem in Leverkusen.

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