34. Spieltag Bundesliga-Saisonfinale - Spannendes Duell, kuriose Wette und viele Abschiede

Zum vorerst letzten Mal geht am Samstag in der Fußball-Bundesliga der Vorhang auf. Der 34. Spieltag liefert ein Finalduell mit Spannung – und die ein oder andere kuriose Anekdote.

 Vier Trainer, vier Geschichten: Lucien Favre ...

Vier Trainer, vier Geschichten: Lucien Favre ...

Foto: dpa/Guido Kirchner

Das Fernduell um den Titel

Wenn es nach den Pessimisten geht, könnte man sich das heutige finale Fernduell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund um den Titel in der Fußball-Bundesliga schenken. Die Bayern lassen sich das nicht mehr nehmen – so lautet die Meinung derer, die Eintracht Frankfurt nicht mehr die Sensation in der Münchner Arena zutrauen. Wer will es ihnen verdenken? Selbst bei einem Remis der Bayern müsste der BVB nicht weniger als 17 Tore gegen Borussia Mönchengladbach schießen. Ein Ding der Unmöglichkeit? Unter diesen Umständen dürfte es Bayern-Präsident Uli Hoeneß dann ausnahmsweise mal ganz recht sein, dass das Torverhältnis ein entscheidendes Kriterium ist.

 ... Niko Kovac ...

... Niko Kovac ...

Foto: dpa/Matthias Balk

Davon unterkriegen wollen sich die unbeugsamen Dortmunder in Person von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nicht. „An einem letzten Spieltag ist alles möglich. Daraus ziehen wir unseren Optimismus“, sagte er dem vereinseigenen Kanal. Ganz so rosig sieht das sein Bremer Kollege Frank Baumann nicht. Der hat sich im Interview mit „Radio Bremen Vier“ auf eine kuriose Wette eingelassen: Sollte Dortmund noch Meister werden, muss der Sportchef die Kabine der Bremer putzen. „Das Putzen dauert drei Tage, die Kabine ist groß und schmutzig“, verriet er in der „Morningshow“.

Ein paar Kilometer weiter südlich versuchen sie, die Schotten hochzuziehen. Im geheimen Abschlusstraining sollen die letzten Kniffe vor dem Showdown gegen die Eintracht einstudiert werden. Da passt es dem Rekordmeister nicht in den Kram, dass ein Tag vor dem Finale neue Spekulationen um Trainer Niko Kovac aufkamen. Laut der Internetportale „Spox“ und „Goal“ soll das Aus des 47-Jährigen nach Saisonende bereits feststehen. Nachfolgekandidat sei Ex-Spieler Mark van Bommel, derzeit Trainer bei PSV Eindhoven. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dementierte sogleich: „Diese Meldung ist eine totale Ente.“ Wie dem auch sei: Ungeachtet der beiden Schwergewichte liefert dieser 34. Spieltage noch weitere interessante Geschichten. Ein Überblick:

Der unübertroffene Prophet

Alte Volksweise: Im eigenen Land wird dem Propheten nicht die Achtung entgegengebracht, die ihm gebührt. Letztes Beispiel: Sandro Wagner. Als seine Bayern das Hinspiel in Dortmund mit 2:3 verloren hatten, befanden sich die Münchner sieben Punkte hinter Dortmund. Wagner aber sprach: „Ich bin nicht der Meinung, dass Dortmund eine Übermannschaft ist. Von daher bin ich mir auch sicher, dass wir Meister werden. Ganz, ganz sicher.“ Gewagte These – der sich kaum jemand anschließen wollte. Beleidigt zog Wagner nach China ab. In München aber könnten am Samstag große Gläser mit Weißbier gefüllt werden. Meister? Wagner hätte es gewusst.

 ... Dieter Hecking.

