Bayern München: Die Reihen gegen van Gaal schließen sich

Nach dem 4:0 gegen Aachen ist die Münchner Stimmung gereizt. Der Trainer steht im Mittelpunkt.

Aachen. Louis van Gaal sah zermürbt aus, der Sieger wirkte gereizt wie ein Verlierer. Das 5:1 gegen Kaiserslautern in der Liga, das 4:0 im DFB-Pokal gegen Aachen hatte ihm seine Mannschaft gereicht, aber van Gaal war nur noch müde im Ton und angriffslustig im Inhalt.

Der FC Bayern ist im Winter 2011 ein Verein im Umbruch, die Stimmung sinkt auf den Nullpunkt. Präsident Uli Hoeneß beantwortete in Aachen nur Fragen zum Spiel, die niemand stellen wollte, Bastian Schweinsteiger verschwand mit goldenem Kopfhörer wortlos im Mannschaftsbus. Und van Gaal arbeitete sich genervt an den großen Bayern-Baustellen ab.

„Es war sehr unruhig in dieser Woche“, sagte er, nannte Fragen nach dem abgewanderten Kapitän van Bommel „niveaulos“, kritisierte seinen jungen Torwart Thomas Kraft für einige Unsicherheiten und schloss weitere Stürme im Bayern-Winter nicht aus. „Das wird wieder so sein. Ich weiß das, ich bin Trainer von Bayern München.“ Die Frage nach seiner Zukunft spiele „in den Medien eine größere Rolle als in meinem Vorstand oder meinem Verein“. Ob er da tatsächlich noch richtig liegt?

Sicher ist, dass sich der Trainer falsch bewertet sieht und mit trotzigen Angriffen reagiert. Sicher ist aber auch, dass die Trainer-Kritiker Uli Hoeneß und Manager Christian Nerlinger inzwischen zahlreiche Nachahmer finden und sich die Reihen gegen den Niederländer schließen. „Wo Kooperation nötig ist, trifft van Gaal — so der Eindruck — Entscheidungen im stillen Kämmerlein. Somit ist van Gaal jetzt noch mehr zum Erfolg verdammt“, sagte der ehemalige Bayern-Torwart Oliver Kahn im „kicker“.

Und Ex-Profi Mehmet Scholl brachte das Dilemma auf den Punkt: „Der Mann geht seinen Weg, links und rechts fällt einer um. Das passt nicht zu dem warmen Verein, den ich kennengelernt habe.“ Die Mentalitätsunterschiede zwischen Egoismen des Trainers und der Gemeinschaftskraft, der sich Hoeneß als Leitmotiv des Vereins verpflichtet sieht, sind immens. Wohl nur noch ein großer Titel scheint das Verhältnis oberflächlich kitten zu können.

Van Gaal hat Führungsfiguren wie Hans-Jörg Butt oder Mark van Bommel demontiert, davor Lucio und Martin Demichelis, und immer geschah das mit dürftiger Kommunikation in einem Klub, der sich bei aller Größe stets als Familie verstanden hat.

„Wir müssen jetzt Ruhe reinbekommen“, sagte Nerlinger in Aachen, doch schon am Donnerstag setzte den Bayern die nächste Hiobsbotschaft zu: Die Hoffnungen auf ein Comeback von Franck Ribery erwiesen sich als Wunschdenken, wahrscheinlich wird der Franzose wegen einer Bänderzerrung im linken Knie länger ausfallen.

Weil nach van Bommel und David Alaba nun auch Edson Braafheid (zu 1899 Hoffenheim) abwanderte, ist der Kader der Bayern erstaunlich ausgedünnt. In Aachen saßen Amateure wie Nicolas Jüllich oder Boy Deul auf der Bank. Vielleicht werden auch sie schon bald Teil des steten Umbruchs.

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