96 gegen VfB: Paradebeispiel für kuriose Hinrunde

Hannover (dpa) - Die Fußball-Bundesliga spielt verrückt: Hannover 96 steuert auf Champions-League-Kurs, dem Drittletzten VfB Stuttgart drohen der Abstieg und der zweite Trainerwechsel.

Kaum eine andere Partie eignet sich besser, um die in dieser Saison auf den Kopf gestellten Kräfteverhältnisse aufzuzeigen. „Die Bundesliga ist in der Leistungsdichte viel enger geworden. Die Hinserie ist sehr kurios verlaufen“, sagte 96-Routinier Christian Schulz zur Konstellation vor dem Duell am Freitag.

Während Europa-League-Starter Stuttgart auf den Relegationsplatz abgestürzt ist, hat Fast-Absteiger Hannover Mühe, nun glaubhaft das Schielen auf den internationalen Wettbewerb zu leugnen. „Das Wort Europapokal findet bei uns nicht statt, sondern hoffentlich nur bei den euphorisierten Fans“, sagte Trainer Mirko Slomka. Gleichzeitig verdeutlichte Schulz die um 180 Grad gedrehte Anspruchshaltung in Hannover nach 15 Spielen: „Die Siege sind Normalität geworden. Wir wollen auch die beiden restlichen Spiele gewinnen.“

Sollte Hannover gegen die auswärts noch sieglosen Schwaben tatsächlich der fünfte Erfolg in Serie gelingen, stünde der Club zumindest einen Tag auf Platz zwei. „Die Tabelle stimmt immer“, kommentierte Slomka diese Aussichten zufrieden. Der 96-Trainer galt vor der Saison als sicherer Kandidat für einen frühen Rausschmiss, während der VfB mit Christian Gross langfristige Pläne verfolgte.

Vier Monate später wird Slomka als Erfolgscoach gefeiert. Stuttgart steht dagegen schon vor dem zweiten Trainerwechsel: Gross- Nachfolger Jens Keller dürfte kaum im Amt zu halten sein, falls der Tabellen-16. erneut verliert. Als möglicher „Feuerwehrmann“ wird vor allem Bruno Labbadia gehandelt.

Keller lobte vor der Partie ausdrücklich die „mannschaftliche Geschlossenheit“ von Hannover 96. Beim VfB kann davon keine Rede sein. Einige Spieler wurden noch von Armin Veh verpflichtet, andere kamen auf Geheiß von Markus Babbel oder Gross. Dem Kader fehlen deshalb eine klare Handschrift, die nötige Hierarchie und der Zusammenhalt.

„Persönliche Interessen stehen leider zu oft vor den Team-Interessen“, klagte Sportdirektor Fredi Bobic in der „Sport Bild“. Der VfB hatte seinen früheren Stürmer in der Sommerpause so spät als Manager verpflichtet, dass dieser auf die Zusammenstellung der Mannschaft kaum Einfluss nehmen konnte.

Der bisherige Saisonverlauf zeigt klar: Selbst vermeintlich schwächer besetzte Teams wie Hannover, Mainz oder Freiburg, in denen einer für den anderen zu laufen bereit ist, stehen oben. Clubs mit internen Problemen wie Bremen, Wolfsburg oder Stuttgart nützen unter diesen Umständen auch die besseren Einzelspieler nichts.

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