1899 Hoffenheim in der Krise - aber „noch vor dem VfB“

Sinsheim (dpa) - Pirmin Schwegler sollte als Kapitän von 1899 Hoffenheim in der SWR-Fernsehsendung „Sport im Dritten“ eigentlich den ersten Saisonsieg kommentieren. So hätten es zumindest die PR-Strategen des Fußball-Bundesligisten und natürlich der Fußballprofi selbst gerne gehabt.

Doch der Schweizer musste die Krise der Kraichgauer erklären und sorgte erst mal für ein Schmunzeln: „Wir sind noch vor dem VfB Stuttgart, aber das heißt nicht viel.“ Nur die minimal bessere miese Bilanz als die Schwaben hat das Team von Trainer Markus Gisdol derzeit vorzuweisen - nach dem größten Fehlstart der Vereinsgeschichte.

Mit den baden-württembergischen Erstligisten ist derzeit kein Staat zu machen: Sowohl der VfB mit Trainer Alexander Zorniger als auch Hoffenheim mit Gisdol, beide übrigens einst unter Ralf Rangnick im Geschäft groß geworden, krebsen sieglos am Tabellenende herum. „Man kann von einem Fehlstart sprechen“, räumte Gisdol nach dem bitteren 1:3 (0:1) gegen Werder Bremen ein, das erst in der 92. und 93. Minute durch Tore von Anthony Ujah und Zlatan Junuzovic zustande kam.

Der Chefcoach sprach von einem „Schock“ und meinte: „Man darf jetzt nicht gleich alles verteufeln, aber vor uns liegt sicher eine ganze Menge Arbeit.“ Das Pokal-Aus bei 1860 München, nur einen Punkt (bei Aufsteiger SV Darmstadt 98) - und ansonsten drei Niederlagen sind die mehr als dürftige Bilanz der laufenden Saison.

In Leverkusen und gegen Bayern München kann man zwar verlieren, doch die Partie gegen Bremen mit einer grottigen ersten Halbzeit stellte so ziemlich alles infrage. So sind die Neuzugänge Fabian Schär, Pavel Kaderabek, Mark Uth, Jonathan Schmid und selbst Kevin Kuranyi bislang nur Mitläufer. Das große Ziel, den für 41 Millionen Euro zum FC Liverpool abgewanderten Brasilianer Roberto Firmino gemeinschaftlich zu ersetzen, ist noch fern.

So sucht vor allem Nationalspieler Kevin Volland auf einem Platz oft vergeblich einen kongenialen Mitspieler. Kuranyi? Der Bundesliga-Rückkehrer von Dynamo Moskau wurde zur Halbzeit ausgewechselt und wartet weiter auf sein erstes Tor. „Er ist für die Mannschaft extrem wichtig“, meinte Schwegler, der als „Sechser“ in der Regel gut zu verteidigen weiß. „Ein super Typ, der viel Erfahrung mitbringt.“

Zu den wenigen Lichtblicken zählt der chilenische Neuzugang Eduardo Vargas: Der 5,5-Millionen-Euro-Mann vom SSC Neapel schaffte den Ausgleich, ist aber noch kein Weltklasse-Mann wie sein Kumpel Arturo Vidal beim FC Bayern München.

„Wir stecken in einer schwierigen Phase“, sagte Schwegler. Für Gisdol die vielleicht schwierigste nach dem in letzter Minute verhinderten Abstieg 2013. In Fankreisen regt sich bereits Unmut über den Trainer und Sportchef Alexander Rosen. Zumal die Mannschaft schon in der vergangenen Saison mit einem weitaus besseren Kader leichtfertig die Teilnahme an der Europa League verspielte.

Bereits an diesem Freitag (20.30 Uhr) beim FSV Mainz 05 kann Hoffenheim die Situation etwas korrigieren. „In den nächsten Spielen müssen wir einfach mehr Willen zeigen“, forderte Torhüter Oliver Baumann. An dem mangelt es offenbar auch.

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