TV Korschenbroich: Ein strategischer Rückzug aus Liga zwei

Der TV Korschenbroich will sich in der 3. Liga konsolidieren. Eine Rückkehr in die 2. Bundesliga ist nicht ausgeschlossen.

Korschenbroich. Sie wollen nicht mehr im Handballdorf. Die fleißigen, ehrenamtlichen Macher des Handball-Zweitligisten TV Korschenbroich ziehen den geordneten Rückzug an. Fünf Jahre nach dem erstmaligen Zweitliga-Aufstieg 2007 treten Peter Irmen und Co. auf die Notbremse und verzichten auf die Lizenz. Sie sehen für einen seriös finanzierten Zweitliga-Handball in der Schulsporthalle keine Chance.

Rund 500 Sitzplätze (der Zuschauerschnitt in der 2. Liga beträgt etwa 1200) und keine Präsentationsflächen für Sponsoren machen es unmöglich, die notwendigen 500 000 Euro alleine zu stemmen. Mäzene im Hintergrund halfen aus, so dass die Korschenbroicher im Gegensatz zur Konkurrenz die Rechnungen bisher pünktlich bezahlte. Schulden hat der TVK keine, und er will auch keine machen.

Es ist ein Rückzug aus Frust, denn von der lokalen und regionalen Politik kam nie das so ersehnte Signal, dass sich an der katastrophalen Hallensituation irgendwann mal etwas ändern würde. Als zu Jahresbeginn die Liga-Konkurrenten DHC Rheinland (Dormagen) und HSG Düsseldorf ihre Fusion bekanntgaben, saß auch der Sportdezernent Rhein-Kreises Neuss, Jürgen Steinmetz, mit auf dem Podium und dachte laut über einen Hallenbau in Neuss nach, obwohl beide Klubs über bundesligataugliche Hallen verfügen.

Ein emotionaler Keulenschlag für die TVK-Macher, zumal die beiden Fusionspartner in den vergangenen Jahren gleich drei Insolvenzen hinlegten. Kein Wunder, dass die Korschenbroicher offen mit dem Umzug nach Mönchengladbach liebäugeln und den dort möglichen Bau einer Multifunktionshalle „sehr intensiv verfolgen“ werden, wie es in der Mitteilung zum Rückzug hieß.

Die Reaktion aus der Politik über den freiwilligen Rückzug des TVK ist entlarvend. Überrascht zeigte sich der Korschenbroicher CDU-Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling. Dabei hatten die TVK-Verantwortlichen eben dieses Szenario in zahlreichen Interviews immer wieder angekündigt und nun konsequent umgesetzt. Er bewundere die Arbeit der Korschenbroicher, teilte Jürgen Steinmetz mit. Korschenbroichs Bürgermeister Heinz Josef Dick drückte sein Bedauern aus. Überraschung, Bewunderung und Bedauern sind aber nicht die politischen Rahmenbedingungen, die weiterhelfen, vorhandene interessierte private Investoren zu motivieren, einen Hallenneubau anzupacken.

In Liga drei will der schuldenfreie TVK nun einen Neuanfang wagen. Das ist auch eine Chance. Mit einem nachhaltigen Konzept ausgerichtet auf die Region Niederrhein lässt sich langfristig ein Fundament für den Bundesliga-Handball aufbauen. Bis dahin wird der TVK drittklassig bleiben und versuchen, die lokale und regionale Sportpolitik aus dem Tiefschlaf zu holen.

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