Meinung Rückerstattung von Tickets: Ein Grobes Foulspiel von Borussia Mönchengladbach

Meinung · Was wir alle in dieser extremen Zeit noch weniger als sonst brauchen können, sind Versuche, andere über den Tisch zu ziehen. Leider liefert Borussia Mönchengladbach, der Lieblingsfußballverein so vieler Menschen, ein Beispiel dafür.

 11. März im Borussia-Park: Gladbach gegen Köln ohne Zuschauer. Bei der Rückerstattung der Einnahmen aus dem Ticketverkauf setzt der Verein unzulässige Fristen.

11. März im Borussia-Park: Gladbach gegen Köln ohne Zuschauer. Bei der Rückerstattung der Einnahmen aus dem Ticketverkauf setzt der Verein unzulässige Fristen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Niemand kann heute sagen, welche sozialen und ökonomischen Schäden die Coronakrise hinterlässt. Klar ist aber, dass vor allem viele kleine Betriebe in ihrer Existenz bedroht sind, dass Hundertausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, vielleicht Millionen. Hilfe und Solidarität sind deshalb die Tugenden der Stunde. Was wir alle in dieser extremen Zeit noch weniger als sonst brauchen können, sind Versuche, andere über den Tisch zu ziehen. Leider liefert Borussia Mönchengladbach, der Lieblingsfußballverein so vieler Menschen, ein Beispiel dafür.

Es geht um die Tageskarten für die Begegnung am 11. März gegen Köln – das erste und bislang einzige Geisterspiel in der Bundesliga. Da so gut wie alle Tickets online verkauft worden sind, wäre es für den Klub ein Leichtes gewesen, das Geld für die Karten auf dem gleichen Zahlungsweg zurück zu zahlen. Und damit dem Beispiel vieler anderer Veranstalter zu folgen. Der Klub will es schwierig, baut Hürden auf. Ein Formular muss ausgefüllt werden. Dazu die Tickets als Beweis. Und alles muss bis Ende März per Post nach Mönchengladbach geschickt werden. Geht’s noch?

Die Rechtslage ist eindeutig. Bis Ende 2023 besteht ein Rück­zahlungsanspruch. Warum macht es der Verein so kompliziert, setzt willkürlich eine Frist in die Welt und baut damit Druck auf? Der böse Verdacht: Damit viele Ticketinhaber ihr Recht auf Rückzahlung nicht wahrnehmen und dem Klub das Geld schenken. Grundsätzlich ist diese Idee ja prima, weil insbesondere viele Kulturschaffende mit dieser Großzügigkeit der Kunden vor dem Aus bewahrt werden können. Aber ein Erstligaklub? In der Fußball-Bundesliga werden mit Übertragungsrechten Milliarden umgesetzt. Wenn nicht gespielt und gesendet wird, geht es um die Existenz. Die Ticket-Einnahmen spielen nur eine Nebenrolle. Deshalb sollte Gladbach das grobe Foulspiel unterlassen und einfach zahlen.

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