Bayer-Chef Holzhäuser: Abrechnung mit Ballack

Leverkusen (dpa) - Das Verhältnis zwischen Bayer Leverkusen und seinem Star Michael Ballack ist total zerrüttet. Nach vielen Querelen attackierte Wolfgang Holzhäuser den Mittelfeldstar in ungewöhnlicher Schärfe.

„Michael ist auf keinem guten Weg. Er ist uneinsichtig. Es ist der Punkt erreicht, bei dem Rudi Völler und ich nicht mehr mitgehen wollen“, sagte der Bayer-Geschäftsführer der Nachrichtenagentur dpa. „Was er jetzt macht, tut mir leid für ihn.“

Erstmals gab Holzhäuser offen zu, dass das zweite Engagement des 35 Jahre alten Mittelfeldstars in Leverkusen bisher ein Fehlschlag war. „Es ist der Zeitpunkt erreicht, wo wir uns alle eingestehen müssen, dass unsere Überlegungen, die wir vor 20 Monaten hatten, nicht aufgegangen sind“, bekannte er im Kölner „Express“.

Eine vorzeitige Trennung zwischen Bayer und dem früheren Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft ist dennoch nicht vorgesehen. „Das ist nicht die Absicht. Ich gehe davon aus, dass Michael die nächsten drei Monate seinen Job gut macht“, sagte Holzhäuser. Ballacks Zweijahresvertrag, der den deutschen Meisterschaftszweiten rund zehn Millionen Euro kostete, endet am 30. Juni. Danach wird über einen Wechsel in die USA spekuliert.

Auslöser der ungewöhnlichen Abrechnung Holzhäusers war das Verhalten Ballacks am vergangenen Sonntag. Bei seiner Auswechslung im Spiel gegen Mainz (3:2) hatte er Trainer Robin Dutt den Handschlag verweigert. „Ballacks Verhalten hat mich enttäuscht. Von ihm ist zu wenig gekommen. Er kann durch seine Aura auf das Publikum einwirken - das hat er nicht getan“, kritisierte Holzhäuser.

Vielmehr quittierten die Zuschauer Dutts Entscheidung, Ballack auszuwechseln, mit Pfiffen. „Da ist ein Führungsspieler gefragt, der mit einem Appell das Umfeld beeinflussen kann“, erklärte Holzhäuser und fügte generell hinzu: „Ich hatte erwartet, dass er sich für den Club einsetzt. Jeder hat auch eine Bringschuld.“

Der 98-malige Nationalspieler Ballack hat die Verantwortlichen bei Bayer 04 nicht zum ersten Mal brüskiert. Unter dem früheren Trainer Jupp Heynckes drängte er darauf, nach einer langen Verletzung aufgestellt zu werden. Einmal weigerte sich, als Reservespieler auf der Ersatzbank Platz zu nehmen. Dass Heynckes Bayer am Ende der Saison 2010/2011 verließ, wurde auch auf die gestörte Beziehung zwischen dem Chefcoach und dem Profi zurückgeführt.

Auch mit Heynckes-Nachfolger Dutt scheint die Chemie nicht zu stimmen, wobei Holzhäuser den Coach in Schutz nimmt: „Dem Trainer kann ich nichts vorwerfen. Aus meiner Sicht hat er nichts falsch gemacht.“ Sportdirektor Völler hatte seinem Weggefährten Ballack schon nach der Mainz-Partie die Gefolgschaft gekündigt und festgestellt: „Ich hätte ihn schon in der Halbzeit ausgewechselt.“

Als undankbar empfinden Holzhäuser und Völler zudem, wie Ballack auf ihr Bemühen reagiert hat, ihm doch noch einen angemessenen Abschied aus der Nationalelf zu bescheren. „Ich habe mich im Hintergrund dafür eingesetzt, habe zweimal mit DFB-Präsident Theo Zwanziger gesprochen - und er hat es als unsere Privatsache abgetan“, meinte Holzhäuser verärgert.

Vor dem wichtigen Bundesligaduell am Samstag zwischen dem Tabellenfünften Werder Bremen und dem -sechsten aus Leverkusen will sich Holzhäuser nun zurückhalten. „Ich will nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen“, kündigte er an. „Es gibt auch schon so Ärger genug.“

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