Interview André Hahn: "Über die 2. Liga mache ich mir keine Gedanken"

Er kam im Sommer als Hoffnungsträger zum HSV. Doch für den ehemaligen Gladbacher André Hahn (27) läuft es beim HSV nicht wie erhofft.

 Für den ehemaligen Gladbacher André Hahn (27) läuft es beim HSV nicht wie erhofft. Archivbild.

Für den ehemaligen Gladbacher André Hahn (27) läuft es beim HSV nicht wie erhofft. Archivbild.

Foto: Marius Becker

Jetzt droht sogar der Abstieg in die 2. Liga. Ob er sich schon mit einem möglichen Wechsel beschäftigt, was er von Trainer-Kritiker Papadopoulos hält und wie er zur Druck-Beichte von Per Mertesacker steht, verrät der Stürmer im Interview mit Christian Heinig.

Der HSV hat sieben Spiele, um das Unmögliche zu schaffen. Wie viel Geld würden Sie darauf wetten, dass es mit dem Klassenerhalt noch klappt?

André Hahn: (lacht) Ich zocke in der Regel nicht um Geld, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin. Aber wir glauben an uns. Und deswegen werden wir weiter Vollgas geben und alles dafür tun, dass wir es noch schaffen. Denn im Fußball ist ja bekanntlich vieles möglich.

Woraus schöpfen Sie denn die Hoffnung, dass noch was möglich ist?

André Hahn: Weil ich weiß, dass wir eine Menge Qualität in den eigenen Reihen haben. Das haben wir in dieser Saison auch schon gezeigt, nur leider dann keine Punkte geholt. Und der jetzige Trainer (Christian Titz, Anm. d. Red.) macht das schon gut. Er stellt uns sehr gut ein, hat einen klaren Plan. Das braucht natürlich etwas, bevor das alles komplett greift. Das geht nicht in ein paar Tagen. Aber wir kommen sehr gut voran. Und im Spiel gegen Berlin hat man schon gesehen, dass in der ersten Halbzeit viel gegriffen hat. Deswegen gibt mir das Hoffnung, dass wir es noch packen können.

Für das Berlin-Spiel hatte der neue Trainer auf Sie verzichtet, Sie standen nicht einmal im Kader. Wie stehen denn Ihre Chancen fürs Stuttgart-Spiel am Sonnabend? Hat Titz schon Signale gesendet?

André Hahn: Wie meine Chancen stehen, kann Ihnen nur der Trainer sagen. Ich gebe einfach Vollgas, arbeite im Training hart und werde sehen, ob es reicht.

Aber Sie würden schon gern spielen?

André Hahn: Ja, klar. Wer sitzt schon gern auf der Tribüne oder Bank. Ich bin Fußballer, weil ich auf dem Rasen stehen und Fußballspielen will und weil mir Fußball Spaß macht.

Einer, der gegen Hertha auch nicht auf dem Platz stand, war Kyriakos Papadopoulos. Er hatte Titz im Anschluss dafür öffentlich kritisiert und bemängelt, der neue Trainer würde zu viel verändern. Was sagen Sie zu der Kritik?

André Hahn: Ich will mich nicht über einzelne Spieler äußern. Das ist die Sache der Verantwortlichen und des Trainers. Was dabei rauskommt, wird man dann sehen.

Aber Ihre Art ist das nicht?

André Hahn: Ich setzte auf den Teamgedanken. Und darauf wird es auch ankommen, dass wir in der jetzigen Situation alle an einem Strang ziehen.

Lasten Sie sich die Talfahrt des HSV in dieser Saison auch selbst an? Immerhin waren Sie einer der Top-Transfers des Sommers, haben bislang aber in 22 Einsätzen nur drei Tore gemacht.

André Hahn: Auch hier zählt, dass wir ein Team sind, das kann man dann nicht an einem einzelnen Spieler festmachen. Aber natürlich bin ich ein Mosaikstein, der dazugehört, so wie viele andere Mosaiksteine auch. Und die haben leider noch kein perfektes Gesamtbild ergeben. Aber ich werde weiter hart arbeiten, um schnellstmöglich wieder an meine Top-Leistung ranzukommen und dem Verein zu helfen.

Was passiert eigentlich, wenn es nicht reicht. Ihr Vertrag in Hamburg läuft zwar noch bis 2021, aber würden Sie mit dem HSV auch in die 2. Liga gehen?

André Hahn: Momentan kann ich sagen, dass ich mir über die 2. Liga keine Gedanken mache, weil ich daran glaube, dass wir es noch schaffen werden. Wenn rein rechnerisch alles feststeht, dann fange ich an, mir darüber Gedanken zu machen.

Zuletzt gab es Gerüchte, der FC Augsburg hätte Interesse an Ihnen. Könnten Sie sich eine Rückkehr zum FCA vorstellen, wo Sie einst den Bundesliga-Durchbruch geschafft haben?

André Hahn: Also was ich mir vorstellen kann, ist, mit Hamburg die Liga zu halten. Über andere Dinge mache ich mir keine Gedanken. Dass immer wieder Gerüchte aufkommen ist ja normal, wenn du unten drin stehst — da geht es immer um die Zukunft einiger Spieler. Aber meine Gedanken drehen sich jetzt um den HSV. Wir haben noch diesen einen Strohhalm, den wir greifen können. Und ich bin auch optimistisch, dass wir es noch schaffen können.

Der Druck auf den HSV könnte aktuell kaum größer sein. Über Druck im Profifußball hat gerade auch Per Mertesacker ein viel beachtetes Interview gegeben. Was denken Sie darüber?

André Hahn: Ich muss meinen Hut davor ziehen, dass er das so gesagt hat. Diesen Mut haben nicht viele Spieler. Aber wenn es einer kann, dann Per Mertesacker. Ich fand die Reaktion von Lothar Matthäus darauf sehr ungünstig, denn es ist so: Der Druck ist enorm hoch, es geht um enorm viel. Man hat sehr viel Last auf den Schultern. Und es sind oft auch noch sehr junge Typen. Wenn man sieht, dass ein Fiete Arp bei uns mit 17 schon Bundesliga gespielt hat, unterschätzen das viele. Die denken: Wieso, du spielst einfach nur Fußball, musst einfach nur Gas geben. Aber dass das auch Menschen sind, und keine Maschinen, das sehen viele Leute gar nicht. Im Fußball herrscht eine Menge Druck. Immer. Auch in unserer Situation jetzt gerade. Man will nicht absteigen, weil man weiß, was da alles dranhängt. Es sind nicht nur unsere Karrieren, sondern auch die von allen Mitarbeitern des Vereins. Und es geht auch um die Fans, die da alle Woche für Woche mitfiebern.

Wie gehen Sie selbst mit dem Druck um? Lesen Sie zum Beispiel keine Zeitung?

André Hahn: Ich lese wenig Zeitung, sehr wenig sogar. Ich habe auch keine Social-Media-Kanäle. Ich finde das viel zu viel, was da für ein Wirbel gemacht wird. Da darf sich jeder anonym äußern, schreiben und alles kommentieren. Vor allem junge Leute nehmen sich das schnell zu Herzen. Aber ich habe nicht so viel Druck, weil ich gar nicht lese, was andere Leute über mich denken oder schreiben.

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