... Dieter Hecking.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die echten Gewinner

Dieter Hecking könnte einer sein – wenn er gegen Dortmund tatsächlich die Champions League schafft und dann trotzdem gehen muss, weil Marco Rose kommt. Das hätte was, zwischen absurd und wundervoll. Aber da ist ja auch noch Friedhelm Funkel. Im Zeitalter der Laptop-Trainer wirkt Friedhelm Funkel wie ein 52-K-Modem. Als der 65-Jährige 1991 mit Uerdingen seinen ersten Bundesliga-Klub als Trainer übernahm, war Helmut Kohl Kanzler, Berti Vogts Bundestrainer und Schulterklappen galten als chic. In dieser Saison zeigte es der Analog-Coach aber seinen jüngeren Konkurrenten und schaffte im April den Ligaerhalt. Im April! Wir plädieren: Funkel ist der „Trainer des Jahres“.

 ... und Friedhelm Funkel.

... und Friedhelm Funkel.

Foto: dpa/Marius Becker

Der neu entdeckte Weltmeister

Joachim Löw hat in den vergangenen Länderspielen seinen Willen zur personellen Erneuerung bekräftigt. Niklas Stark, Maximilian Eggestein, Lukas Klostermann. Und da wird noch mehr kommen. Einem Hochveranlagten aber versperrt der Bundestrainer noch den Zugang zur Nationalmannschaft. Dabei ist er Stammspieler in einem deutschen Spitzenklub. Er trifft regelmäßig, bereitet Treffer vor und verrichtet wichtige Defensivarbeit. Mario Götze ist in der besten Form seit einem Sommerabend im Jahr 2014. Zwei Mal stand der 26-Jährige in der Rückrunde nicht in der Startelf. Sein Team spielte 1:1 gegen Frankfurt und verlor 0:5 gegen die Bayern. Es ist das Comeback des Jahres. Darauf kam nicht mal Sandro Konfuzius.

Trainer-Abschiede

Es ist eine aussterbende Spezies. Jene Männer, die in Situationen der größten Verzweiflung vorfahren, die Mannschaft über glühende Kohlen laufen lassen, motivierende Worte sprechen und nach getaner Arbeit (Klassenerhalt) am Alltag scheitern. Der klassische Feuerwehrmann hat ausgedient. Thomas Doll hätte für eine Renaissance sorgen können. Ein Thomas Doll ist aber kein Peter Neururer und Hannover 96 eben doch leider Hannover 96. Zwei Trainer dürfen sich dennoch als Retter feiern lassen: Huub Stevens (Schalke) und Martin Schmidt (Augsburg) haben Mannschaften gerettet, die nicht in hannoverscher Ausweglosigkeit steckten. Aber: Der Schalker Sieg gegen Dortmund sowie das Augsburger 6:0 gegen Stuttgart gehören zu den Sehenswürdigkeiten der Saison. Hecking, Stevens und Doll gehen, außerdem verabschieden sich heute Ralf Rangnick (RB Leipzig; Nachfolger Julian Nagelsmann), Bruno Labbadia (VfL Wolfsburg, Nachfolger Oliver Glasner), Julian Nagelsmann (TSG Hoffenheim, Nachfolger Alfred Schreuder),  Pal Dardai (Hertha BSC, Nachfolger Ante Covic), Nico Willig (VfB Stuttgart, vermutlich ist Tim Walter sein Nachfolger) und Boris Schommers (1.FC Nürnberg, Nachfolger noch unbekannt).

Der alte Mann und das Mehr

Es gibt sie, die Konstanten im Leben. Alle vier Jahre ist Bundestagswahl, alle zwei Jahre steht der TÜV an und in jedem Jahr schießt Claudio Pizarro Tore in der Bundesliga. Aktuell sind es 196 in 471 Spielen. Die Intervalle, in denen der mittlerweile 40-Jährige über einen Treffer jubelt, sind zwar etwas länger geworden. Dennoch hebt sich „Pizza“ diese Erfolgserlebnisse für gute Pointen auf. Vor zwei Wochen zum Beispiel brachte er Borussia Dortmund mit seinem Ausgleich in der Schlussminute um zwei wichtige Punkte im Meisterrennen. Wie es mit Pizarro weitergeht? Werder hat offiziell noch nicht entschieden, ob es für den Peruaner ein neues Angebot gibt, auch aus seiner Heimat gibt es Interesse. Vermutlich kommt seine beste Zeit erst noch.

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