96 spricht sich Mut zu: „Zittern? Zittern nicht“

Sinsheim (dpa) - Hannover 96 hat es in der eigenen Hand - aber haben es die Niedersachsen auch in den Füßen? Bei der 1:3-Niederlage bei 1899 Hoffenheim spielte das Team von Trainer Tayfun Korkut überaus harmlos und steht nun im Derby am Sonntag gegen Werder Bremen unter enormem Zugzwang.

96 spricht sich Mut zu: „Zittern? Zittern nicht“
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Nur fünf Punkte trennen den Tabellenzwölften vom Relegationsplatz. „Unsere Situation jetzt ist hochgradig gefährlich. Wenn wir gegen Werder Bremen nicht gewinnen, sind wir voll im Abstiegskampf drin“, warnte Abwehrspieler André Hoffmann.

Das Restprogramm beschert den 96ern eine Serie von Spielen gegen Konkurrenten aus den unteren Regionen der Fußball-Bundesliga: Nach der Bremen-Partie geht's nach Braunschweig, gegen den Hamburger SV, nach Frankfurt, gegen den VfB Stuttgart, nach Nürnberg und gegen den SC Freiburg. „Wir haben es ja schließlich in der eigenen Hand und spielen in den kommenden Wochen gegen die Mannschaften, die unten drin stehen. Da müssen wir versuchen, uns abzusetzen“, sagte Routinier Jan Schlaudraff.

Sein Trainer Korkut schien sich bei der Pressekonferenz am Mittwochabend zu ducken, als aus dem darüber liegenden VIP-Bereich Lärm ertönte, der nur als Jubel interpretiert werden konnte. Dass die Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena noch lange nach einem Spiel erbebt, kommt relativ selten vor. An diesem Tag aber feierte die TSG den gefühlten Klassenverbleib und die Vertragsverlängerung von Torjäger Roberto Firmino. „Ich bin heute wirklich sehr, sehr, sehr glücklich“, sagte Chefcoach Markus Gisdol mit glänzenden Augen.

Sein Kollege Korkut muss hingegen noch zittern. „Zittern? Zittern nicht. Vor allem müssen wir jetzt auch die Situation erkennen“, sagte er: „Wir müssen jetzt einfach auch nach unten blicken und schauen, dass wir Punkte holen.“

Vor 21 319 Zuschauern hatte Leon Andreasen die Gäste zwar in der 10. Minute in Führung gebracht, doch dann erspielten sie sich praktisch keine Chancen mehr. Eugen Polanski (13.), Anthony Modeste (51.) und Sebastian Rudy (90.+3) drehten mit ihren Toren die Partie ganz souverän. Hannovers Manuel Schmiedebach sah nach einem Tritt an Modeste noch die Rote Karte. „Das sollte heute für uns alle ein Warnschuss sein“, sagte Korkut und forderte von seiner Mannschaft, „dass wir gegen Bremen trotz allem ruhigbleiben und drei Punkte holen.“

Die Hoffenheimer können hingegen ganz locker zum Samstagsspiel zum deutschen Meister FC Bayern München fahren. „Wir haben uns entschieden, dass wir antreten werden“, scherzte Alexander Rosen. Auch der Leiter Profifußball bei 1899 war bestens aufgelegt nach diesem so wichtigen Sieg. Mit 35 Punkten ist der Relegationsteilnehmer aus dem Vorjahr praktisch durch. „Das war in vielerlei Hinsicht heute für uns ein schöner Tag“, sagte Rosen.

Voller Stolz hatten die Kraichgauer Firminos Vertragsverlängerung unmittelbar vor dem Anpfiff verkündet. Der Topscorer der TSG (13 Tore/10 Vorlagen) war unter anderem vom FC Schalke 04 umworben, aber auch von ausländischen Topclubs. Statt bis 2015 ist der 22-jährige Brasilianer jetzt bis 2017 an Hoffenheim gebunden. Der neue Kontrakt wurde ihm mit einer kräftigen Gehaltsaufbesserung schmackhaft gemacht. Zu einer Ausstiegsklausel wollte Rosen nichts sagen. Jedenfalls ist jetzt klar, dass der Stürmer den Club nicht in diesem Sommer verlässt. Und wenn er dies nächstes Jahr tut, dann wird Hoffenheim für ihn ordentlich kassieren. Sein Marktwert wird jetzt schon auf 15 Millionen Euro geschätzt.

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