Vier Tore als Balsam für die Seele

Mit einem furiosen Erfolg demütigt Gladbach den 1. FC Köln. Trainer Frontzeck warnt vor übertriebener Euphorie.

Köln. Tobias Levels schaute abgekämpft aus, aber selten so beseelt glücklich. Das Mönchengladbacher Urgestein, seit 1999 im Verein und ein Fan-Liebling, hatte 90 Minuten lang Kölns Liebling Lukas Podolski zum Statisten degradiert und gestattete anschließend einen Einblick in sein Seelenleben. "Auf dem Papier bringt der Sieg drei Punkte. Im Kopf fühlt es sich an wie neun Punkte."

Das 4:0 der Borussen in der Domstadt war Balsam auf die waidwunde Seele von Anhängern, Verantwortlichen und Spielern. Dieser Erfolg, der einer Demütigung der Kölner gleichkam, dürfte psychologisch weit mehr bewirken, als es die nackten Zahl mit dem Minisprung auf Platz 17 der Tabelle zeigt.

Zugleich schickten die Gladbacher einen Konkurrenten im Abstiegskampf in eine tiefe Depression. Fast schon reflexartig waren Borussias Trainer Michael Frontzeck und Sportdirektor Max Eberl bemüht, die Euphorie zu bremsen. Was nach dem 6:3-Sieg in Leverkusen passiert war, das Gerede von den "Fohlen" früherer Zeiten, den internationalen Plätzen und deren Folgen - die Unkonzentriertheit bei einigen Spielern - , soll sich nicht wiederholen.

"Wir haben einen Schritt gemacht, dürfen jetzt aber nicht aufhören. Man soll nicht mehr daraus machen, als es ist", sagte Frontzeck, der kurz nach dem Spiel noch einen "Diver" auf den Rasen hingelegt hatte. Mit Blick auf den zweifachen Torschützen Raúl Bobadilla sagte Eberl: "Er hat oft angedeutet, was er kann und hat es heute abgerufen. Es muss aber auch in den nächsten Wochen so weitergehen."

Die Gladbacher Fans feierten ein Freudenfest. Auf dem Platz entwickelte sich zunächst ein behäbiges Spiel, geprägt von Zufallsaktionen. Schuld war das Wasser auf dem Platz. Die Borussen nutzten die Platzverhältnisse in der zweiten Hälfte perfekt aus. Die Hälfte, in der sie ihre Angriffe schnell vortrugen, war "wesentlich besser zu bespielen", analysierte Trainer Frontzeck. Raúl Bobadilla nutzte dies zu zwei Treffern, die Tore durch Igor de Camargo und Michael Bradley resultierten aus Kontern.

Dass die Kölner diesen Vorteil in den ersten 45 Minuten nicht in Tore ummünzten, lag auch an der guten Defensive der Borussen. Neben dem starken Tobias Levels spielten Roel Brouwers und Torhüter Christofer Heimeroth fehlerfrei. Selbst der Wechsel in der Pause - Dante kam für den mit Muskelfaserriss im Oberschenkel verletzten Brouwers - brachte keinen Bruch ins Gladbacher Spiel.

Genauso wenig wie der verletzungsbedingte Wechsel Dantes - Verdacht auf Innenband-Anriss im linken Knie - gegen Sebastian Schachten (66.). Die Verletzungen von Brouwers und Dante sind die Wermutstropfen dieses furiosen Erfolgs in Köln. Ob die Qualität des Kaders ausreicht, diese Ausfälle zu kompensieren, werden die Spiele gegen Mainz und in Dortmund zeigen.

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