Totaler Erfolgsdruck lähmt die Borussen

Weiche Knie und mangelnder Biss machen dem VfL im Abstiegskampf zu schaffen.

Mönchengladbach. Der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga ist ein Nervenspiel, ein Ritt auf der Rasierklinge. Wohl und Wehe eines Vereins, sogar einer ganzen Region, stehen im sportlichen Existenzkampf auf dem Spiel. Längst sind Bundesliga-Klubs mittelständische Unternehmen, die zig Millionen Euro umsetzen und zahlreiche Arbeitsplätze schaffen. Da können selbst gutbezahlte und abgezockte Profis schon mal weiche Knie bekommen, wenn nur noch das Siegen zählt und jeder Aussetzer fatale Folgen haben kann.

Beim 1:1-Unentschieden von Borussia Mönchengladbach im Abstiegsgipfel gegen Arminia Bielefeld offenbarte vor allem die Elf vom Niederrhein, wie lähmend der totale Erfolgsdruck für Leistungssportler sein kann. Zu verkrampft, zu hektisch, zu unkonzentriert präsentierten sich die Borussen, um das Bielefelder Kollektiv in die Knie zwingen zu können. "Das war ein Psycho-Spiel. Die Angst hat uns gehemmt", lautete der Erklärungsversuch von Borussias Sportdirektor Max Eberl.

Abstiegsangst frisst Selbstvertrauen - oder mit den Worten eines Sportpsychologen ausgedrückt: Kognitive und motorische Störungen beim Patienten Borussia, ausgelöst durch die negative Beziehung von Angst und Leistung.

Doch was tun? Schließlich sind es nur noch fünf Spieltage bis Saisonschluss und die Borussia hat am Samstag Rekordmeister FC Bayern vor der Brust. Und die Münchner wollen mit dem neuen Trainer Jupp Heynckes im Titelrennen keine Punkt-Geschenke mehr verteilen. "Jetzt sind wir auf dem Abstiegsplatz, vielleicht fangen wir nun wieder an, Fußball zu spielen", hofft Eberl.

Vielleicht rückt Cheftrainer Hans Meyer aber auch wieder davon ab, dem eifrigen Karim Matmour den Part des Stoßstürmers zu überlassen. Der traf zwar gegen Bielefeld, war aber genau wie Marin und Baumjohann den Arminen im Luftkampf hoffnungslos unterlegen.

Und ausgerechnet mit tumb in den Strafraum geschlagenen Bällen hatten die Borussen immer wieder versucht, "die Bielefelder Mauer" (O-Ton Matmour) zu knacken. "Das war sicher das falsche Mittel", musste Marko Marin später zugeben.

Doch bei aller Selbstkritik - noch, sagt zumindest Borussias Routinier Tomas Galasek, sei noch alles drin im Abstiegskampf: "Gegen München erwartet jetzt doch sowieso kaum einer mehr etwas von uns, da ist vielleicht eine kleine Chance, zu überraschen.

Und selbst, wenn uns das nicht gelingen sollte - auch danach haben wir noch vier Spiele, auf die wir uns voll konzentrieren müssen. Denn entschieden ist da unten noch nichts."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort