Borussia Mönchengladbach Schwarz-gelbe Grenzerfahrung

Gladbach muss die Überlegenheit Dortmunds beim 1:3 anerkennen — und vermisst den gesperrten Xhaka.

Schwarz-Gelb jubelt, auch wenn Pierre-Emerick Aubameyang (unten Mitte) ohne Torerfolg bleibt und hier an Torhüter Yann Sommer scheitert.

Schwarz-Gelb jubelt, auch wenn Pierre-Emerick Aubameyang (unten Mitte) ohne Torerfolg bleibt und hier an Torhüter Yann Sommer scheitert.

Foto: Guido Kirchner

Mönchengladbach. Das ist nichts Neues in der Branche: Die Trainer denken gewöhnlich von Spiel zu Spiel, derweil die Manager meistens das große Ganze im Blick haben. Sie müssen visionäre Kräfte entfalten, weit vorausschauen, Entwicklungen erahnen. Bei Sportdirektor Max Eberl von Borussia Mönchengladbach geht es jetzt darum, für den Ernstfall gerüstet zu sein. Denn sollte der von etlichen internationalen Klubs umgarnte Topspieler Granit Xhaka (23) im Sommer die Fohlen-Elf verlassen, muss Eberl mit den zu erwartenden Millionen (30 bis 40) für adäquaten Ersatz sorgen.

Wie wichtig Xhaka für die Gladbacher ist, wurde bei der 1:3 (0:1)-Niederlage gegen Borussia Dortmund deutlich. „Natürlich fehlt in einem solchen Spiel ein Granit Xhaka, das ist doch klar“, sagte auch Gladbachs Trainer Andre Schubert, „aber wir können es ja nicht ändern.“

Ohne den gesperrten Mittelfeld-Regisseur fehlte den Gastgebern im voll besetzten Borussia-Park die individuelle Klasse, Bissigkeit und klare Linie. Um den Schwarz-Gelben Paroli bieten zu können, hätten die Gladbacher einen außergewöhnlichen Tag erwischen müssen. Der aber trat bei allem Engagement und augenscheinlichen Bemühen, sich mit viel Herz und Kampfgeist der spielerischen Dominanz des Gegners zu erwehren, nicht ein.

Und so blieb dem Nachfolger von Lucien Favre nun auch die erste Bundesliga-Heimniederlage nicht erspart. Was zumindest in der Bundesliga-Tabelle einstweilen für einigermaßen Klarheit sorgt: Der BVB ist in der Saison eins nach Jürgen Klopp wieder die zweite Kraft im Lande und auf Champions-League-Kurs, derweil sich Gladbach auf einen bis zum Saison-Ende harten, möglicherweise zermürbenden Kampf um einen der begehrten internationalen Plätze gefasst machen dürfte.

Schubert setzt in der Abwehr auf Elvedi statt auf Routinier Stranzl

„Man darf sich gegen eine solch starke Mannschaft keine Blöße erlauben, jeder Fehler wird auf dem hohen Niveau sofort bestraft“, sagte Schubert, suchte nicht nach Entschuldigungen und monierte bei den spielentscheidenden Szenen die Schwächen seiner Elf im Stellungsspiel und Zweikampfverhalten. Gleichwohl stand der 44-jährige Fußball-Lehrer nach dem 88. Borussen-Duell in der Bundesliga (31 BVB-Siege/29 Gladbach-Erfolge) hinter seinen personellen Entscheidungen.

So verzichtete er noch auf Routinier Martin Stranzl, der nach achtmonatiger Verletzungspause erstmals wieder in einem Pflichtspiel auf der Bank saß, und schenkte in der Innenverteidigung neben dem Dänen Andreas Christensen (19) dem gleichaltrigen Nico Elvedi das Vertrauen. „Warum sollte ich an Elvedi zweifeln“, sagte Schubert, „nein, nein. Das war schon okay so.“

Dem Winter-Zugang für die Defensive, Martin Hinteregger aus Österreich, verhalf Schubert („Er ist nah dran“) erst kurz vor Schluss zu seinen ersten Bundesliga-Minuten. Auch der zweite Neue im Dress der Gladbacher, Jonas Hofmann, durfte gegen seinen Ex-Club erst in der 80. Minute auf den Platz — und vergab die ihm sofort servierte Chance überhastet. Es war der letzte vergebliche Versuch der Fohlen-Elf, in dieser munteren Begegnung noch etwas zu reißen.

Zu dominant trumpfte letztlich der BVB auf, ein Quintett stach dabei heraus: Mats Hummels, Julian Weigel, Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan und Marco Reus bestimmten den Takt, erzielten Tore oder bereiteten sie vor. Sie sorgten für genussvolle Momente. Und all das ohne Hinzutun des enttäuschenden Torjägers Pierre-Emerick Aubame-yang.

Tuchel ist "sehr glücklich über die Leistung von Marco Reus"

Reus indes, der seine Karriere einst in Gladbach furios begann, erntete von seinem Trainer Lob in den höchsten Tönen: „Ich bin sehr glücklich über die Leistung von Marco“, sagte Thomas Tuchel. „Er ist gesund aus dem Urlaub zurückgekommen, hat super trainiert, wirkt frei und unbeschwert. Natürlich fehlt läuferisch noch ein bisschen was, aber es ist eine große Freude, ihn so zu erleben.“

Auch Reus, den in der Vergangenheit schwere Verletzungen aus der Bahn warfen, war zufrieden: „Man darf ja nicht vergessen, dass wir gegen einen starken Gegner gespielt haben. Ich bin sicher, Gladbach wird weiter oben bleiben.“

Oben dran bleiben — das ist das Gladbacher Ziel. Aber zunächst muss die Mannschaft schleunigst zu mehr Geschlossenheit zurückfinden und konzentrierter agieren. Einstweilen weiter ohne Granit Xhaka, der auch am Freitag in Mainz und eine Woche darauf gegen Werder Bremen nicht zu Verfügung stehen wird. „Es gibt viel zu tun“, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. In jeder Beziehung.

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