Wüterich Bobadilla steht im Abseits

Fußball: Gladbach verliert nach Rot für den Stürmer gegen Hannover mit 1:2

Mönchengladbach. Christofer Heimeroth schaute auf dem Weg in die Kabine strengen Blickes an der Schar der Journalisten vorbei. Gladbachs Torhüter, noch einer der Besten, hob kurz die rechte Hand. Weniger zum Gruß. Eher als Stoppzeichen. Kein Kommentar. Und verschwand. Draußen im Stadion skandierten die aufgebrachten Borussen-Fans immer noch lauthals: "Wir haben die Schnauze voll."

Thorben Marx war da redseliger, ohne hingegen die Sprengkraft seiner Sätze nach der 1:2-Niederlage gegen Hannover 96 zu ahnen. Der Mittelfeldspieler hatte sogar noch etwas Positives erkannt: "Dass wir rechnerisch noch nicht abgestiegen sind." Großer Optimismus, die missliche Lage des Fußball-Bundesligisten am Tabellenende bald ändern zu können, hört man daraus nicht zwingend. Immerhin ist noch mehr als die Hälfte der Saison zu spielen.

Aber auch nach dem achten vergeblichen Versuch, in dieser Saison ein Heimspiel zu gewinnen, und mittlerweile sechs Punkten Abstand zum rettenden Ufer, steht Gladbachs Sportdirektor Max Eberl unbeirrt zum Trainer Michael Frontzeck. Eberl ist entschlossen, sein Konzept durchzuziehen. Den Weg der kleinen Schritte zu gehen, wie er es nennt. Er ist bereit, das kalkulierte Risiko zu gehen. Fordert aber auch, vor dem Winter noch Punkte zu holen. Wie das gehen soll, das kann er nicht sagen.

Dabei ist die Mängelliste dieser Mannschaft nicht mehr alleine nur mit dem wochenlangen Fehlen der verletzten Innenverteidiger Roel Brouwers und Dante zu begründen. Der Mannschaft fehlen Führungsspieler, im Spielaufbau wird das Mittelfeld als Anspielstation oft ignoriert, die Bälle weit nach vorne geschlagen. Auffallend ist auch zunehmende Disziplinlosigkeit. Gegen Hannover war es Problemfall Raul Bobadilla, dessen Tritt gegen Hannovers Pinto (43.) und der folgende Platzverweis die Wende im Spiel einleiteten.

Bobadillas Ausraster war der fünfte Platzverweis im 14. Saisonspiel für Gladbach. Den mehrfach Auffälligen erwartet heute eine drastische Strafe, wie Eberl ankündigte. Hannover spielte die Überzahl nach der Pause überlegt und Gladbachs Hintermannschaft klassisch aus. Der eingewechselte Mike Hanke glich per Kopf die Gladbacher Führung durch Michael Bradleys Freistoßtor (17.) aus. Ganze 150Sekunden später war Gladbach nach einem schönen Spielzug und dem 2:1 durch Didier Ya Konan geschlagen. Es war die dritte Niederlage in Folge, jeweils nach einer Führung - wie gegen Mainz und Dortmund auch.

Wenn Eberl entschlossen am Trainer Frontzeck festhält, dann muss er neue Spieler holen. Denn die Zukunft allein auf die Rückkehr von Brouwers und Dante zu planen, ist fahrlässig und wird teuer - wie die beiden Abstiege 1999 und 2007.

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