Spiel gegen Hoffenheim Viele Dumpfbacken und ein Dämpfer für Borussia Mönchengladbach

Auf dem Rasen kämpft Borussia Mönchengladbach mit zähen Hoffenheimern, auf den Rängen mit krimineller Energie. Einige Besucher ließen mit diskriminierenden Plakaten das Spiel vor einem Abbruch stehen.

 Ribeiro Lucasb (r) von Hoffenheim setzt sich gegen den Mönchengladbacher Oscar Wendt (M) durch und erzielt das 1:1.

Ribeiro Lucasb (r) von Hoffenheim setzt sich gegen den Mönchengladbacher Oscar Wendt (M) durch und erzielt das 1:1.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Borussia Mönchengladbach und die TSG 1899 Hoffenheim trennen sich unentschieden 1:1. Damit verliert die Borussia im Kampf um die Teilnahme an der Champions League zwei wichtige Punkte. Soweit die nüchterne Meldung der Bundesliga-Partie am Samstag im Borussia-Park von Mönchengladbach. Das Geschehen dort auf dem Rasen spielte schließlich nur eine untergeordnete Rolle.

Gesprächsthema Nummer eins war die kurzzeitige Unterbrechung der Begegnung wenige Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit, als in einem Teil des Gladbacher Fan-Blocks Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp auf Bannern angegriffen wurde.

Vermummte Ultras hatten unter anderen ein Plakat entrollt, auf dem der Kopf von Hopp mit einem Fadenkreuz versehen war. Ein klarer Aufruf zum Mord, nur weil Hopp seinen Jugend-Verein durch finanzielle Zuwendungen bis in die Bundesliga geführt hat.

An einem Tag, an dem auch im Borussia-Park vor dem Anpfiff des rassistischen Anschlages von Hanau gedacht wurde. „Wir sind gegen Rassismus sowie gegen jede Ausgrenzung und dann müssen 50 Hornochsen so ein Plakat hochhalten. Dafür schäme ich mich", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.

Der Verstoß gegen das Vermummungsverbot kann mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden

Der 46-Jährige sowie Kapitän Lars Stindl hatten vor dem Fan-Block den Dialog mit den Unbelehrbaren gesucht. Vergeblich - wie ein Foto belegt, auf dem Stindl von einem Ultra der Vogel gezeigt wird. „Das ist beschämend, das ist nicht Borussia Mönchengladbach. So etwas wollen wir nicht, es ärgert mich mehr als das 1:1", sagte Eberl und erklärte seine Hilflosigkeit in dieser Situation. „Was ich denen gesagt habe, war nicht jugendfrei. Aber was soll ich machen, wenn mir nur Personen mit Masken gegenüberstehen, die so feige dann wieder in der Anonymität der Masse verschwinden."

Borussia Dortmund, Hopp und auch der DFB waren Zielscheibe eines kleinen Personenkreises, der als kriminell bezeichnet werden muss. "Hurensöhne beleidigen einen Hurensohn und werden dafür von Hurensöhnen bestraft", stand auf einem anderen Plakat.

Eine Anspielung auf das Sportgerichtsurteil des DFB, welches Dortmund ob der Beleidigungen von Hopp zum Fan-Ausschluss für die nächsten beiden Spielen in Sinsheim verurteilt hatte. "Kollektivstrafen abschaffen", hieß es daher auf einem weiteren Transparent. Eine gute Idee, Einzeltäter sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Ein Stadion ist kein rechtsfreier Raum, daher kann schon der Verstoß gegen das Vermummungsverbot mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden.

 Mönchengladbacher Ultras zeigen ein Transparent mit dem Konterfei von Dietmar Hopp, woraufhin Schiedsrichter Brych das Spiel unterbrochen hatte.

Mönchengladbacher Ultras zeigen ein Transparent mit dem Konterfei von Dietmar Hopp, woraufhin Schiedsrichter Brych das Spiel unterbrochen hatte.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Hoffenheims Trainer Alfred Schreuder zog sogar kurz in Erwägung, sein Team vom Feld zu holen. „Dann hätten wir eben kampflos verloren", sagte der Niederländer, der angesichts der Gesamtsituation im Stadion aber schnell Abstand davon nahm. Schließlich wurden die diskriminierenden Banner von gellenden Pfiffen des Großteils der Fans und des übrigen Publikums begleitet. „Das war ein starkes Zeichen für Fairplay. Dank an Max Eberl, Lars Stindl und die Mehrheit der Gladbach-Fans", sagte Schreuder.

Pléas vergebener Elfmeter passte ins Bild eines trostlosen Nachmittages

Und so konnte dann tatsächlich auch noch über Fußball geredet werden. Nach dem frühen 1:0 durch Matthias Ginter (11.) schien die "Fohlenelf" den erhofften Sieg einfahren zu können, doch ein später Gegentreffer des eingewechselten Lucas Ribeiro (92.) kostete zwei wichtige Punkte. „Das war schon ein Rückschlag und nicht das erste Mal, dass wir in der Nachspielzeit ein Gegentor haben hinnehmen müssen. Da gilt es, die Sinne besser zu schärfen", sagte Ginter und Max Eberl meinte: „Leider hat Hoffenheim gut gespielt und uns vor große Aufgaben gestellt."

Nach acht Heimsiegen in Folge musste das Team von Trainer Marco Rose also einen Dämpfer hinnehmen. Einen, den Alassane Pléa hätte verhindern können, der Franzose aber scheiterte in der 75. Minute mit einem Handelfmeter am starken Torhüter Baumann. Insgesamt unterliefen den Hausherren in einer über weite Strecken sehr zerfahrenen Partie ungewohnt viele technische Fehler sowie ungenaue Pässe. Rose nahm es gelassen. „Es gibt auch mal Spiele, in denen eine Kleinigkeit fehlt. Natürlich fühlt sich das 1:1 schlecht an, es wird uns jedoch nicht umwerfen." An diesem beschämenden Nachmittag war es eh zweitrangig.

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